02 - Die Gefangene des Wikingers
einfach stehen ließ.
»Lady?«
Magdalene trat wieder in das Zimmer. Sie ging fröhlich zu Rhiannons Truhe und holte Kleider heraus. Sie plapperte unentwegt, aber zuerst hörte Rhiannon gar nicht hin.
»Sie sind alle voller Ehrfurcht, weil es so ein edler Kampf gewesen ist! Lady, Ihr könnt Euch glücklich schätzen.*
Rhiannon starrte Magdalene an und trat schnell zu ihr hin. »Welcher Kampf?«
»Nun, der, in dem Euer irischer Prinz mit Rowan kämpfte. Der junge Mann hat fast sofort sein Schwert verloren, aber sie haben mir erzählt dass Eric von Dubhlain nur seine Wange geritzt hat, dann hat er ihn aufstehen geheißen und ihm das Leben geschenkt, um gegen die Dänen zu kämpfen. «
Rhiannons Magen begann sich umzustülpen. »Wann wann ist denn das alles passiert?«
»Nun, bei der Morgendämmerung. Man spricht über nichts anderes, Lady!«
Und wieder wirbelte Rhiannon herum und rannte zur Tür. Sie stieß sie auf und lief, immer noch nur in das Laken gehüllt zurück auf den schmutzigen Pfad.
Die Männer stiegen gerade auf. Sie waren zum Wegreiten bereit. Sie sah Eric und lief zu ihm. Wieder hatte er sein Visier heruntergeklappt, aber seine Augen waren voller Wut.
»Verdammt noch mal, Weib! Geht und zieht Euch richtig an!«
»Bastard!« zischte sie ihn an.
Ungeduldig stieg er ab. Er nahm sie auf die Arme und trug sie zum Gebäude zurück. Wütend schlug sie auf ihn ein und schürfte sich dabei ihre Hände an der Rüstung auf: »Bastard! Ihr habt mich zum Narren gehalten! Ihr habt mich ausgenutzt! Ihr seid der hassenswerte Sohn einer Ratte und einer Hure!«
Er stieß die Tür auf und ignorierte Magdalene, die mit offenem Mund dastand.
Er trug Rhiannon zum Bett und ließ sie darauf fallen. »Mich könnt Ihr beschimpfen, solange Ihr wollt, Lady. Aber ich warne Euch, sagt nie mehr ein abfälliges Wort über meine Mutter oder meinen Vater. Und zieht Euch endlich an, Lady, sonst werde ich richtig in Zorn geraten. «
Trotzig warf sie ihr Haar zurück, doch innerlich war sie erschreckt über das Ausmaß seines Zornes, erschreckt über die brennende Drohung in seinen Augen, die hinter der Maske aus Stahl glühten.
Sie würde ihn nie ihre Furcht wissen lassen! schwor sie sich im stillen.
»Ist das alles?« Sie schaffte es, das mit einer Mischung aus Mut und Ärger zu sagen.
Er hielt inne. Sie war sich sicher, dass er grinste träge und mit großem Spott.
»Nein, Lady, das ist es nicht. Euer junger Rowan lebt – ich habe meine Seite des Handels eingehalten, obwohl ich das schon vorher getan habe. Ich werde zurückkehren, Lady, - und ich werde bei meiner Rückkehr das verlangen, was mir
zusteht. Die Entschädigung!«
Er verbeugte sich vor ihr. Dann drehte er sich um, ging mit langen Schritten aus dem Raum, und die Tür schlug hinter ihm zu.
Dann hörte Rhiannon den Klang der Hörner und das Klappern von vielen Hufen. Sie sprang auf, ohne die Anordnung ihres Ehemannes zu beachten. Sie öffnete die Tür und stand dort, eingehüllt in das Leinentuch.
Und sie sah Eric von Dubhlain hoch aufgerichtet auf Alexander. Er trug seine komplette Rüstung, sein Visier verbarg seine Gesichtszüge außer dem Blitzen seiner Augen, sein Umhang mit dem Emblem des Wolfes wehte hinter ihm.
Er blickte nicht in ihre Richtung. Die Truppen marschierten vorbei. Er rief Kommandos für seine irischen und norwegischen Männer. Dann bebte die Erde, und er ritt an der Seite des Königs in vollem Galopp davon.
Eric von Dubhlain, der Wikinger-Lord.
Ihr Ehemann.
Kapitel 10
»Die Männer von Rochester haben sich den ganzen Winter gegen die Dänen behaupten müssen«, erzählte Alfred Eric, als sie an den Truppen des Königs entlangritten. Eric saß auf seinem weißen Hengst, hörte dem König zu und blickte dabei nach hinten auf die Reihen der Krieger.
Seine Männer waren größtenteils beritten, während bei den Sachsen nur wenige ein Pferd hatten. Die Reihen der sächsischen Krieger waren in Lederrüstungen gekleidet. Die Haus-Carls, die professionellen Soldaten, waren gut bewaffnet, während die einfachen Männer, die kleinen Häusler und Landbesitzer, alles als Waffen benutzten, was ihnen gerade unter die Hände gekommen war. Einige hatten Heugabeln, andere Sicheln, und mehrere waren sogar mit Keulen bewaffnet die sie aus schweren Eichenästen geschnitten hatten.
Im Vergleich dazu waren Erics Männer bemerkenswert gut auf den Krieg vorbereitet. Die Männer aus Dubhlain, sowohl Iren als auch Norweger, hatten ihr Handwerk
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