02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag
fest, daß sie nicht mehr verfolgt wurde; der Tourist hatte Wichtigeres zu tun als ihr nachzulaufen. Lennets Falle war aufgestellt.
Eine halbe Stunde später fand Silvia den Mercedes am vereinbarten Ort.
»Hat's geklappt?« fragte Lennet.
»Und wie!« erwiderte Silvia.
Das Meer glänzte im blendenden Sonnenlicht. Der Mercedes glitt sanft dahin.
»Wie schön es hier ist!« fand Silvia. »Schade, daß man nicht bleiben kann.«
»Ich mache mir Vorwürfe, daß wir so lange weggeblieben sind", erwiderte Lennet.
Sie verbargen den Wagen in einem Gehölz und legten den Weg zur Villa Oleander zu Fuß zurück.
Während ihrer Abwesenheit hatte es nicht den geringsten Zwischenfall gegeben. Der Professor hatte sich damit vergnügt, ungenießbare Cocktails zu mixen. Timotheus hatte ein gutes Schläfchen auf einer vom FND gestellten Luftmatratze getan, die er quer in die Eingangstür gelegt hatte.
Es war noch zu früh, um etwas zu unternehmen, und Lennet beschloß, Montferrand über Funk zu hören, vielleicht hatte dieser Neues zu melden.
Doch der FND schwieg merkwürdigerweise. Wenn Sonne in dauernder Hörbereitschaft gewesen wäre, hätte er von Zeit zu Zeit ein Signal gegeben - einen Ruf, ein Pfeifen, ein automatisches Tickzeichen. Doch nichts war zu hören.
Lennets Sorge um die Zukunft wurde immer größer, doch das änderte nichts an der Ausführung seines Plans.
Als die Abenddämmerung einbrach, wurde kein Licht in der Villa entzündet. Sie nahmen formlos einige belegte Brötchen zu sich, die Silvia bereitet hatte. Dann begann der Umzug.
Er ging ganz still vor sich, und zwar über die Terrasse, die auf der Garage der Villa Oleander lag. Von Fenster zu Fenster transportierten sie die Luftmatratzen, die Munition, die Vorräte und den Fernsteuerungsapparat. Um die Gefahren des Entdecktwerdens bei diesen Umsiedlungen zu verringern, hatte Lennet ein Verzeichnis des Allernotwendigsten aufgestellt und verbot strikt weitere Transporte.
Die Mauer, die die Keller der beiden Villen trennte, bestand aus Steinen, und es verursachte große Mühe, einen davon aus dem oberen Teil zu entfernen. Timotheus bewaffnete sich mit einer Spitzhacke. Nach vielen Schlägen und noch mehr Schimpfworten hatte er schließlich Erfolg. Jetzt konnte man von einem Keller in den anderen blicken. Im Keller der Villa Geißblatt wurde ein Schemel vor dieses Loch gestellt, ein zweiter vor das Kellerfenster, von dem aus man den Eingang und das Felsplateau sehen konnte. So konnte man gleichzeitig die Mausefalle und ihren Zugang beobachten.
Endlich wurden noch erfolgreiche Versuche mit dem Fernsteuerungsapparat vorgenommen; man konnte mit seiner Hilfe ohne die geringste Schwierigkeit die Panzertür des benachbarten Kellers öffnen und schließen.
Die Nacht war hereingebrochen. Bei völlig verdunkelten Fenstern spielten der Professor und Timotheus in der Küche der Villa Geißblatt eine Partie Dame, als ob nichts geschehen wäre.
Im Keller darunter harrten Silvia und Lennet auf den Hockern der Dinge, die da kommen würden. Wenn Lennets Kriegslist gelang, würde man sich die Ostagenten und die Nordafrikaner gleichzeitig vom Hals geschafft haben.
Um neun Uhr abends tauchte eine dunkle Gestalt auf dem Grundstück auf, eine zweite folgte ihr in zwanzig Meter Abstand, eine dritte beschloß den Aufmarsch.
Die erste schlich zur Tür der Villa Oleander, die sie mit dem Schlüssel versperrt hatten, um einen möglichst wahrheitsgetreuen Eindruck zu erwecken. »Ich erkenne Piombini", flüsterte Silvia.
Als Einbruchskünstler stand der Ostagent Lennet in nichts nach. Drei Minuten brauchte er, um die Tür zu öffnen und, gefolgt von seinen Helfershelfern, in die Villa einzutreten.
Darauf verließ Lennet ohne jedes Geräusch Schemel Nummer l und erklomm Schemel Nummer 2, der vor dem Loch in der Mauer stand. Er war mit einem Infrarot-Fernglas ausgerüstet.
Dieses Instrument erlaubte ihm, in der Finsternis zu sehen, ohne selbst gesehen zu werden, und gehörte zur Überlandausstattung des Mercedes.
Die Ostagenten begannen die Villa von oben bis unten zu durchsuchen. Jede Spur ihrer Anwesenheit war sorgfältig getilgt worden. Die drei Agenten stiegen befriedigt in den Keller hinab, um dort Herrn Propergols Ankunft zu erwarten, wie es Silvias Telefongespräch in Aussicht gestellt hatte.
Lennet sah den ersten von ihnen auftauchen, Piombini, der nach flüchtigem Aufblenden seiner Taschenlampe den anderen das Zeichen gab, ihm zu folgen. Den einen postierte er in
Weitere Kostenlose Bücher