02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
zurückzuerobern«, neckte
Sophie sie.
Charlotte zog die
Nase kraus. »Sollen wir nach unten gehen und die Fantasie der anwesenden Männer
anregen?«
Sophie betrachtete
sich im Spiegel und zog dann absichtlich ihren Ausschnitt nach unten, so dass
der goldene Stoff gerade eben ihre Brustwarzen bedeckte.
Charlotte
schmunzelte. »Du könntest kaum verlockender aussehen, Sophie.«
»Nun ja.« Sophies
Augen funkelten vor Aufregung. »Ich sehe keinen Grund, warum ich beim Dinner
nichtjeden der anwesenden Männer für mich interessieren soll. Ich bin nur
verlobt, nicht tot!«
»Oh Sophie!
Manchmal bist du eine typische Französin!«
»Abends gebe ich
mich gerne französisch«, erwiderte Sophie. »Man kann sich den ganzen Tag lang
wie eine Engländerin verhalten, besonders auf dem Rücken eines Pferdes, aber
nach sechs Uhr kann man sich französisch kleiden - und französisch
denken.«
Charlotte dachte
einen Moment lang über diese Worte nach, während sie gemeinsam den Korridor
entlanggingen. »Wie französisch wirst du sein, wenn du erst einmal verheiratet
bist?«, fragte Charlotte.
Sophie warf ihrer
Freundin einen belustigten Blick zu. »Versuchst du herauszufinden, ob ich
meinem Gatten treu sein werde, Charlotte?«
»Ja.«
»Ich werde ihm treu
sein«, sagte Sophie. »Denn es ist mir viel zu kompliziert, eine Liaison zu
beginnen. Ich werde natürlich flirten und mir einen Cicisbeo, einen
Gesellschafter, suchen. Eine verheiratete Frau muss schließlich Bewunderer
haben. Aber nein, ich werde niemandem Zutritt zu meinem Schlafzimmer gewähren.
Warum sollte ich?« Sie zog auf charmante Art die Schultern hoch.
Dieses Achselzucken
ist durch und durch französisch, dachte Charlotte. Aber Sophies lückenhaftes
Wissen über die Vergnügungen im Schlafgemach ist typisch englisch. Charlotte
konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Wenn Patrick auch nur annähernd
seinem Zwillingsbruder Alex glich, dann würde er schon dafür sorgen, dass
Sophie genau wusste, was sie aufgab, wenn sie Braddons Ring an ihren Finger
steckte.
Gemeinsam gingen
sie die Marmorstufen der Treppe hinunter. Charlotte bewegte sich auf den Gelben
Salon zu, in dem die Party stattfinden würde.
»Großartig«,
flüsterte Sophie Charlotte zu, als sie bemerkte, in welche Richtung sie gingen.
»Dieser Raum passt ganz ausgezeichnet zu meinem Kleid.«
Charlotte verdrehte
die Augen. Der Gelbe Salon war mit Vorhängen und Polstern in einem blassen
Bernsteinton und einem aufwändigen Axminster-Teppich in einer etwas
dunkleren Farbe eingerichtet. Sophie hatte Recht. Als sie den Raum betraten,
ließen die safranbraunen Töne ihr Kleid wie pures Gold schimmern.
Patrick war noch
nicht eingetroffen. Sophie hatte einen sechsten Sinn für ihn entwickelt und
wusste sofort instinktiv, wann er sich in einem
Raum befand und
wann nicht.
Braddon trat auf
sie zu, und sie blieb stehen und vollführte einen Knicks. Braddon grinste
und machte eine
Verbeugung. Als er sich wieder aufrichtete, zog er automatisch seine Weste nach
unten, um seine beleibte Taille zu bedecken. Sophie senkte höflich den Blick.
Braddon verbeugte
sich vor Charlotte, bevor er wichtigtuerisch Sophies Arm ergriff. An diesem
Abend würde er seine zukünftige Frau offiziell seiner Familie vorstellen und er
hatte sorgfältig über die Reihenfolge dieser ganzen Angelegenheit nachgedacht.
»Zuerst meine
Mutter«, flüsterte er und schob Sophie auf das andere Ende des Salons zu. »Dann
meine Schwestern und zum Schluss meine Patentante. Sie kann eine schreckliche
Nervensäge sein, denn sie ist auch noch eine Herzogin und ...«
Braddons Familie
war allgemein bekannt und nur die nachsichtigen Mitglieder der feinen
Gesellschaft bezeichneten sie als »schwierig«. Der durchschnittliche Gentleman
nannte die Gräfin von Slaslow einen der Hölle entsprungenen Drachen. Aber
Sophie hatte beinah zwanzig Jahre mit den bissigen Kommentaren ihrer eigenen
Mutter überlebt, und keine noch so große Unhöflichkeit konnte sie noch
erschüttern.
Braddon blieb vor
seiner Mutter stehen und nahm dabei eine Körperhaltung ein, als wolle er sich
jeden Moment auf die andere Seite des Raums flüchten. Sophie fand, dass
Prudence Chatwin erstaunlich jung aussah für eine Person mit solch einem
schlechten Ruf. Ihr Gesicht war verblüffend faltenfrei, wenn man bedachte
(Sophie stellte eine schnelle Rechnung an), dass sie mindestens fünfzig sein
musste.
Sophie vollführte
einen tiefen Knicks und senkte ergeben den Kopf.
Die
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