02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Frau.«
»Das ist nicht
dasselbe.« Braddon wurde nun völlig ernst und versuchte, etwas zu erklären, das
er in den Jahren, seit ihm sein Vater Mrs Burns vorgestellt hatte, mühsam
begriffen hatte. Der ehemalige Graf von Slaslow hatte seinem Erben absoluten
Respekt abverlangt und ihm einen Blick zugeworfen, der Braddon bis ins Mark
erschütterte, als er sich nicht sofort vor Mrs Burns verbeugte. Und so hatte
Braddon sich vor der Geliebten seines Vaters verbeugt, als stünde König George
höchstpersönlich vor ihm.
Sie hatten sich
anschließend zum Tee niedergelassen, er, sein Vater und Mrs Burns und er hatte
fasziniert das wunderschöne Haus betrachtet, den eleganten Garten, der durch
die breiten, venezianischen Fenster zu sehen war, und schließlich das Bild
eines Kindes auf dem Piano - sein Bruder! Dann hatte er von Mrs Burns
erfahren, dass sein Bruder mit sieben Jahren gestorben war. Sein Vater war nach
dieser Mitteilung ein wenig schwerfällig zu Mrs Burns hinüber gegangen und
hatte ihr fest die Hand auf die Schulter gelegt.
In diesem Moment
verstand Braddon ohne Missgunst, dass sein Vater diesen jungen mehr geliebt
hatte als ihn, Braddon, oder seine Schwestern. Und dass er Mrs Bruns liebte,
und nicht seine Frau.
Braddon hatte für
diese Erkenntnis angestrengt nachdenken müssen, was ihm prinzipiell nicht
besonders leicht fiel. Aber er wusste, dass er das, was sein Vater mit Mrs
Burns teilte, ebenfalls wollte. Als es mit seinem Vater nun zu Ende ging und er
wie in riesiger Fleischkloß in seinem Schlafzimmer lag, da bestach er den
Kammerdiener seines Vaters, eine Stunde lang jeden aus dem Zimmer fern zu
halten. Anschließend schmuggelte er Mrs Burns hinein.
Bevor er den Raum
verließ, sah er, wie sie an seinem Bett saß und sein Vater, der seit zwei Tagen
nicht gesprochen hatte, das Wort »Geliebte« flüsterte. Als der alte Graf von
Slaslow in jener Nacht starb, ohne ein weiteres Wort gesprochen züi haben, da
traf Braddon eine Entscheidung.
ja, er würde sich
verheiraten, wie seine Mutter, die alte Hexe, es ständig von ihm verlangte. Und
er würde die nötigen Kinder zeugen, so viele, wie nötig waren, um einen Sohn zu
Stande zu bringen. Bis jetzt hatte er bereits drei adligen Damen einen Antrag
gemacht; die Dritte war ihm schließlich in die Falle gegangen. Dieser Teil
seines Lebens war also geregelt. Aber er wollte eine Mrs Burns, die ihm ganz
alleine gehörte.
Das Wunderbare war,
dass er tatsächliche eine Mrs Burns gefunden hatte.
»Sie heißt
Madeleine, Miss Madeleine Garnier«, sagte er mit starrer Miene, für den Fall,
dass Patrick versuchen sollte, einen früheren Anspruch geltend zu machen.
In Patricks Augen
funkelte es und Braddon entspannte sich.
»Noch nie im Leben
von ihr gehört. Du wilderst also nicht in meinem Revier, mein Ehrenwort.« Falls
Patrick im Stillen hinzufügte: »Zumindest nicht, was Madeleine angeht«, dann
bestand kein Anlass, es laut auszusprechen. Sein Bruder musterte ihn jedoch
eindringlich und spürte den ausgelassenen Nachsatz. Einer der Nachteile des
Daseins als Zwilling war, dass der andere eine heimliche Lügen sofort
entdeckte.
Patrick räusperte
sich. »Kennst du Madeleine schon lange?«
Braddons Mund wurde
erneut schmal. »Für dich heißt sie >Miss Garnier<.« Dann fiel ihm auf,
wie albern das klang und er blinzelte.
»Ich bin ihr vor
ein paar Wochen begegnet. Das erzählte ich auch gerade Alex, als du
auftauchtest. Es ist Schicksal; es gibt keine andere Erklärung dafür. Ich habe
endlich eine Ehefrau gefunden - meine Mutter ist überglücklich darüber und ich habe Madeleine getroffen. Und all das in einer Woche. Und weißt du, was
noch?«, fügte Braddon voller Selbstbewusstsein hinzu. »Die Vorstellung, Sophie
York zu heiraten, ist mir gar nicht so unangenehm. Sie hat Rückgrat. Vielleicht
kann sie mir sogar meine Mutter vom Hals halten. Vielleicht streiten sie sich
und meine Mutter wird sich weigern, unser Haus zu betreten.«
Er strahlte wie ein
Mann, dem ein Blick in den Himmel gewährt worden war.
»Du wirst aber
immer noch mit ihrer Mutter zu kämpfen haben«, sagte Patrick gedehnt. Er
persönlich mochte die gestrenge Marquise von Brandenburg, aber sie würde
Braddon in Angst und Schrecken versetzen.
Braddon schüttelte
sich merklich. »Ich werde nicht oft zu Hause sein. Ich denke, ich werde
Madeleine ein Haus in Mayfair kaufen. Was meint ihr?«
Patrick spürte, wie
sich erneut Unbehagen in ihm breit machte. »Das kannst du nicht tun«, fuhr
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