02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
viele Bälger zwischen den Füßen
herumlaufen.«
Einen Augenblick
lang herrschte absolute Stille.
»Darf ich nun zu
Bett gehen?« Sophie machte Anstalten, wieder die Treppe hinaufzugehen.
Inzwischen war sie sich ganz sicher, dass ihr Kopf hoch über ihren Schultern
schwebte und ihr Herz pochte so heftig, dass ihr ganz schwindelig war.
Vorsichtig tastete sie rückwärts nach der nächsten Stufe und klammerte sich am
Geländer fest. Sie hatte Angst, ihm den Rücken zuzudrehen und wegzugehen,
solange in seinem Gesicht noch dieser unsagbare Zorn geschrieben stand. Sie
fröstelte.
»Ich habe es nicht
so gemeint, Sophie«, presste Patrick heiser hervor.
Sophie blickte ihn
wortlos an. Seine Stimme klang nun wieder, als würde sie ihn durch Watte hören.
Sie nickte eifrig.
»Du hast sicherlich Recht«, murmelte sie.
Patrick betrachtete
seine Frau verzweifelt. Mit einem starren Lächeln auf den Lippen wich sie
zurück. Vor ihm tat sich hoffnungslose, unendliche Verzweiflung auf. Sophie
glaubte die schrecklichen Worte, die er gesagt hatte. Kein Wunder, dass sie
sich nicht in ihn verliebt hatte. Kein Wunder, dass sie ihn ansah wie den
Teufel höchstpersönlich.
»Sophie!«, schrie
er, und mit diesem einen Wort brach all seine unterdrückte Enttäuschung und der
Schmerz, der in seinem Herzen anschwoll, aus ihm heraus. »0 Gott, Sophie, ich
will das Kind!«
Aber Sophie begriff
gar nicht, was er sagte. Sie deutete seinen Ausruf als einen weiteren zornigen
Schrei, und dies war mehr, als sie ertragen konnte. Sie stöhnte beinah dankbar
auf, als sich eine süße Dunkelheit in ihrem Kopf ausbreitete und das
schmerzhafte Pochen in ihren Ohren betäubte. Dann entspannte sie ihre Finger,
mit denen sie krampfhaft das Geländer umklammerte.
Sophie schwankte
leicht und fiel nach vorne und Patrick stürzte entsetzt auf sie zu. Es schien
alles ganz langsam zu geschehen. Ihr Körper fiel wie eine Flickenpuppe nach
unten, ihre Knie schlugen auf der letzten Stufe auf und ihr gewölbter Leib
prallte auf den Marmorboden. Patrick gelang es nur noch, mit seinen verzweifelt
ausgestreckten Händen ihren Kopf zu schützen, bevor er auf dem Marmor aufschlug.
Vorsichtig, ganz
vorsichtig drehte er sie um und zog sie in seine Arme. Das Gesicht seiner Frau
war leichenblass, bis auf die roten Flecken auf ihren Wangenknochen. Mein Gott,
es ist gar kein Rouge, dachte er entsetzt. Ihr Gesicht glühte vor Fieber und
ihr Körper war völlig regungslos. Das einzige Geräusch, das er hörte, war das
Blut, das ihm in den Ohren rauschte, und eine innere Stimme, die immer wieder »bitte,
bitte, bitte« zu rufen schien.
Hilfe. Er brauchte
Hilfe. Sophies Augen waren geschlossen und ihre Lieder schimmerten bläulich.
»Clemens!«
Clemens erschien
Sekunden später in der Halle, ein sicheres Zeichen dafür, dass er sich nur auf
die andere Seite der Tür zum Dienstbotentrakt zurückgezogen hatte.
»Holen Sie den
Arzt«, fuhr Patrick ihn an.
Clemens starrte die
auf dem Boden liegende Herzogin benommen an. Dann richtete er den Blick auf
seinen Herrn und das Entsetzen in seinen Augen machte einem Ausdruck des
Vorwurfs Platz.
»Dr. Lambeth, Mann!
Sofort!« Die Schuldzuweisung im Blick des Butlers verstärkte das Schuldgefühl
in Patricks Herzen. Er wandte sich wieder Sophie zu und küsste sanft ihre
Lider. Sie rührte sich nicht.
Geschickt tastete
er ihre Knochen ab, aber sie schien sich nichts gebrochen zu haben. »Sophie ich
trage dich jetzt nach oben«, flüsterte er, aber sie gab keine Antwort.
Er nahm sie auf die
Arme und dabei fiel Sophies Kopf nach hinten auf seinen linken Arm. Zwischen
ihren Schultern und ihren Knien wölbte sich ihr Bauch in die Luft.
Patrick schluckte
schwer. 0 Gott, wenn dem Baby etwas geschehen war! Das Pochen in seinen Ohren
verstärkte sich. Bitte, bitte, bitte, bitte, rief die innere Stimme.
Als Sophies Zofe
angerannt kam, hatte Patrick Sophie bereits das Hauskleid ausgezogen und
streifte ihr gerade ein Nachthemd über den Kopf. Simone half ihm stumm und
dafür war er ihr dankbar. Als sie Sophie ins Bett gelegt und ihr die Decke bis
zum Hals hochgezogen hatten, blickte Patrick Simone hilflos an.
»Was machen wir
nun?«
»Hat sie sich
bewegt oder etwas gesagt?«
Patrick starrte sie
an.
»Hat sie noch etwas
gesagt, nachdem sie die Treppe hinuntergestürzt ist?«
»Nein«, sagte er
und seine Stimme war vor Sorge ganz heiser.
»Wir müssen sie
abkühlen«, sagte Simone pragmatisch. »Sie glüht ja vor Fieber, das
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