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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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geschützten Nische blieb Bandicut stehen; daraufhin lud ihn der Außerirdische mit einer Handbewegung ein, sich ans Feuer zu setzen. »Komm.«
    Ja … das ist in Ordnung, flüsterte eine leise Stimme in Bandicuts Kopf eine vertraute Stimme.
    Er zuckte zusammen.
    Der Außerirdische neigte den Kopf zur Seite.
    Bandicut schluckte und dachte: Gütiger Gott, jetzt ist nicht der Zeitpunkt, sich mit den Erinnerungen abzugeben, die dich verfolgen – oder schlimmer noch, in eine Fugue abzugleiten. Der Außerirdische trat zur Seite, damit Bandicut sich ans Feuer hocken konnte. Es war kein großes, hohes Feuer – gerade mal ein kleiner Haufen brennender Zweige –, doch wieder und wieder seufzte er dankbar, als er die Hände den Flammen entgegenstreckte und sich wünschte, er könne ihre Wärme durch die Hände und Handgelenke in sich einsaugen.
    »Hrrr …«, Rauschen/statisches Knistern, »… k-k-kalt?«, fragte der Außerirdische und ging auf der anderen Seite des Feuers in die Hocke. Der Stein in der rechten Schläfe des Wesens schimmerte, als es sprach.
    Bandicut starrte auf den flirrenden Stein in seinem Handgelenk. Er spürte, dass es für den Stein ein hartes Stück Arbeit war, die verschiedenen Worte des Wesens zu übersetzen; abgesehen von dem unsicheren Schnarrlaut zwischen den einzelnen Worten, ließ sich die Übersetzungsstimme nicht von der Stimme des Außerirdischen unterscheiden. Ernst blickte Bandicut dem Wesen in das unbewegte blaue Gesicht, und da wurde ihm plötzlich das ganze Ausmaß dessen bewusst, was er gerade erlebte. Ein Außerirdischer. Soeben hatte ein Wesen aus Fleisch und Blut, das von einer anderen Welt stammte, ihm das Leben gerettet. Ihm wurde schwindelig bei dem Gedanken. Schließlich beantwortete er die Frage: »Ja«, flüsterte er. »Sehr kalt.«
    In der Zwischenzeit waren auch die beiden Roboter rumpelnd neben dem Feuer zum Stehen gekommen. Grunzend erhob sich Bandicut und nahm Copernicus den durchnässten Rucksack vom Rücken. »Meine, äh, Vorräte«, erklärte er. Der Außerirdische, dessen Gesicht im letzten dämmrigen Tageslicht kaum noch zu erkennen war, reckte den Kopf, um den Rucksack besser sehen zu können, während Bandicut diesen öffnete. Er hielt ihn bewusst so, dass sein Gastgeber hineinblicken konnte oder zumindest bemerken musste, dass er dazu eingeladen war. Bandicut griff hinein, suchte nach trockener Kleidung und holte schließlich einen Overall und Unterwäsche hervor. An einigen Stellen waren die Sachen feucht, aber wesentlich trockener als die Kleidung, die er am Leib trug. Mit schwindendem Tageslicht kühlte auch die Luft rasch ab, weshalb es umso nötiger erschien, sich zu beeilen.
    Bandicut schüttelte die Kleidungsstücke aus und hielt sie hoch, damit der Außerirdische sie sehen konnte. Dann zerrte er an den nassen Sachen, die ihm am Leib klebten. »Trockene Kleidung«, sagte er so deutlich wie möglich, um das Zittern in seiner Stimme zu kompensieren. »Ich ziehe mich um.«
    Der Außerirdische sagte nichts; vermutlich wartete er darauf, dass Bandicut ihm demonstrierte, was er meinte.
    Bandicut wurde unversehens die Absurdität der Situation bewusst, und er zögerte. Da war er nun, der große historische Moment, der Erstkontakt mit einer außerirdischen Spezies, und John Bandicut mitten drin, und das Erste, was dieser John Bandicut tat, war, sich auszuziehen. Natürlich konnte er nicht anders -abgesehen davon, dass es absolut notwendig war, war es logisch -jedenfalls gewissermaßen. Schließlich war dies die Gelegenheit, dem fremden Wesen zu demonstrieren, wie ein Mensch aussah, und zu zeigen, dass er, Bandicut, völlig unbewaffnet war. Er atmete durch, öffnete schnell die Reißverschlüsse der nassen Jacke und des Overalls und entkleidete sich bis auf die Haut. Bandicut nahm die Ersatzkleidung – dann zögerte er einen Moment, obwohl er zitterte und am ganzen Körper eine Gänsehaut hatte.
    Der Außerirdische musterte ihn interessiert und sagte in rollendem Ton: »Kl-l-leiiidung?«
    »Ja.« Bandicut zog sich hastig an, dann hockte er sich wieder ans Feuer. Es brannte ungleichmäßig, daher pustete er sanft in die Glut, um diese erneut anzufachen. Er nahm den trockenen Ast auf, den er vom Baum gebrochen hatte, brach ihn über dem Knie entzwei und legte die Stücke in die winzigen, flackernden Flammen.
    Der Außerirdische reagierte darauf, indem er neben sich griff und etwas aus dem Gras aufhob -noch ein Stück Brennholz. Er brach es ebenfalls entzwei und

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