02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
und flehen, ja?«
»Genau«, beteuerte
Sophie. »Sie betteln und flehen.«
Braddon schluckte.
»Es ist Zeit, meine Patentante zu begrüßen«, platzte er heraus und zog Sophies
Hand in seine Armbeuge. »Entschuldige uns bitte, Margaret. Dein ergebenster
Diener, Foakes.«
Sophie konnte nicht
widerstehen. Sie lächelte die fruchtbare Mrs Windcastle an und warf Patrick
dann unter gesenkten Wimpern einen koketten, herausfordernden Blick zu.
Herrisch erwiderte
er ihren Blick und in seinen teuflisch funkelnden Augen lag ganz bestimmt kein
Flehen oder Betteln. Das Versprechen, das sie stattdessen darin fand, ließ sie
bis ins Mark erzittern. Seine Augen wanderten von ihrem Gesicht zu ihren
Brüsten hinunter und glitten anschließend über ihren restlichen Körper. Ein
heißes Gefühl strich über ihre Beine und die Knie wurden ihr weich.
Als sie mit Braddon
davonging, schaute Sophie unwillkürlich auf ihren Ausschnitt hinunter. Sie
hatte plötzliche das Gefühl, als hätte sie ihr Kleid verloren und ihre Brüste
wären nun einer sanften, streichelnden Brise ausgesetzt. Aber es war alles in
bester Ordnung. Die von Madame Carême so raffiniert entworfenen Mieder hielten
sogar den verwegensten Blicken eines Lebemanns stand.
Kapitel 6
Während des Diners plauderte Sophie gut
gelaunt mit Braddon zu ihrer Rechten und Braddons Freund David Marlowe zu ihrer
Linken. Patrick Foakes ignorierte sie dabei auf das Entschiedenste. Er saß ihr
an der langen Tafel ein ganzes Stück entfernt diagonal gegenüber. Sie konnte
ihn nur sehen, wenn sie unter gesenkten Lidern einen verstohlenen Blick in
seine Richtung riskierte, was sie jedoch nur ein paar Mal tat. David war ein
bezaubernder, jungenhafter Hilfsgeistlicher, der vom Land angereist war, um
Braddons zukünftige Frau kennen zu lernen.
»Sie sind sehr
tapfer, es mit Braddon aufzunehmen«, sagte er.
»Warum?« Sophie
nahm einen weiteren Schluck Champagner. Sie konnte spüren, wie ihr der Alkohol
zu Kopf stieg, aber sie ließ es geschehen. Sie ließ es zu, dass das prickelnde
Getränk ihr Urteilsvermögen trübte und sie mit atemloser, trunkener Freude erfüllte.
»Braddon war in der
Schule wirklich ein harter Brocken«, schmunzelte David. »Wir waren Freunde -
ich, Patrick, Alex und Quill - und wir hatten es uns zur Aufgabe gemacht,
Braddon durchzuboxen. Aber es war nicht einfach. jemand musste ihm in der Nacht
vor jeder Prüfung die Fakten in den Kopf hämmern. Nicht, dass das so schwierig gewesen
wäre«, fügte David hastig hinzu, als ihm einfiel, dass er die geistigen
Fähigkeiten von Sophies zukünftigem Gatten besser nicht beleidigen sollte. »Das
wirkliche Problem waren Braddons Streiche. Er wäre einige Male beinah von der
Schule verwiesen worden.«
»Streiche?« Sophie
hörte nur mit halbem Ohr zu. Weiter unten an der Tafel flirtete dieses junge
französische Ding Daphne Boch wie der Teufel mit Patrick. Unter dem Tisch
klopfte Sophies Schuh ungeduldig auf den Boden, als sie sah, wie Daphne sich zu
Patrick hinüberlehnte und auf liederliche Weise mit ihrer Schulter an seinem
Arm entlangstreifte.
David redete immer
noch und Sophie musste sich zwingen, seinen Worten wieder ihre Aufmerksamkeit
zu schenken.
»Nehmen Sie zum
Beispiel das eine Mal, als Braddon glaubte, er könne Master Woolton foppen und
ihn glauben machen, er sei sein eigener Onkel. Wissen Sie, Braddons Onkel ist
ein berühmter Forscher. Und Woolton hatte gegenüber Braddon erwähnt, dass er
seinen Onkel gerne kennen lernen würde. Also reifte in Braddon die Idee heran,
er könne mit einer passenden Verkleidung seinen Onkel darstellen. Er wollte
Woolton erzählen, wie erstaunlich intelligent Braddon sei, damit dieser dann
netter zu Braddon wäre.«
Sophie konnte sich
einer gewissen Faszination nicht erwehren. »Das ist absurd. Wie alt war er denn
zu diesem Zeitpunkt?«
»Ungefähr dreizehn,
vielleicht vierzehn.« Wieder lachte David. »Glauben Sie mir, wir taten unser
Bestes, ihm diese Idee auszureden, aber Braddon war überzeugt, dass es
funktionieren würde. Braddon hat eine große Schwäche für die Schauspielerei,
wissen Sie, und deshalb -« Abrupt hielt er inne. Man erzählte einer Dame
nicht, dass die Geliebten ihres zukünftigen Gatten meist Schauspielerinnen
waren.
»Und deshalb ...?«,
hakte Sophie nach.
»Und deshalb
enthalten viele seiner Streiche ein theatralisches Element«, vollendete David
den Satz ausweichend. »Braddon ist am glücklichsten, wenn er einen großen
Umhang anziehen und
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