02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
gezügelt? Warum hatte er nicht bemerkt, dass seine Frau
Fieber hatte? Er wusste doch, dass sie niemals Rouge trug!
Als es schließlich
leise an der Tür klopfte, fühlte sich Patrick zwanzigjahre gealtert und völlig
ausgelaugt. Er hasste sich selber. Die Krankenschwester stand auf der Schwelle
und schaute ihn zaghaft an. Sie hatte vor einer Stunde eine Teepause gehabt und
alles über diesen Herzog gehört, der seine Frau dermaßen erschreckt hatte, dass
sie die Treppe hinuntergestürzt war. Er klang nicht nach der Sorte Mann, die
man verärgern wollte.
»Euer Gnaden -«
Sie verstummte. Sie hatte noch nie einen Vater erlebt, der sein totes Kind
sehen wollte. Sie hatte den Vätern ihre Söhne gebracht und sie ihnen stolz als
»Erben« angekündigt, und sie hatte den Vätern ihre Töchter gebracht und sie als
»wunderschöne Wesen« bezeichnet. Aber diesmal ließ ihre Erfahrung sie im Stich.
»Es ist ein Mädchen«, sagte sie schließlich.
Patrick trat
schweigend auf sie zu und nahm ihr das kleine Bündel aus den Armen. Die
Krankenschwester starrte ihn mit offenem Mund an.
»Gehen Sie«, sagte
er barsch.
Schwester Mathers
floh mit polternden Schritten die Treppe hinauf und teilte dem Arzt mit, dass
er dem Vater selber das arme tote Kind abnehmen sollte, da sie mit so einem
teuflischen Mann nichts zu tun haben wollte. Diese Augenbrauen! Ein wohliger
Schauer durchlief sie, als sie sich ausmalte, wie sie ihn ihrer Mutter
beschreiben würde.
Derweil hatte
Patrick sich in der Bibliothek in seinen Lieblingssessel gesetzt. Sie hatten
das kleine Gesicht seiner Tochter mit einem Tuch zugedeckt. Er zog es nach
unten und legte es sanft um ihren Hals. Dann lehnte er sich eine Sekunde zurück
und hielt das winzige Menschenkind im Arm, das so leicht war, dass es von
seinem Arm hätte davonschweben können. Sie war blass, ihre Haut weiß wie frisch
gefallener Schnee.
Schließlich stand
er auf und stieg langsam die Treppe hinauf. Er fühlte sich wie neunzig, nicht
wie dreißig.
Als Sophie vier Tage später zu sich kam,
wusste sie sofort, was geschehen war. Furcht stieg in ihrem Herzen hoch und
ihre Hand glitt automatisch zu ihrer Mitte ... aber das Baby war fort. Es war
fort so als hätte das strampelnde Wesen in ihren Bauch nie existiert.
Sie sagte zwar
nichts, aber die Stille im Raum veränderte sich. Patrick saß in einem Sessel
neben ihrem Bett und er sah, wie sie mit einem schrecklichen Wissen in den
Augen auf die Wand starrte. Der Moment, vor dem er sich seit Tagen gefürchtet
hatte, war da. Sie schien ihn gar nicht wahrzunehmen, sondern starrte auf die
Wand, während ihr Tränen über die Wangen liefen.
Patrick stürzte mit
einem großen Schritt auf das Bett zu und sank auf die Knie. Er nahm ihre
kleinen zerbrechlichen Finger in seine großen braunen Hände und vergrub sein
Gesicht darin.
Sophie betrachtete
ihn stumm. Ihre Tränen fühlten sich seltsam kühl an, wie sie eine nach der
anderen über ihre Wange rollten.
»Es tut mit Leid,
Sophie!«, stieß Patrick aus den Tiefen seiner Seele hervor. Ach weiß, ich kann
es nie wieder gutmachen, aber bei Gott, es tut mir unendlich Leid!«
Sophie runzelte die
Stirn. »Wolltest du das Kind denn?«
Er hob den Kopf,
und sie bemerkte erschrocken dass seine Wangen von Tränen nass waren. »Ich
wollte das Kind. Ich weiß nicht, warum ich so grausamen Dinge zu Braddon gesagt
habe. Ich habe gelogen. Ich habe doch die ganze Zeit nur an das Kind gedacht.«
Sophie schluckte.
»Es tut mir Leid, Patrick. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe.«
»Was redest du
da?«, fragte Patrick mit halberstickter, rauer Stimme.
»Das Baby. Ich weiß
nicht, was ich falsch gemacht habe, aber ich bin Schuld, dass unser Baby
gestorben ist.« Sophie entzog Patrick ihre Hände und ihre Finger krallten sich
immer wieder hilflos in die Decke. Unglücklich begegnete sie Patricks Blick.
Der schockierte
Ausdruck, den sie darin sah überraschte sie. »Was sollst du getan haben?«:
flüsterte er. »Ich habe dir Angst gemacht. Du bist wegen mir die Treppe
hinuntergefallen.«
Sophie schüttelte
den Kopf. Sie erinnerte sich nur verschwommen an die vergangenen Tage und
wusste nichts von einem Sturz. »Welche Treppe?«
»Du bist die Treppe
hinuntergefallen«, sagte Patrick langsam. »Du bist gestürzt und hattest eine
Fehlgeburt, Sophie. Es tut mir Leid.«
»Nein.« Sophie
schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts von einem Sturz, aber das Baby hat
einfach aufgehört zu leben. Das hat zumindest Dr.
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