Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
verfolgt zu werden.
    Der Indio?
    Wenn ja, dann verbarg er sich dieses Mal gut, denn Tom sah ihn zumindest nicht.
    Im Schaufenster eines Elektronikladens entdeckte Tom wenig später zu seiner großen Freude ein baugleiches Modell des Satellitentelefons, das Branson in der Karten-Kammer zerstört hatte. Danach hatte sich Tom mangels Auswahl ein einfacheres Gerät ohne Fotofunktion zulegen müssen, die er seither schon einige Male schmerzhaft vermisst hatte. Nun betrat er den Laden, gab das wenige Tage alte Telefon in Zahlung und beglich den Rest mit seiner Kreditkarte. Anschließend richtete das Thuraya SG 2520 bei einer Tasse Maya-Kaffee am Tisch eines Straßenlokals mit der SIM-Card ein. Die Verbindung zu seinem privaten Server klappte auf Anhieb.
    Tom war zufrieden. Er blieb noch ein Weilchen sitzen und blickte zu einem Fernseher hoch, der für die Gäste an einer Halterung festgemacht war. Gerade liefen die Nachrichten. Die Sprecherin verkündete, dass der am 26. August von Hobbyastronomen am Blue Mountain Peak in Jamaika entdeckte Komet weit an der Erde vorbeiziehen, dass also von ihm keine Gefahr ausgehen werde, wie spekuliert worden war. Weltuntergangspropheten hatten den Kometen bereits mit dem Maya-Kalender in Verbindung gebracht.
    »Na also«, murmelte Tom. »Alles wird gut. Ich wusste doch, dass 2012 ein Jahr wird wie jedes andere auch.«
    ***
    Gegen Abend zog es den Archäologen zum Strand. Zwischen vereinzelten Fischerbooten, die dicht an dicht auf dem feinen weißen Sand lagen, standen Strandbars, so weit das Auge reichte. Reggae- und Salsabands spielten, aber auch Technoklänge und afrikanische Rhythmen erfüllten die Luft. Tom ließ sich im Strom der lachenden, feiernden, hauptsächlich jungen Leute mittreiben, probierte hier und da einen Cocktail, betrachtete das bunte Bild und lauschte einer Band, wenn er die Musik mochte.
    Eine hübsche junge Mexikanerin mit leicht schrägstehenden Augen, blondem Haarschopf, weißem, ärmellosen Hemdchen und knappen Hotpants tänzelte zu Salsamusik hüftschwingend auf ihn zu, als er mit einem grünlich schimmernden Ixchel in der Hand lässig an eine Bar gelehnt stand. Er beobachtete sie fasziniert, denn sie war ein absolutes Bewegungstalent. Sie schien seine Blicke zu bemerken und zu genießen. Schließlich stand sie vor Tom und lächelte ihn verheißungsvoll an.
    »Komm, tanz mit mir«, sagte sie auf Spanisch und schüttelte ihre Hüften erneut. Dabei kam sie ihm ziemlich nahe. Sie roch umwerfend. Tom, der schon einen leichten Schwips hatte, fühlte plötzlich das Verlangen zu tanzen in sich aufsteigen. Doch bevor er sein Glas abstellen und beginnen konnte, sich vor ihr im Takt zu bewegen, endete schlagartig die Musik. Klatschen und Beifallsjohlen klangen auf. Auch Tom und die schöne Unbekannte klatschten.
    »Schade«, sagte die junge Frau und zog einen Schmollmund. »Aber das nächste Lied kommt bestimmt, und dann…«
    Tom hatte im letzten Moment den Anflug von Unzurechnungsfähigkeit überwunden und hielt sich wieder an seinem Cocktail fest. »Mach dir keine Hoffnung. Beim Tanzen bin ich absolut talentfrei.«
    »Das sagen alle Männer ‒ und wundern sich später, dass sie es doch können.« Sie lächelte ihn an. »Ich bin übrigens Nancy.«
    Er prostete ihr zu. »Ich heiße Tom. Und ich muss dich warnen: Ich bin ein knochentrockener Wissenschaftler.«
    »Oh!« Sie schien ehrlich überrascht. »So siehst du gar nicht aus. Welches Fachgebiet? Weißt du, ich will demnächst mexikanische Geschichte in Mexiko City studieren, vielleicht sogar Archäologie. Die alten Maya faszinieren mich total.«
    Tom wusste, dass er sie für den Rest des Abends an der Backe haben würde, wenn er jetzt nicht log. Andererseits… sie war wirklich niedlich und ein lockeres Gespräch würde ihn von den Geschehnissen der letzten Tage ablenken. Also blieb er bei der Wahrheit: »Das nenne ich einen Zufall. Ich bin Archäologe.«
    »Krass!« Nancy strahlte und begann schon wieder, mit den Hüften zu zucken, wenn auch nur verhalten. »So wie Indy Jones? Hast du auch schon Maya-Tempel ausgegraben, Tom?«
    »Ja. Allerdings würde ich mich nicht mit India-«
    »Dann kennst du dich mit dem Thema aus?«
    »Nicht mein Fachgebiet, aber ja: so einigermaßen.«
    »Toll. Willst du mir davon erzählen? Ich steh total auf die Maya. Schau mal, ich mische mir sogar das Maya-Blau für meinen Lidschatten selbst!« Sie beugte sich zu ihm herüber und klimperte mit den Wimpern.
    »Wie die Originalfarbe«,

Weitere Kostenlose Bücher