02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
mit
Spitzen besetzten Negligees wollten nicht oben bleiben und fielen Sophie immer
wieder über die Hände.
Charlotte schnitt
Sophie im Spiegel eine Grimasse. »Ich komme mir tatsächlich wie ein Riese vor,
wenn ich neben dir gehe.«
»Pah. Du siehst aus
wie eine Prinzessin und ich wie dein Page«, sagte Sophie verschmitzt. Ihre
rauchblauen Augen funkelten vor Belustigung.
»Hurra!«, rief
Charlotte aus. »Du bist zurück!«
»Was um Himmels
Willen meinst du damit?«, fragte Sophie stirnrunzelnd.
»Du siehst wieder
glücklich aus«, sagte Sophie. »Du hast in den letzten Wochen einen so
zerbrechlichen Eindruck gemacht ...«
»Wie eine Motte,
die zu nah an die Flamme geflogen ist?«
»Diesen Vergleich
hätte ich nicht gerade gewählt«, erwiderte Charlotte. »Du wirktest eher wie
ein Mensch, der eine schwere Entscheidung getroffen hat und sich fragt, ob es
die richtige war.«
»Du bist sehr
offen«, sagte Sophie und ihre Augen begegneten im Spiegel erneut denen
Charlottes.
Charlotte wandte
sich auf dem Schemel vor der Frisierkommode um, ohne auf Marie Rücksicht zu
nehmen, die heftig protestierte und zahlreiche Haarnadeln auf den Boden fallen
ließ.
»Bist du sicher,
Sophie? Absolut sicher?«
Sophie nickte und
erwiderte Charlottes Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Denn wenn ...«,
Charlotte verstummte. Dann fuhr sie fort. »Nun, Braddon ist natürlich ein
netter Kerl, aber er ist nicht sehr -«
»Gut aussehend?
Interessant? Intelligent?«, zählte Sophie mit spöttisch verzogenen Mundwinkeln
auf
»Wie kannst du ihn
nur heiraten?«, fragte Charlotte hitzig. »Erkennst du denn nicht, dass es
einfach besser ist, jemand gut Aussehendes und Intelligentes zu heiraten?
»Ich möchte deinen
Schwager nicht heiraten, Charlotte«, sagte Sophie geduldig. »Du musst mir schon
zutrauen, dass ich selber weiß, was gut für mich ist. Ich möchte keinen
Lebemann heiraten.«
»Aber Braddon ist
auch ein Lebemann«, beharrte Charlotte. »Ich erinnere mich noch ganz genau,
dass du mir erzähltest, Braddon habe mehr Mätressen, die von ihm abhängig sind,
als ein Anwalt Rechtsfälle.«
In Sophies Augen
blitzte es amüsiert auf. »Es geht mir ja gar nicht darum, ob Braddon nun ein
Lebemann ist oder nicht. Nein, ich mag Braddon einfach. Er ist
vertrauenswürdig, hegt keine tieferen Gefühle und wird, was seine Geliebten
angeht, sehr diskret sein. Das hat er mir selber versichert.«
»Du meinst, du hast
mit ihm über seine Mätressen gesprochen?« Charlotte war entsetzt und fasziniert
zugleich.
»Er hat das Thema
angeschnitten. Ich muss zugeben, dass ich selber ein wenig überrascht war.«
Sophie gab sich größte Mühe, den Zweifel aus ihrer Stimme zu verbannen. »Das
ist genau die Art Ehe, die wir führen werden, Charlotte: eine ruhige,
vernünftige und freundliche Verbindung. Ich möchte eine friedvolle Ehe. Du
wolltest diese Art von Beziehung nicht, und du und Alex, ihr seid glücklich
miteinander. Aber ich möchte eine Ehe, in der keiner der Gatten blind vor
Leidenschaft ist. Erinnere dich, wie Alex sich dir gegenüber verhalten hat.«
Sophie zögerte und fuhr dann unbeirrt fort. »Als du nach Schottland reisen
musstest.«
»Du brauchst gar
nicht so zart fühlend zu sein«, sagte Charlotte trocken. »Alex hat sich wie ein
ausgemachter Teufel aufgeführt, das stimmt. Aber wir haben die Sache geklärt,
und nun -« Sie betrachtete sich im Spiegel. Die eine Hälfte ihres Haars
hing unfrisiert herunter, während die andere Seite bereits aufgesteckt war.
Maries Hände
waren eifrig damit
beschäftigt, ein karmesinrotes Band in ihre Locken zu flechten, um dann die
Strähnen zu den anderen zu stecken. Der bloße Gedanke an ihren Gatten trieb
Charlotte eine Röte in die Wangen, die beinah der Farbe der Haarbänder glich.
»Ich weiß, was du
meinst.« Sophies Stimme klang leidenschaftslos und verzweifelt zugleich. »Aber
die grand amour ist nicht das Richtige für mich, Charlotte. Ich weiß, du
wünschst mir die gleiche Glückseligkeit, die du gefunden hast. Aber wir
schmieden auf ganz unterschiedliche Art und Weise unser Glück. Mir wäre das
Wagnis, einen Mann zu heiraten, den ich so leidenschaftlich liebe wie du Alex
liebst, viel zu riskant. Deine Eltern sind glücklich; meine sind es
nicht.«
Charlotte machte
Anstalten, etwas zu erwidern, und so sprach Sophie hastig weiter. »Ich möchte
sicherlich keine Vermutungen über die Ehe deiner Eltern anstellen. Ich wollte
nur sagen, dass die Umstände der Ehe meiner Eltern
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