Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag

02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag

Titel: 02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
Vom Netzwerk:
Silvia ist vielleicht so nett, mir beim Verbinden des Leutnants zu helfen.«
    »Selbstverständlich", erklärte sich der wackere Gelehrte bereit. »Außer Sie wünschen, daß ich den Wachposten beziehe?«
    »Das ist unnötig. Suchen Sie im Keller Zuflucht, das ist alles, worum ich Sie bitte.«
    Marais entfernte sich in Timotheus' Begleitung. Silvia war Lennet behilflich, Charles die Tweedweste und das Hemd auszuziehen, das bereits von Blut verklebt war.
    »Gib mir den Alkohol", befahl Lennet.
    »Da. Oh, wie das Blut fließt! Schrecklich!«
    »Kompresse! Mach schnell!«
    Lennet drückte einen alkoholgetränkten Tupfer auf die Wunde.
    »Lennet!«
    »Ja"
    »Ich glaube, mir wird schlecht.«
    »Das würde ich dir nicht raten.«
    »Wieso?«
    »Dann müßte ich dir eine Ohrfeige geben, um dich wiederzubeleben. Hilf mir lieber, ihn auf den Bauch zu legen.«
    »Die Wunde ist ordentlich und sauber", sagte Lennet, »glatter Durchschuß! Um so besser. Knochen wurde hoffentlich keiner getroffen. Reich mir die Binde.«
    Er desinfizierte und reinigte die Wundränder und legte einen Druckverband an.
    »Jetzt her mit der Leiter.«
    »Wie bitte?«
    Er war bereits weggeeilt. Sie lief ihm nach. Er brachte die Leiter, die die Anstreicher stehengelassen hatten. Sie streckten den Verwundeten darauf aus, Lennet hatte ihn bei den Schultern, Silvia an den Füßen hochgehoben.
    »Packe das obere Ende der Leiter. Eins, zwei, drei, hopp!
    Vorwärts marsch!«
    Sie brachten den Verwundeten in die Garage, wo Charles den Wagen geparkt hatte. Dort betteten sie ihn mit aller Vorsicht auf den Rücksitz.
    »Ich begleite dich", sagte Silvia.
    »Wozu?«
    »Um bei dir zu sein. Ich hätte außerdem viel zu große Angst, um hierzubleiben.«
    »Kommt nicht in Frage. Du kehrst zurück und holst Charles' Pistole sowie sein Taschentuch mit all den Dingen drin. Dann machst du deinem Vater und Timotheus das Frühstück, aber im Keller und bei geschlossener Panzertür. Du öffnest erst, wenn du ganz sicher bist, daß ich hinter der Tür stehe!«
    Gab es ein Krankenhaus in Figueras? Wer hatte auf Charles geschossen - die Ostagenten oder die Leute von Miß Saphir?
    Wäre es nicht besser gewesen, Charles' Wunde genau zu untersuchen, bevor er sie verband? Würde der Professor es hinnehmen, während seiner, Lennets, Abwesenheit, brav im Keller sitzen zu bleiben? Würde der Feind einen Angriff unternehmen?
    Lauter unlösbare Fragen. Die zehn Kilometer, die Lennet zu fahren hatte, waren in wenigen Minuten zurückgelegt.
    Das Dorf lag auf einer Anhöhe. An seinem Eingang standen einige Bäume, hinter denen Lennet das bereits gewendete Auto parkte. Um möglichst wenigen Gefahren ausgesetzt zu sein, hob er Charles vorsichtig aus dem Wagen und legte ihn auf den weichen Grasteppich.
    Figueras schien in tiefem Schlaf zu liegen. Lennet betrat das Dorf zu Fuß und hielt nach einer Arzttafel an einer Tür Ausschau. Er begegnete zwei Frauen mit Körben an den Armen und einem kleinen Jungen mit einer Schultasche.
    »Es ist doch noch nicht Schulzeit", begrüßte Lennet ihn freundschaftlich.
    Der Kleine hob die Augen, sah ihn lächeln und lächelte zurück. »Heut bin ich dran, das Klassenzimmer zu fegen", erklärte er.
    »Ist die Schule weit?«
    »Am andern Ende des Ortes.«
    »Ist der Ort groß?«
    »O ja, recht groß.«
    »Sag mal, gibt es hier ein Krankenhaus?«
    »Nein.«
    »Aber einen Arzt, den gibt's doch hier?«
    »Einen Doktor, meinen Sie? Wir haben drei! Sehen Sie das Haus mit der Palme im Garten? Dort wohnt ein Doktor.«
    Lennet bedankte sich und blieb vor dem Gitter des Arzthauses stehen. Ein Briefkasten, eine Glocke - das war alles, was er brauchte.
    Er kritzelte auf ein Blatt seines Notizbuches: »Schußverletzter am Ortseingang, hinter der Baumgruppe an der Straße nach Sete.« Dann legte er seinen Finger auf den Klingelknopf und drückte so lange, bis eines der Fenster geöffnet wurde. Eine Frau steckte den Kopf heraus. »Was gibt's?«
    »Sehr dringend!« rief Lennet und warf den Zettel in den Briefkastenschlitz. Dann entfernte er sich.
    Charles lag noch immer an Ort und Stelle; er stöhnte. Lennet verbarg den Mercedes hinter einer anderen Baumgruppe, hundert Meter weiter in entgegengesetzter Richtung, und kehrte dann zurück, um zu sehen, ob sich der Arzt wirklich hatte aufscheuchen lassen.
    Nach nicht einmal fünf Minuten beobachtete Lennet, der bäuchlings hinter einem Ginsterbüschel lag, wie ein Peugeot auf der Straße stehenblieb, ein alter Herr und ein

Weitere Kostenlose Bücher