02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Bett.
»Ich wünschte, wir
hätten ein weiteres Kind gehabt«, sagte er schließlich. »Dann hättest du
vielleicht eine Schwester, die dir in dieser Stunde zur Seite stehen würde.«
Sophie blickte ihn
nur ungerührt an. »Es würde nichts ändern, Papa.«
»Wir haben eine
Menge Fehler gemacht, deine Mutter und ich. Ich war ein Narr.« Sophie schaute
ihn nur stumm an. Vielleicht gab ihr Vater ja endlich all die anderen Frauen
auf. Aber nachdem sie sich ein ganzes Leben lang danach gesehnt hatte, bemerkte
sie nun, dass es ihr gleichgültig war.
»Das ist schön,
Papa«, flüsterte sie.
George zögerte und
hielt mühsam die Tränen zurück. Dann verließ er den Raum.
Nach einigen Wochen
der Bettruhe ließen endlich ihre Blutungen nach und Dr. Lambeth verkündete,
dass sie aufstehen dürfe. Sophie stieg vorsichtig aus dem Bett und kletterte in
die heiße Wanne, die Simone ihr eingelassen hatte. Sie konnte ihren Körper
nicht mehr betrachten, ohne ihn für sein Versagen zu hassen; dafür, dass er
ihrer Tochter kein schützendes Heim geboten hatte.
Also saß sie in dem
abkühlenden Wasser und starrte die Wand an, bis Simone schließlich den Lappen
nahm und ihre Herrin wusch.
Patrick betrat
gerade in dem Moment den Raum, als Simone Sophie auf die Füße zog und sie in
ein warmes Handtuch wickelte. Sophie bewegte sich wie eine Schlafwandlerin und
bemerkte nicht einmal, dass ihr Mann das Zimmer betreten hatte.
Mit einem Nicken
entließ Patrick Simone und zog seine Frau hinüber zu dem Samthocker vor dem
Kamin. Er half ihr, sich hinzusetzen, und trocknete dann ihr langes nasses
Haar. Ihre Teilnahmslosigkeit begann ihm langsam Sorgen zu machen. Dr. Lambeth
sagte, es sei normal. Aber was wusste der Arzt schon? Es war nicht normal für
seine lebendige, lachende Sophie. Furcht überschattete jedes Mal Patricks Herz,
wenn er ihr regungsloses Gesicht und ihre traurigen Augen sah.
Aber er sprach
trotzdem von dies und jenem, bis Sophies Stimme ihn plötzlich unterbrach.
»Ich möchte zu
Charlottes Haus fahren ... um das Grab zu sehen.«
Patrick hielt einen
Moment inne und rubbelte dann umso kräftiger weiter.
»Wir werden gleich
morgen früh nach Downes aufbrechen«, versprach er.
»Ich will sofort
fahren«, erwiderte Sophie. »Und ich will alleine fahren.« In ihrer Stimme lag
etwas Unversöhnliches.
Patricks Herz
setzte einen Schlag aus und er ließ das Handtuch zu Boden fallen, trat vor
Sophie hin und kniete sich vor sie auf den Boden.
»Schließ mich nicht
aus, Sophie«, flüsterte er. »Bitte nicht.« Etwas schnürte ihm die Kehle zu und
er konnte nicht mehr weitersprechen.
Sophie musterte ihn
ungerührt. Ihre Tränen waren während der vergangenen zwei Tage weniger
geworden. Sie hatte das Gefühl, als würde sie die Welt durch eine Wolkenschicht
wahrnehmen.
»Natürlich schließe
ich dich nicht aus, Patrick«, erwiderte sie. »Das erste Mal möchte ich jedoch
das Grab alleine besuchen.«
Patrick starrte sie
an und seine Augen wirkten in seinem erschöpften Gesicht wie dunkle Höhlen.
»Warum?«
»Ich bin ihre Mutter.«
Dann verbesserte sie sich. »Ich war ihre Mutter.«
»Ich bin ihr
Vater«, erwiderte Patrick.
»Ich habe sie
sieben Monate lang in meinem Körper getragen«, rief Sophie, »und ich muss ihr sagen,
dass es mir Leid tut.«
»Was tut dir Leid?«
»Ich ...« Sie begann
zu zittern. »Es war mein Körper, verstehst du das nicht?«
»Nein«, sagte
Patrick bestimmt. »Wovon redest du?«
Nun stiegen Sophie
erneut Tränen in die Augen. Er zerstörte ihre hart erkämpfte
Selbstbeherrschung, indem er sie dazu zwang, darüber zu reden. »Ich habe sie im
Stich gelassen ...«
»Du hast sie nicht
im Stich gelassen«, sagte Patrick mit sanfter, tröstender Stimme, während er
ihr über die Wange strich.
Sophie wandte den
Blick ab. »Ich möchte alleine fahren«, sagte sie störrisch. »Ich muss -«
»Du hast sie nicht
im Stich gelassen!« Patrick fasste Sophie an den Schultern und schüttelte sie
sanft. »Sie war noch nicht bereit für diese Welt, weißt du nicht mehr, Sophie?
Du hast es selber zu mir gesagt. Es lag nicht an deinem Körper. Sie war zu
zart.«
Patrick zog Sophie
in seine Arme und trug sie zu einem Sessel. Er setzte sich hin und schmiegte
sie an sich wie ein Kind, das hingefallen war und sich die Knie aufgeschürft
hatte.
»Es ist passiert,
weil sie wusste, dass ich sie nicht wollte«, sagte Sophie und ihre Stimme
brach.
»Wie kannst du so
etwas sagen? Du wolltest sie so sehr, dass
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