02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Aber das tut sie nicht«, sagte George und starrte
seinen zukünftigen Schwiegersohn wütend an.
Patrick begegnete
dem Blick des Marquis gelassen, obwohl ihm das angesichts seines zuschwellenden
Auges nicht gerade leicht fiel. »Ich weiß«, sagte er mit einem ironischen
Lächeln.
Georges Gesicht
glühte, als er daran erinnert wurde, dass seine Tochter die Hochzeitsnacht
vorweggenommen hatte.
»Ich werde gut auf
sie Acht geben«, sagte Patrick ruhig.
»Ich weiß, ich
weiß«, murmelte George. »Ich war immer der Meinung, dass Sie mit Ihnen
glücklich werden könnte. Auch wenn ich gehofft hatte, dass sie einen
gesetzteren Burschen finden würde. Braddon und Sie, sie sind beide vom gleichen
Schlag, nicht wahr? Beides Lebemänner.« Er warf dem jungen Mann einen
reumütigen Blick zu und erhob sich mühsam aus dem Sessel. Ach habe mich nicht immer
so verhalten, wie ich es sollte.«
Patricks Lippen
zuckten, aber es gelang ihm, ein Grinsen zu unterdrücken. Das von einem Mann,
dessen Name regelmäßig in den Klatschspalten sämtlicher Postillen Londons
auftauchte? Patrick konnte wohl kaum hoffen, George klar machen zu können, dass
er nicht vorhatte, sich nach seiner Vermählung mit Sophie eine Geliebte zu
nehmen. George mit seiner turbulenten außerehelichen Vergangenheit war davon
überzeugt, dass Lebemänner sich niemals besserten.
George hob zu einer
Erklärung an. »Meine Frau hat ein heftiges Temperament, und manchmal war Sophie
... nun, sie hat mehr mitbekommen, als gut für sie war.«
Patrick stand auf
und seine entspannte Zurückhaltung gab nichts von seinem heftigen Interesse an
Georges Beichte preis.
»Sie ist ein gutes
Kind, meine Sophie.« George ging auf die Tür zu, um seine Tochter in die
Bibliothek rufen zu lassen, damit Foakes ihr erneut einen Antrag machen konnte.
»Sie ist ein gutes Mädchen. Sie hat mir mehr als einmal aus der Patsche
geholfen und mir beigestanden, wenn ihre Mutter sich wie ein Hausdrachen
aufführte.«
Patrick trat hinter
ihn.
»Wie war Lady
Sophie Ihnen denn in diesen Situationen behilflich?« In seiner Stimme schwang
leise Neugier mit.
»Oh, sie lächelte
lieblich und erzählte ihrer Mutter, ich hätte sie mit zum Rennen genommen oder
so etwas in der Art.« Georges große Augen waren voller Selbstvorwürfe. »Glauben
Sie, dass Sophie wegen meiner Indiskretionen diesen infamen Plan ausgeheckt
hat, mit Slaslow durchzubrennen? Hat sie Sie letzte Nacht in ihr Bett gelassen,
weil ich ein solcher -«
»Ich übernehme die
alleinige Verantwortung für das, was letzte Nacht geschehen ist. Lady Sophie
ist von Grund auf unschuldig. Sie hatte keine Ahnung, was passieren könnte, als
ich über die Leiter in ihr Zimmer kletterte.«
»Wirklich?« Einen
Moment lang weiteten sich die Augen des Marquis vor Überraschung. »Sie ist -«
Warum zum Teufel versuchte er, den zukünftigen Mann seiner Tochter davon zu
überzeugen, dass sie eine Art weiblicher Wüstling war? Denn das war sie
natürlich nicht. Sophie hatte in der Vergangenheit nur so überzeugend gelogen,
um ihn vor dem Zorn ihrer Mutter zu schützen. Und so war er zu der Überzeugung
gelangt, dass seine eigene unberührte Tochter eine erfahrene Dame der
Gesellschaft war. Einen Moment lang plagten George schwere Selbstvorwürfe.
Als er gerade etwas
sagen wollte, öffnete sich die Tür und Carroll betrat die Bibliothek.
»Mylord?«
»Bitten Sie Lady
Sophie, sich zu uns zu gesellen, Carroll.«
Carroll warf
Patrick Foakes einen flüchtigen, abwägenden Blick zu. Natürlich wusste der
ganze Haushalt von Foakes' Antrag, den Lady Sophie abgewiesen hatte. Und der ganze
Haushalt wusste ebenfalls, dass gerade erst Lady Sophies Verlobung mit dem Grafen
von Slaslow gefeiert worden war. Was hatte Foakes also im Haus zu suchen?
Sophie kam langsam
die Treppe herunter und ließ dabei die Hand das Geländer hinabgleiten. Sie trug
ein erstaunlich sittsames Hauskleid mit einem hohen Kragen, der mit einer Reihe
Stoffrosen verziert war. Sie hatte dieses Kleid erst einmal zuvor getragen und
es als unbeschreiblich unmodern abgetan. Aber an diesem Morgen, an dem sie
immer wieder von einem ungeheuren Schamgefühl erfasst wurde, wollte Sie Patrick
und ihrem Vater! - zeigen, dass sie kein lockeres Frauenzimmer war, auch
wenn sie sich vergangene Nacht so aufgeführt hatte.
Zum vierzigsten Mal
an diesem Morgen stieg Sophie eine zarte Röte in die Wangen. War sie überhaupt
in der Lage, die Bibliothek zu betreten? Was musste ihr Vater von ihr
Weitere Kostenlose Bücher