02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
weit
zurückzulassen, wer konnte es ihm verdenken?
Kapitel 5
Als Sophie gebadet, angekleidet und gekämmt
in der Kutsche saß, die sie zu ihrem Verlobungsdiner bringen würde, verspürte
sie ein unbändiges Glücksgefühl. Sie war alleine. Die Kutsche würde sie eine
Stunde zu früh am Haus der Sheffields absetzen, so dass sie mit Charlotte etwas
Zeit alleine verbringen konnte. Sie lehnte sich behaglich in die lachsfarbenen
Samtpolster zurück.
Ihre Mutter, die
Marquise, saß stets so kerzengerade, als hätte sie eine Eisenstange
verschluckt, und umklammerte mit behandschuhten Händen eine Schlaufe, die an
der Wand der Kutsche befestigt war. Sophie hingegen kam zu dem Schluss, dass
sich ihr Rücken ganz wunderbar an die Sitze schmiegte.
Ein verwegener
Anflug von Wollust durchflutete sie und ihre vibrierenden Nerven ließen ihr
Herz schneller schlagen. Die Ursache für das Schwindel erregende Glücksgefühl
war die einfache, alberne Tatsache, dass Patrick Foakes ebenfalls zu der
Dinnerparty eingeladen war. Sie würde ihn sehen, und wenn nach dem Essen
formlos zum Tanz aufgespielt würde ... Sie rechnete eigentlich fest damit, und
in diesem Fall bestand die Chance, dass er sie vielleicht, nein, ganz bestimmt,
in den Armen halten würde. Schließlich tanzte Charlotte für ihr Leben gern und
war sehr an Sophies und Patricks Zukunft interessiert. Nicht, dass ich eine
Zukunft mit Patrick Foakes haben werde, ermahnte sich Sophie hastig.
Die Kutsche
holperte ratternd über die Pflastersteine und bog ein wenig zu schnell um eine
Ecke. Sophie musste schnell nach dem Riemen greifen, wurde aber dennoch gegen
die gepolsterte Wand geschleudert. Das war der Nachteil, wenn man so klein war.
Sie konnte sich nicht mit den Füßen gegen den Boden stemmen, wie es den Männern
möglich war. André fuhr wieder einmal zu schnell. Er hielt sich für eine
Mischung aus einem Kutscher und einem Eilboten und hatte sich sogar ein
Kunststück angeeignet, bei dem er die Lederschnur der Peitsche laut durch die
Luft knallen ließ.
Die Pferde trabten
weiter und die Kutsche rollte wieder schwankend und quietschend durch die
Straßen. Sophie streckte einen Fuß aus und betrachtete gedankenverloren ihren
Schuh. Das Kleid, das sie an diesem Abend trug, war aus einem golden
schimmernden Bronzestoff gearbeitet. Sie kleidete sich niemals in Weiß. Weiß
war die Lieblingsfarbe ihrer Mutter, so wie auch die von beinah jedem anderen
unverheirateten Mädchen in London. Weiß symbolisierte Unschuld, Verlobung und
Jungfräulichkeit. Sophie ließ ungeduldig den Fuß sinken.
Gold wirkte ganz
und gar nicht unschuldig. Wie lautete noch der Name des Stücks, das sie
vergangene Woche gesehen hatte? Der Triumph des Eros? Nein, das war es
nicht. Der besiegte Amor? Nein, das Stück hatte sich nicht um Amor, den
Gott der Liebe, sondern um Eros, den Gott der Leidenschaft gedreht. Eros war
darin in einer kleinen, blassgoldenen Toga auf der Bühne herumgetänzelt und
hatte seine goldenen Pfeile abgeschossen. Das Stück an sich war schrecklich
gewesen, eine dieser Tragödien, in der sich die tugendhafte junge Frau (dank
Eros) in einen Schurken verliebt. Am Ende hatte sie sich - Sophies
Meinung nach auf recht unglaubwürdige Weise - von einer Brücke gestürzt.
Genau das brauche
ich, dachte Sophie. Einen kleinen Gott in einer zu meinem Kleid passenden
Toga, der Patrick
Foakes einen fetten Pfeil in den Rücken schießt. Wenn sie jedoch genauer
darüber nachdachte, so hatte Eros in dem Stück genau das mit dem Schurken getan
-und dann war der Mann hingegangen und hatte die Heldin einfach mit einem
Kind sitzen gelassen.
Ein heimliches
Lächeln umspielte Sophies rote Lippen. Sie hegte keinerlei Befürchtung, dass es
Patrick bei ihrem Anblick an Leidenschaft mangelte. Sie konnte es an der Art
ablesen, nie sich seine Augen verdunkelten, wenn er sie sah. Sie brauchte
also keinen Eros,
sondern einen Amor ... ja genau, einen Amor in einem reinen weißen,
jungfräulichen Nachtgewand, der Patrick Foakes mit einem seiner Pfeile
durchbohrte. Denn es gab eine unumstößliche Tatsache im Leben, und zwar die,
dass Lebemänner sich niemals verliebten, vor allem nicht in ihre Ehefrauen. Und
wenn dies doch einmal geschah, dann war es nie von langer Dauer.
Der Gedanke
beruhigte Sophie und sie tat einen tiefen Atemzug. Der Traum, dass Patrick Foakes
sich in sie verlieben könnte, war genau das: ein Traum. Was immer er auch von
ihr wollte, es war bestimmt nicht die Ehe. Sie würde ihn
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