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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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schwarzen Augen, die sinnigerweise Carmen hieß. Möglicherweise war das aber nur ein Gag.
    Carmen gefiel, was sie sah, das bemerkte er sofort. Trotzdem rückte sie keinerlei Informationen über Cenobio Cordova heraus. Tom bekam allerdings den Eindruck, dass sie den Mann durchaus kannte. Er ließ verstohlen einen Hundert-Peso-Schein über die Theke wandern. Señorita Carmen zögerte kurz und ließ ihn dann schnell in der kleinen Tasche ihres knapp sitzenden schwarzen Kostüms verschwinden.
    »Tut mir leid, Señor Ericson, aber ich kann und darf Ihnen nicht helfen. Wir behandeln Informationen über unsere Gäste vertraulich, was sicher auch in Ihrem Sinne ist.« Sie lächelte unverbindlich. »Einen kleinen Tipp könnte ich Ihnen allerdings geben.«
    »Ich bin für jeden Hinweis dankbar.« Tom lächelte zurück.
    Sie nickte. »Dann schlage ich vor, dass Sie sich einfach mal an die Touristeninformation wenden, die gar nicht weit von hier ein Büro hat. Fragen Sie nach Señora Rosaria und richten Sie ihr einen schönen Gruß von mir aus. Wollen Sie das tun?«
    »Es wird mir sogar ein ausgesprochenes Vergnügen sein. Wer ist denn diese Señora Rosaria?«
    »Meine Tante. Sie können ihr voll und ganz vertrauen, Señor.«
    »Davon bin ich überzeugt. Vielen Dank erst mal.«
    Er machte er sich auf den Weg in die Innenstadt. Im Touristenbüro fragte Tom nach Señora Rosaria und wurde an eine etwa vierzigjährige, schlanke Frau im Geschäftskostüm verwiesen. Sie lächelte Tom an; er fand sie ganz sympathisch.
    »Sie müssen Señor Ericson sein. Meine Nichte hat mich gerade angerufen, dass Sie vorbeikommen würden. Darf ich Ihnen einen Kaffee oder sonst etwas anbieten?«
    »Einen Kaffee gerne.«
    Señora Rosaria bereitete ihn höchstpersönlich in einer lärmenden Maschine zu, die wahrscheinlich bereits den Aufstieg Playa del Carmens vor zwanzig Jahren erlebt hatte. Und so schmeckte das Gebräu auch. Tom verzog jedoch keine Miene. In verschiedenen Eingeborenendörfern rund um den Globus hatte er schon weit schlimmere Spezialitäten gekostet.
    »Können Sie mir Auskunft darüber geben, wo ich Señor Cordova finden kann, Señora Rosaria?«, kam er gleich auf den Punkt.
    Die Frau schlürfte an ihrer Tasse. »Nun, möglicherweise kann ich das recherchieren. Ganz so einfach ist es aber nicht. Señor Cordova hat als Fremdenführer für verschiedene Touristeneinrichtungen gearbeitet, aber ich habe schon ein paar Jahre nichts mehr von ihm gehört. Ich werde die eine oder andere Auskunft wohl kaufen müssen.« Sie seufzte.
    Tom ging auch darüber hinweg. Dass Geld das beste Schmiermittel gleich nach dem Motorenöl war, hatte er ebenfalls in verschiedenen Dörfern rund um den Globus erfahren müssen; diesmal aber nicht von freundlichen Eingeborenen, sondern von so genannten Zivilisierten. »Was veranschlagen Sie?«
    »Mit fünfhundert Pesos würde ich, denke ich, schon einiges erreichen können.«
    Tom nickte. »Das soll es mir wert sein. Wie lange müsste ich denn auf eine Erfolgsmeldung Ihrerseits warten?«
    »Können Sie morgen Vormittag wieder vorbeikommen?«
    Tom zögerte einen Moment. Aber er hatte im Moment keine Wahl. »Also gut. Zweihundert im Voraus, den Rest, wenn ich zufrieden bin. Einverstanden?«
    »Si.«
    Zwei Hundert-Peso-Scheine wechselten den Besitzer. Danach suchte sich Tom ein wesentlich billigeres Hotel und landete im »La Tortuga«. Da er nicht länger als unbedingt nötig in dem heruntergekommenen Zimmer verweilen wollte, beschloss er, sich ins pralle Leben von Playa del Carmen zu stürzen.
    Tom duschte und rasierte sich. Zuerst spazierte er die Quinta Avenida entlang, die »Lebensader« der Touristenhochburg, die zum größten Teil den Fußgängern vorbehalten war. Restaurants, Souvenirgeschäfte, Läden mit mexikanischem Kunsthandwerk und Geschäfte für Taucher reihten sich aneinander, Legionen von zum Teil nur leicht bekleideten Urlaubern drückten sich durch die Quinta Avenida. Es roch nach Schweiß, Sonnenöl und Gegrilltem.
    Bei den meisten Touristen handelte es sich um Amerikaner, vereinzelt hörte Tom aber auch Deutsch und Italienisch. Der Geräuschpegel war gewaltig. In einem Restaurant gönnte er sich eine Portion Huachinango-Fisch und überlegte, ob er vielleicht sogar eine kleine Schnorcheltour zu den Korallenriffen unternehmen sollte, bevorzugte dann aber doch die Kunsthandwerksläden, in denen er fast zwei Stunden stöberte. Dabei hatte er wiederholt das Gefühl, beobachtet, vielleicht sogar

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