Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
Vom Netzwerk:
Gestalt, beinahe verloren in den Schatten des Canons. Seine Silhouette zeichnete sich gerade noch gegen die unheimlich erhellte Felswand ab, die am Ende des Canons den Weg zu blockieren schien. Er hörte Iks Stimme, die der Wind ihm zutrug.
    Im Boden des Canons schien ein Riss zu sein. Erst als Bandicut neben Ik stehen blieb, erkannte er, dass der Hraachee’aner am Rand eines steilen Abgrunds stand. Ik hielt sich eine Art Sichtgerät vor die Augen, offenbar eine Art Fernglas.
    Der Anblick der tiefen Schlucht, die ihren Weg kreuzte und den Canon wie durch einen Messerschnitt teilte, raubte Bandicut den Atem. Nicht weit von ihrem Aussichtspunkt entfernt war eine glatte Vertiefung zu erkennen: Vermutlich hatte sich dort einst Wasser vom Canon in die Schlucht ergossen. Es musste ein umwerfender Wasserfall gewesen sein. Er konnte ihn beinahe donnern hören. Nein, er hörte tatsächlich ein Donnern, das weniger vom Boden als vielmehr durch die Luft übertragen wurde.
    »John«, setzte Ik an, unterbrach sich aber gleich wieder. Er blickte durch sein Sichtgerät und stieß plötzlich einen gellenden Schrei aus:
    »Hiiiieee, Li-Jare-e-ed« Seine Stimme hallte von den Canonwänden wider: »ed. … ed … ed!« Ik murmelte eine misstönende Silbe, die wie ein Fluch klang.
    »Ich sehe ihn nicht«, meinte Bandicut. Die eine Hälfte des Schluchtbodens lag im Schatten, die andere wurde von goldrotem Licht erhellt. Ein silbriger Wasserstreifen wand sich der Länge nach durch die Schlucht. Als die Roboter zu ihnen traten, wandte Bandicut sich halb zu ihnen um. »Nappi, hast du …?«
    »Sieh dort!«, unterbrach Ik ihn. Er reichte Bandicut das Sichtgerät und zeigte auf eine Stelle in der Schlucht.
    Bandicut hielt sich das Gerät vor die Augen und stellte fest, dass es die ferne Felswand vergrößerte und sich sofort auf eine dunkle, sich bewegende Gestalt einstellte. Er konnte sie nicht besonders deutlich erkennen, doch erinnerten ihn ihre ausgesprochen flinken Bewegungen an einen Schimpansen oder Berggorilla. »Ist er das, Ik? Ist das Li-Jared?«
    »Ja, aber er hört mich nicht!«
    Erneut schrie Ik nach seinem Freund. Lautes, hohes Trillern und ein tiefes Grollen unterbrachen ihn. Bedrohlich stöhnend brauste der Wind durch den Canon. Bandicut ließ das Sichtgerät sinken und schaute sich besorgt um.
    »Capt’n, Tiergestalten auf der linken Felswand!«, schrie Copernicus.
    »Was für Tiere? Meerkatzen?«
    »Da, John Bandicut!«, rief Napoleon und zeigte in die betreffende Richtung.
    Bandicut hob das Sichtgerät, um hindurchzublicken, aber Ik riss es ihm aus den Händen. »Nein!«, brüllte er. »Du verlierst Li-Jared aus den Augen!«
    »Tut mir Leid!«
    »John Bandicut – nachdrückliche Warnung!«, schrie Napoleon. »Schwere atmosphärische Störung!«
    Bandicut hob den Blick. Ein gutes Stück rechts von ihnen wurde der Himmel über der Schlucht von einer Windhose geteilt. /Verdammt! Sag mir bitte, dass das die Fugue verursacht!/
    ///Das glaube ich nicht.///
    Ein Rauschen und hohes Pfeifen wie von einem Düsentriebwerk erfüllte die Luft, während der Windtrichter sich näherte.
    »Aaaiiiieee – Li-jarrre-e-e-d-d!«, schrie Ik und winkte hektisch mit den Armen.
    Ik benutzte inzwischen wieder sein Sichtgerät, aber Bandicut vermochte Iks Freund auch mit bloßem Auge zu erkennen: ein sich bewegender, kleiner Punkt, tief unten am anderen Ende der Schlucht. Es war völlig unmöglich, dass Li-Jared Iks Schrei gehört haben könnte. Doch musste er den sich nähernden Tornado gesehen haben, denn er schien die Felswand hinaufzuklettern.
    Hinauf ? Das ergab keinen Sinn. Es sei denn …
    »Li-Jarrre-e-d-d, warte! NEIIIIN!«, brüllte Ik.
    Bandicut blinzelte und glaubte, einen kleinen Blitz in der Felswand zu sehen. Er rieb sich die Augen; Li-Jared war verschwunden.
    »Ik! Wo ist er hin?«
    »Hrahhh!«, rief Ik. »Durch ein Portal …«
    Iks restliche Worte gingen im Tosen des Tornados unter.

7 Pfade im Dunkeln
    ///Lauf zum Fuß der Felswand!///
    Bandicut packte Ik und zog ihn nach rechts, wobei er die Roboter zu der Stelle winkte, die den größtmöglichen Schutz zu bieten schien. Das Tosen verschluckte alle anderen Geräusche. Bandicut und Ik liefen geduckt, weniger vom Wind niedergedrückt als vielmehr von dem erderschütternden Getöse.
    Der Himmel über ihnen verfärbte sich kränklich grün. Die Trichterwolke, kurzzeitig von der Felswand verdeckt, donnerte in ihr Sichtfeld und jagte brüllend in die Schlucht. Ik und Bandicut warfen

Weitere Kostenlose Bücher