02 - Das Weltenschiff
nicht ins Metaschiff gefolgt, zumindest nicht an den gleichen Ort. Er hatte den Ort einfach nur beobachtet, so lange, wie er es meinte riskieren zu können, und war dann auf Erkundung gegangen.
Copernicus saß, von seinen Gedanken gelähmt, auf einer niedrigen Anhöhe, von der aus er eine kleine Siedlung überblicken konnte. Sie war von Wesen erbaut worden, bei denen es sich weder um Menschen noch um Hraachee’aner handelte; Copernicus wusste nicht, was das für Wesen waren. Sie hatten vier Beine, und wenn sie einander gerade keine hitzigen Wortgefechte lieferten, verbrachten sie anscheinend einen Großteil ihrer Zeit damit, den Boden zu bearbeiten, wobei sie den darauf wachsenden Blattpflanzen besondere Aufmerksamkeit schenkten. Sie schienen nicht nach Bodenschätzen zu suchen; Copernicus wusste nicht, was sie taten. Er hatte bereits beschlossen, dass, wenn es sich vermeiden ließe, er nicht das Risiko eingehen würde, sich ihnen zu nähern.
Doch er hatte etwas in ihrer Siedlung entdeckt, das ihn interessierte. Terminals. Datenanschlusspunkte. Jene Art von Zugriff, den er so dringend benötigte. Vielleicht würde er noch andere Terminals entdecken, wenn er weitersuchte, Terminals, die nicht in der Nähe von unberechenbaren Außerirdischen standen. Er musste sich einklinken, nicht nur in das DatenNetz, sondern vor allem, um sich mit seinen Gefährten in Verbindung zu setzen.
Und allmählich konnte er auch die Stimmen verstehen, die er seit einiger Zeit in seinem Kopf hörte. »… kannst du uns hören … überlebenswichtig, dass du antwortest … Napoleon reagiert nicht … muss reagieren … »
Das waren keine menschlichen Stimmen, und es war auch nicht Napoleon. War das die Stimme des Boojum? Sollte Copernicus ihr gehorchen? Es wusste die Antwort nicht, konnte sich nicht sicher sein.
Er durchsuchte seine Datenbank nach Hinweisen. Was sollte er jetzt tun, abgeschnitten von seinen Partnern? Was sollte er von Napoleon halten? Seine Aufgabe war es, John Bandicut zu helfen und zu beschützen, oder nicht? Aber vielleicht waren ja jetzt die Stimmen seine neuen Herren. Er erinnerte sich daran, das er Angst gehabt hatte und dass Bandicut den Arm ausgestreckt hatte, um Napoleon zu beschützen, der sich irrational benahm. Aber warum? Waren sie alle unter die Kontrolle des Boojum geraten?
Copernicus brauchte Zeit zum Nachdenken, aber dringender noch brauchte er Informationen. Wo auch immer er war, es wurde Zeit, weiterzuziehen.
Copernicus drehte sich um und fuhr die Anhöhe hinab, fort von der Siedlung. Er hatte einen langen, flachen Pfad entdeckt, der Ähnlichkeit mit einer Straße hatte. Wenn er dieser Straße folgte, würde er vielleicht mehr Terminals finden.
Und vielleicht würde er auch die Antworten finden, die er brauchte.
Ik seufzte durch die Ohren, während die Maksu-Glühwürmchen über den Tisch summten und flimmerten. Sie erinnerten ihn an die Funken, die er oft vor den Augen sah, wenn er sich aus bestimmten Schlafmeditationen löste. Eine solche Schlafmeditation hatte Ik momentan bitter nötig. Schon viel zu lange befand er sich in einem Zustand angespannter Wachsamkeit. Er blickte zu Li-Jared, der keine Sekunde still saß; die Augen seines Freundes blitzten, verrieten seine Gedanken: Diese Wesen machen mich nervös.
In diesem Punkt konnte Ik ihm nicht widersprechen.
Der Maksu-Schwarm sammelte sich zu einer dichten, wirbelnden Wolke und gab ein Geräusch von sich, das an ein metallisches Stöhnen erinnerte. »Eure Information ist kostbar, aber beunruhigend«, hörte Ik dank der Stimmensteine in seinem Kopf. »Wir sind an jeder weiteren Information interessiert, die ihr über den Boojum sammelt.«
Ik rieb sich mit den Fingerspitzen über die Brust. »Natürlich. Und was bietet ihr uns im Gegenzug?«
Die Maksu stöhnten: »Eine Gruppe von uns wird euch zum Baum-aus-Eis-Nexus bringen; dieser Nexus trägt die Bezeichnung ›Eishöhlen‹. Dort werden unsere Leute versuchen, euch bei der Kontaktaufnahme mit den Metastimmen zu helfen. Wir können weder garantieren, dass der Kontakt zustande kommt, noch dass ihr in den Eishöhlen irgendwelche Informationen findet.«
»Das verstehen wir«, beruhigte Ik die Bedenken der Maksu. Er begegnete Li-Jareds Blick. Beiläufig schnippte der Karellianer mit den Fingern.
Die Maksu fuhren fort: »Wir erwarten keine physischen Schwierigkeiten. Trotzdem ist jederzeit damit zu rechnen, dass sich der Boojum einmischt – oder jemand anders. Falls das geschieht, können
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