02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
führen.«
»Das können Sie
nicht wissen«, protestierte Sophie. »Braddon liebt Sie so sehr, Madeleine.«
»Wir können keine glückliche
Ehe führen, wenn unser Leben auf einer Lüge aufgebaut ist«, erwiderte Madeleine
mit dem für sie typischen französischen Pragmatismus. »Liebe ist nicht genug.«
»Ja«, murmelte
Sophie. Schließlich liebte sie Patrick und dennoch schien ihre Ehe in einem
Scherbenhaufen unterzugehen ... Liebe hin oder her. »Was werden Sie nun tun?«
»Braddon und ich
haben gestern Nacht darüber gesprochen. Vielleicht gehen wir nach Amerika.
Braddon sagt, er wird ohne mich nicht in England bleiben und er ist sehr
entschlossen.«
»Er wird Sie
niemals aus den Augen lassen«, stimmte Sophie ihr zu. »Aber was ist mit seiner
Familie, Madeleine?« Dabei dachte sie an Braddons große Angst, dass seine
Mutter eine Blamage erleiden könnte.
Madeleine nickte. »Ja,
das ist ein Problem. Wir mussten uns also einen neuen Plan einfallen lassen,
Sophie. Ich werde die Maskerade bis nächste Woche fortsetzen. Beim Ball von
Lady Greenleaf geben wir unsere Verlobung bekannt und am nächsten Tag machen
wir allen weis, dass ich plötzlich erkrankt sei. Und wenn ich dann an einem
Fieber gestorben bin«, fuhr sie munter fort, »wird Braddon eine Reise nach
Amerika unternehmen, um dort seinen Lebensmut wiederzufinden.«
»Und Sie werden mit
ihm gehen? Oh, dieser Plan sieht Braddon ähnlich!«, rief Sophie und ihre
Mundwinkel umspielte ein Lächeln.
Madeleine zog die
Nase kraus. »Ich - mir gefällt dieser Plan auch nicht. Aber ich habe nun
einmal mit dem Lügen angefangen und muss das Spiel nun zu Ende bringen. Ich
werde nach Amerika gehen und als einfache Tochter eines Pferdehändlers leben,
und wenn der Graf von Slaslow dumm genug ist, die Tochter eines amerikanischen
Pferdehändlers zu heiraten, dann wird es so sein. Unsere Kinder kehren
vielleicht irgendwann nach England zurück, ich jedoch nicht.«
»Ich werde Sie
vermissen«, sagte Sophie. Und es war die Wahrheit.
Ach bin Ihnen so
dankbar, Sophie, dass Sie mir beigebracht haben, mich wie eine Dame zu geben«,
sagte Madeleine. »Ich werde Sie ebenfalls vermissen.« Sie zögerte und sprach
dann hastig weiter. »Ihr Patrick ... er liebt Sie, wissen Sie.«
Sophie zuckte
zusammen. Ein Gefühl der Demütigung erfasste sie und es schoss ihr eine
Hitzewelle den Nacken hinauf.
Madeleines braune
Augen verrieten ein tiefes aufrichtiges Mitgefühl. »Er liebt Sie«, wiederholte
sie. »Ich habe gesehen, wie er Sie ansieht. Er beobachtet Sie, wenn Sie es
nicht merken und in seinen Augen kann man lesen, wie es um ihn steht.«
Sophie lächelte ein
kleines, verkniffenes Lächeln. Sie und Madeleine umarmten sich zum Abschied
innig.
Ein paar Minuten,
nachdem Madeleine gegangen war, erschien Clemens in Sophies Salon und hielt ein
Tablett mit einer Visitenkarte in der Hand. »Mr Foucault und Mr Mustafa«, sagte
er.
In seiner Stimme
schwang Feindseligkeit mit und Sophie wusste sofort, dass Clemens mit seiner
unbestechlichen Menschenkenntnis von diesen speziellen Gästen keine sehr hohe
Meinung hatte.
»Kenne ich sie?«,
fragte Sophie.
»Sicherlich nicht,
Euer Gnaden«, erwiderte Clemens. »Sie sind Bekannte - entfernte Bekannte
von Seiner Gnaden.«
»Das verstehe ich
nicht, Clemens. Haben sie nach mir gefragt?«
»Sie haben nach
Seiner Gnaden gefragt«, sagte Clemens, »und als ich sie informierte dass er
nicht zu Hause ist, da verlangten sie, Sie zu sprechen.« Der Schwung seiner
Unterlippe verriet allzu deutlich, was er von solch einem Mangel an Benehmen
hielt. Zu verlangen, die Herrin zu sprechen, wenn der Herr des Hauses nicht
anwesend war! Absurd! »Ich werde ihnen mitteilen dass Sie nicht zu Hause sind.«
Sophie nickte und
Clemens verließ rückwärts den Raum. Ein paar Minuten später kehrte er wieder
zurück. Nun stand ein kleines silbernes Schloss auf seinem Tablett; ein
filigranes, wunderschönes Schloss, dessen Türmchen mit funkelnden Rubinen
verziert waren.
Sophie zog die
Augenbrauen in die Höhe.
»Ein Geschenk für
den Sultan, Selim III«, verkündete Clemens. Sein Ton war immer noch voller
Groll, aber der augenscheinliche Wert des Schlosses schien ihn ein wenig
besänftigt zu haben. »Mr Foucault behauptet, dass Seine Gnaden das Tintenfass
erwartet und zugestimmt habe, es in Mr Foucaults Namen dem Sultan zu
überreichen.«
»Ohje«, sagte
Sophie und erhob sich aus ihrem Sessel. »Dann muss ich ihn wohl begrüßen, nicht
wahr? Mein Gott, was
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