02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Gräfin erhob
sich. »Lady Sophie«, sagte sie. Ihr Ton war süß wie Sirup, aber dennoch laut
genug, um bis auf die andere Seite des lang gestreckten Raums zu dringen. »Wir
sind Ihnen ja so dankbar, dass Sie unseren armen Sohn von den Qualen des Junggesellendaseins
erlöst haben.« Sie richtete ihren strengen Blick auf ihren Braddon, der bereits
vor Angst zitterte. »Wussten Sie schon, dass ihn bereits mehr als drei junge
Damen abgelehnt hatten? Was sie sich nur gedacht haben? Aber sie waren auch
sehr jung; es bedurfte offensichtlich eines reiferen Auges, Braddons glänzende
Vorzüge zu erkennen.«
Sehr gut, dachte
Sophie anerkennend. Es war ihr mit einem Streich gelungen, Braddon als
Bummelanten darzustellen und Sophie zu einer verzweifelten, ältlichen Jungfer
abzustempeln.
»Da haben Sie wohl
Recht«, murmelte Sophie. Es lag bestimmt nicht in ihrer Absicht, mit Braddons
Mutter die Schwerter zu kreuzen.
»Und wie geht es
Ihrer lieben Mutter?« Die Frage wurde von einem giftigen Lächeln begleitet.
»Meiner Mutter geht
es sehr gut, danke. Ich bin sicher, sie wird jeden Moment eintreffen.«
»Die Arme«, sagte
die Gräfin verständnisvoll. »Wir wissen alle, unter welcher Bürde sie zu leiden
hat. Ihr Vater ... Nun, kein Wort darüber!«
Sophie zog erneut
den Kopf ein und biss sich auf die Lippen.
»Ich muss Sie nun
meinen Schwestern vorstellen«, mischte sich Braddon ein. »Wenn du uns
entschuldigen würdest, Mutter.« Er versuchte, Sophie hastig auf die andere
Seite des Raums zu zerren.
Aber Sophie ließ
sich Zeit. Sie musste sich erst sammeln, bevor sie Braddons Schwestern
gegenübertreten konnte.
»Sie kann nichts
dafür«, sagte Braddon bedrückt. »Mama sagt einfach, was ihr in den Kopf kommt,
und -«
»Und alles, was ihr
in den Kopf kommt, ist unangenehm«, beendete Sophie den Satz für ihn.
»Ja«, gab Braddon
zu. Ungelenk tätschelte er Sophie den Arm. »Das heißt nicht, dass sie nicht
froh wäre, dass Sie mich heiraten. Denn das ist sie. Sie hat mir letzte Woche
wohl hundert Mal gesagt, dass sie nie gedacht hätte, dass ich es so gut treffen
würde. Es ist einfach nur, dass sie gar nicht merkt, was sie sagt, oder wie es
wirkt, oder so. Und mich haben nicht mehr als drei Damen abgelehnt«, fügte er
empört hinzu. »Es waren vor Ihnen nur zwei, und Sie haben mich genommen.«
Sophie lächelte
angesichts Braddons verworrener Ausdrucksweise. »Meine Mutter ist auch nicht
sehr tolerant.« Obwohl Mama dem alten Drachen nicht das Wasser reichen kann,
dachte sie im Stillen.
Genau in dem
Moment, in dem sie vor Braddons zweiter Schwester einen Knicks vollführte,
spürte sie Patricks Anwesenheit. Drei junge Damen, die in der Nähe der Tür
beieinander standen, begannen loszukichern. Sophies Rücken versteifte sich. Sie
würde sich nicht umdrehen. Sie lächelte die sommersprossige Frau vor sich
freundlich an. Margaret hatte offensichtlich versucht, ihr Haar zu einem
Chignon zu frisieren, aber zahlreiche Strähnen hatten sich gelöst und das
Ergebnis wirkte sehr unordentlich.
»Lady Sophie«,
zischte Margaret ihr regelrecht zu, »Wie viele Kinder planen Sie denn, unserem
Familienoberhaupt zu schenken?«
Sophie schreckte
ein wenig alarmiert zurück.
»Hm, ich bin noch
nicht sicher«, sagte sie, während sich ihre Gedanken bei der Suche nach einer
passenden Antwort geradezu überschlugen. »Das müssen wir Gottes Willen
überlassen«, antwortet sie schließlich.
Margarets Augen
nahmen einen wohlwollenden Ausdruck an. »Kinder sind das größte Geschenk
Gottes, Lady Sophie. Und als Familienoberhaupt muss der Graf von Slaslow
mindestens fünf, oder besser noch sechs Kinder bekommen. Man kann gar nicht
vorausschauend genug sein.« Sie trat einen Schritt zurück. »Ich habe Sie
natürlich schon beim Tanzen und bei anderen Gelegenheiten gesehen, aber in
diesem Licht habe ich Sie noch nie betrachtet.« Ihre Augen musterten Sophies
Mitte. Sophie wandte den Kopf zur Seite und sah ihren Verlobten fragend an,
doch Braddon wich ihrem Blick aus.
»Ihre Hüften sehen
breit genug aus«, verkündete Margaret ohne Umschweife. »Natürlich müssen Sie so
schnell wie möglich das erste Kind bekommen. Wissen Sie vielleicht, ob Ihre
Mutter an irgendeinem Gebrechen leidet? Mir scheint, sie hat nur ein Kind
bekommen, es sei denn, Sie haben noch tot geborene Geschwister?« Margaret
wartete auf eine Antwort.
»Nicht, dass ich
wüsste.«
Margaret schürzte
die Lippen. »Wir müssen das Beste hoffen.« Dann runzelte sie die
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