02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag
seufzte und breitete die Arme aus, als Zeichen seiner Ergebenheit ins Schicksal. Lennet ergriff den Zerstäuber, mit dem er Silvia Marais gedroht hatte. Ein Sprühregen kleinster Tröpfchen schoß aus dem Gerät und traf den Agenten ins Gesicht. Piombini schloß die Augen und atmete heftig aus, um möglichst wenig vom Betäubungsmittel aufzunehmen. Lennet lächelte. Er hätte sich ebenso verhalten. Die Mischung war trotzdem wirksam. Piombinis Halsmuskeln entspannten sich, der Kopf senkte sich auf die Brust.
Lennet wartete noch ein Weilchen, dann zog er ihn an den Füßen in den Schatten einer Akazie.
Die Feinde schienen nah zu sein.
Ich werde Hauptmann Montferrand Bericht erstatten und Verstärkung anfordern, dachte Lennet, während er zur Villa zurückfuhr.
Lennet zog den betäubten Piombini in den Schatten
Verstärkung anfordern galt als demütigendes Unternehmen, das ganz im Gegensatz zu den sonstigen Sitten des FND stand.
Aber was sollte er anderes tun?
Plötzlich fiel ihm ein Plan ein, ein Plan, der ihm ein Lächeln entlockte. Das wäre recht lustig...
Bei seiner Berichterstattung würde er um Erlaubnis bitten, diese Kriegslist, die ihm immer verlockender erschien, anwenden zu dürfen.
Eine tolle Sache, gewiß, aber lustig...
Das Funkgerät setzt aus
Hoffentlich ist während meiner Abwesenheit nichts passiert, dachte Lennet, als er mit dem Mercedes zurückgekehrt war. Im Vorraum der Villa Oleander traf er Timotheus an, der Charles' Pistole in der Hand hielt. An der linkischen Haltung des alten Straßenkehrers konnte man erkennen, daß er noch nie eine Waffe angerührt hatte.
»Was machen Sie denn da mit dieser Todesmaschine, Herr Timotheus?«
»Ach, Herr Leutnant, der Herr Professor hat mir aufgetragen, ich soll Wache stehen.«
»Was macht der Professor?«
»Ordnung im Keller, Herr Leutnant.«
»Ordnung? Das ist beunruhigend.«
Lennet ging nachsehen. Tatsächlich war der Professor eben im Begriff, sämtliche Eßvorräte und Waffen in den Keller zu schaffen.
»Da bist du endlich!« rief Silvia, als sie Lennet sah. »Ich glaubte schon, du kämst nie wieder. Ich mache jetzt nochmals Kaffee, du hast ja noch gar nicht gefrühstückt.«
»Gute Idee", meinte Lennet. »Ich hab einen Bärenhunger.
Inzwischen rufe ich Sonne an.«
Professor Marais, der in einem Winkel Fruchtsaftdosen auf Cornedbeef-Konserven stapelte, hob die Augen.
»Sagen Sie mir, junger Mann, warum macht sich Max nicht das Haar naß, wenn er im Regen geht?«
»Weiß nicht.«
»Das ist doch so leicht! Passen Sie auf: Weil er kahl ist.«
»Ausgezeichnet. Auch ich will Ihnen eine Scherzfrage stellen.
Wo befindet sich derzeit mein Sprechfunkgerät?«
»Ihr Sprechfunkgerät, mein junger Freund, habe ich voll Bedacht zu den kostbarsten Gegenständen gelegt, die wir besitzen, zu Kaviar und Räucherlachs.«
»Bravo! Herr Professor, Sie sind ein Organisationsgenie!«
Lennet räumte die Kaviarbüchsen weg, stellte sein Gerät auf den Tisch und rief: »Sonne von Merkur, Sonne von Merkur...« Doch Sonne antwortete nicht.
Silvia brachte den Kaffee und knusprige Brötchen.
»Was ist los?«
»Ich weiß nicht...«
Er drückte auf den Auslöser, ließ ihn wieder los, zog die Antenne heraus, schob sie wieder zusammen.
»Da hat Ihnen wohl irgend jemand einen Streich gespielt", sagte der Professor augenzwinkernd.
Lennet machte das Kästchen auf. Drinnen schien alles in Ordnung.
»Es wäre zum Beispiel ein ganz lustiger Streich, die Batterien zu entfernen", fuhr Marais fort.
»Die Batterien sind da", erwiderte Lennet.
»Vielleicht ist dein Hauptmann auf seinem Posten eingeschlafen?« vermutete Silvia.
»Ich hab's!« rief Lennet. »Er ist nicht eingeschlafen, aber er ist nicht in Hörbereitschaft. Es war abgemacht, daß er bis zu unserem Eintreffen hier in dauernder Hörbereitschaft bleibt. Da Charles ihm von unserer Ankunft berichtet hat, haben wir nur noch alle drei Stunden Sendezeit.«
Er zog seine Uhr zu Rate. »Die nächste ist mittags.«
»Trink deinen Kaffee!« bat Silvia. »Hab ich genug Zucker hineingetan?«
Er lächelte ihr zu und ließ sich vor seinem Kaffee nieder. -
Also: Montferrand war nicht erreichbar. Im Augenblick war es allein Lennets Aufgabe, über die Sicherheit Professor Marais' zu wachen. Diese Sicherheit war bereits bedenklich gefährdet.
Wollte man Piombini Glauben schenken, dann hatten die Ostagenten die Villa schon entdeckt; wahrscheinlich wußten sie sogar, in welcher der drei Villen sich der
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