02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
werde
bleiben.« Er trat einen Schritt zurück.
Der Arzt zuckte die
Achseln. Energisch zog er die Decke nach unten und zog Sophies Nachthemd nach
oben. Dabei ignorierte er die empörte Reaktion des Ehemannes. Was glaubte er,
was Arzte taten, wenn sie ihre Patientinnen untersuchten? Sie quer durch den
Raum ansehen? Er untersuchte Sophie mit geübtem Geschick. Gut, es sah so aus,
als sei ihre Fruchtblase schon geplatzt. Es konnte nicht mehr lange dauern.
Er drehte sich um
und machte sich bereit, den Kampf mit dem Ehemann aufzunehmen, dessen Gesicht
inzwischen, wie Lambeth sachlich feststellte, kreidebleich war. Wirklich,
Männer hatten wirklich nichts bei einer Geburt zu suchen. Und er wusste auch
nicht, warum sich dieser hier weigerte zu gehen. Der Mann sah aus, als würde er
jeden Moment in Ohnmacht fallen, obwohl nur wenig Blut zu sehen war. Lambeth
drehte sich um und zog die Decke der Patientin nach oben.
»Ich muss darauf
bestehen, dass Sie gehen«, sagte Dr. Lambeth so bestimmt und autoritär wie er
konnte.
Patrick richtete
seine brennenden Augen auf das Gesicht des Arztes.
»Warum?«
»Weil mich Ihre
Anwesenheit nervös macht«, gab Lambeth unumwunden zu. »Ich benötige meine ganze
Konzentration für die Geburt des toten Kindes und das Wohlergehen der
fiebernden, halb bewusstlosen Mutter. Ich kann es nicht gebrauchen, dass Sie
herumstehen und mir bei jeder Routineuntersuchung einen bitterbösen Blick
zuwerfen.«
Patrick begegnete
dem mitleidlosen Blick des Arztes. »Ist es nicht möglich, dass das Baby doch
lebt? Es ist ... sieben Monate alt.«
»Nein.« Der Ton des
Doktors war endgültig. »Das Kind lebt nicht mehr.«
»Ich werde nichts
tun. Ich werde einfach nur dort drüben bleiben.« Patrick zeigte auf die Wand.
»Nein.«
Patrick betrachtete
den Arzt und erkannte, dass er ihn nicht einschüchtern konnte. Lambeth wusste
nur zu gut, wie wichtig er war.
»Schwebt meine Frau
in Gefahr?«
»Das bezweifle
ich«, erwiderte Lambeth ruhig und blickte nicht einmal zu seiner Patientin
hinüber, die in einen unruhigen Schlaf gefallen war. »Es ist wahrscheinlich
sogar besser, dass Ihre Gnaden die Geburt nicht bei vollem Bewusstsein
mitbekommt. Auch wenn sie nicht besonders schmerzhaft werden wird, denn
schließlich ist das Kind noch nicht ganz ausgewachsen.«
Patrick schluckte
hart. Er ging auf die Tür zu. Dann blieb er stehen und drehte sich noch einmal
um.
»Ich will das Baby
sehen, wenn es da ist.« Seine heisere Stimme konnte kaum die Qual verbergen,
die in seinem Inneren tobte.
Mein Gott, was soll
denn das?, dachte Lambeth im Stillen.
»Ich kann Ihnen
mitteilen, ob Sie einen Erben gehabt hätten«, sagte er missbilligend.
Patricks Augen
blitzten ihn aus seinem kreidebleichen Gesicht wütend an. »Was zum Teufel
spielt denn das Geschlecht für eine Rolle? Ich will das Kind sehen, Doktor.
Falls Sophie nicht rechtzeitig aufwacht, wird sie wissen wollen, wie es
ausgesehen hat.«
Dr. Lambeth
schenkte dem Mann seiner Patientin ein kleines Lächeln. Nun, das war eine
Antwort genau nach seinem Geschmack.
»Ich werde Sie im
passenden Moment rufen lassen, Euer Gnaden«, sagte er spröde und schob Patrick
auf die Tür zu. »Es wäre mir lieber, Sie gingen nach unten, vielleicht in Ihre
Bibliothek. Ich werde dann klingeln und Sie rufen lassen, wenn es soweit ist.«
Patrick ließ sich
ohne Gegenwehr auf den Korridor hinausschieben. Wie ein Geist ging er die
Treppe hinunter und ließ die Hand über das Geländer gleiten, auf dem vor nur
zwei Stunden Sophies Hand gelegen hatte. Am Fuß der Treppe blieb er völlig
regungslos stehen und trat erst zur Seite, als eine Krankenschwester in einer
weißen Tracht durch die Tür kam und begleitet von Clemens die Treppe
hinaufging.
Wenn er sie doch
nur nicht angeschrien hätte. Wenn er doch nur bemerkt hätte, dass sie Fieber
hatte und sich nicht wohl fühlte. Warum hatte er sie angeschrien und sie
dadurch die Treppe hinunterstürzen lassen? Patrick wusste nicht, was er tun
sollte, ging in die Bibliothek, schenkte sich ein Glas Brandy ein und setzte es
zwanzig Minuten später unangetastet wieder hin.
Ein, zwei Stunden
lang ging er immer wieder auf dem Teppich auf und ab. Sein Weg führte ihn von
dem Bücherregal aus Eichenholz zu dem Buchständer seines Vaters und wieder
zurück. Die einzigen Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, rührten von seinem verwundeten
Herzen und immer wieder stellte er sich die gleichen Fragen. Warum hatte er
nicht sein Temperament
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