02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Verbindung löste, schickte sie mir eine Nachricht. Darin schrieb sie mir
ganz kühl, ich sei ihr Leben und ihre Freude, oder einen Unsinn dieser Art, und
da meine Leidenschaft für sie abgekühlt sei, verspüre sie den Wunsch nach
Sicherheit - und das Höchste ist, dass sie von mir ein Haus will. So eine
Füchsin.«
Patrick schritt vor
ihm her aus dem Ballsaal. »Und erfüllst du ihren Wunsch?«, fragte er nach
hinten gewandt.
Es entstand eine
kurze Pause. Patrick warf Braddon einen amüsierten Blick zu. »Du bist wirklich
leicht herumzukriegen.« Er verlangsamte seine Schritte, bis er neben seinem
Freund her ging. »Gib mir Bescheid, wenn sie ein Haus gefunden hat, und ich
gebe die Hälfte dazu«, sagte er, als ihre Stiefel durch die leere Marmorhalle
polterten. Viscount und Viscountess Dewland hatten sich schon längst ins Bett
begeben und nur der müde Butler wünschte ihnen einen gute Nacht.
»Ich bin sehr wohl
in der Lage, das Geld aufzubringen«, sagte Braddon abwehrend.
»Nun, ich kann dich
kaufen und wieder verkaufen«, sagte Patrick gedehnt. »Und ich würde gerne etwas
zu Arabellas Haus beisteuern.«
Braddon schaute ihn
an und in seinen hellblauen Augen lag kein Neid, sondern reine Neugier. »Du
bist also wirklich reich wie ein Nabob aus Indien zurückgekehrt.«
Patrick zuckte die
Achseln und warf sich das Haar aus der Stirn. »Mein Vater hat mich ganz alleine
in den Osten losgeschickt, weißt du. Es hat nicht viel Spaß gemacht, ohne Alex
auf den Putz zu hauen. Es ist alles ganz wie von selbst gekommen.«
Und das war es
tatsächlich. Sein wendiges, spöttisches Naturell hatte unglaubliches Vergnügen
an dem delikaten Rhythmus der indischen Verhandlungstaktiken und Handelsbräuche
gefunden.
Es machte ihm Spaß,
Handelsrouten auszutüfteln, seltene Gewürze aufzutun, Schiffe mit Fässern
voller Pfauenfedern, mit feinen goldenen Vogelkäfigen oder mit fließenden Seidenstoffen
zu beladen, die so fein waren, dass sie bei der Berührung mit einem Fingernagel
zerrissen. Er ging große Risiken ein und machte noch größere Gewinne. Zurzeit
wurde sein Vermögen in England vielleicht nur von dem seines Bruders und
weniger anderer übertroffen. jene Gentlemen in London, die ihre finanzielle
Ambitionen darauf beschränkten, ein Pferd für das nächste Rennen in Ascot zu
trainieren, waren eine aussterbende Rasse.
Alex stieg in seine
Kutsche und winkte ihnen zum Abschied zu. Patrick verwarf Braddons Vorschlag,
die Hintertür des Duke's Theater aufzusuchen und gab dann aus einem
plötzlichen Impuls heraus seinem Kutscher ein Zeichen, ohne ihn zu fahren. Dann
stand er auf der verlassenen Straße und sah seiner gut gefederten Kutsche
hinterher, die um eine Ecke verschwand.
Ein leichter Regen
hatte eingesetzt. Londons Luft roch nach Staub, der sich auf das Pflaster senkte,
und nach Pferdedung. Patrick zog seinen Umhang enger um sich und machte sich
mit großen, ausholenden Schritten auf den Weg. Während er so dahinmarschierte,
löste sich die Anspannung in seinen Beinmuskeln und in seinem Magen löste sich
ein Knoten, den er vorher gar nicht wahrgenommen hatte. Auch sein Kopf schien
wieder klar zu werden.
Patrick war bereits
durch die heißen, stickigen Gassen von Whampao Reach, dem Hafen Kantons
gegangen, unter den zierlichen Bögen Bagdads entlanggeschlendert und durch die
abgelegenen Straßen der Bergdörfer in Tibet gewandert. In einer kleinen
Seitenstraße von Lhasa hatte er zum Beispiel einen Schwarm Prachtfinken singen
hören jene kleinen schwarzen und roten Singvögel, die er später nach England
exportierte und die daraufhin in London der letzte Schrei wurden.
Er schlief schon
unter normalen Umständen mehr schlecht als recht und bei seinen Spaziergängen
kamen ihm ganz von alleine die besten Ideen. Aber nun brütete Patrick nur vor
sich hin, statt nachzudenken. Schon allein die Erinnerung an die süßen
Rundungen von Sophie Yorks Brüsten - die sie in diesem albernen Kleid vor
der ganzen Welt zur Schau gestellt hatte! - verursachte ein loderndes
Feuer in seinen Lenden. Und so marschierte er durch die Straßen und befahl
sich, Sophie aus seinen Gedanken zu verbannen.
Mein Gott, er hatte
eine Geliebte in Arabien gehabt, wie hatte sie noch geheißen? Perliss. Bis ein
Pascha Gefallen an ihr fand und sie an ihm, und seine Geliebte wenige Stunden
später eine ehrenwerte Ehefrau wurde. War es die vierundzwanzigste oder
fünfundzwanzigste Gemahlin des Paschas? Er hatte nicht mit der Wimper gezuckt,
obwohl
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