02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
ist.«
Eloise drehte sich
um und warf Grenable einen eisigen Blick zu. Unwillkürlich trat er einen
Schritt zurück. »Ich wüsste nicht, welche Hinweise meine Tochter Ihnen zur
Ergreifung des Kriminellen geben könnte, der heute Nacht in unsere Haus
eingebrochen ist«, sagte sie scharf. »Ich schlage vor, Sie machen sich ohne
Verzögerung daran, die Straßen zu durchkämmen.«
Grenable schluckte.
Natürlich hatte die Marquise Recht. Die Sache mit dem offenen Fenster war ihm
einfach ein wenig seltsam vorgekommen. Er tat besser daran zur Bow Street
zurückzukehren und eine Beschreibung der Perlenkette an die bekannten Hehler zu
schicken. Er rieb sich die Hände und verbeugte sich tief, als die Marquise ihre
Tochter aus dem Raum führte.
»Ich stimme ihr
voll und ganz zu«, wandte er sich an den Marquis, als sich die Tür hinter
Eloise und Sophie schloss. »Es gibt hier nichts mehr für mich zu tun. Ich muss
Sie jedoch darauf aufmerksam machen, Mylord, dass die Chancen sehr gering sind,
die Kette der jungen Dame zurückzubekommen.«
Der Marquis wirkte
erstaunlich ruhig, als er Grenable die Hand gab. »Tun Sie Ihr Bestes, Mann, tun
Sie einfach nur Ihr Bestes. Ich zähle nicht zu denjenigen, die die Runners
kritisieren. Nach dem zu urteilen was mir bis jetzt zu Ohren gekommen ist, sind
Sie wirklich eine ganz ausgezeichnete Truppe. Gute Männer, und immer auf der Jagd
nach Übeltätern.«
»Ja«, erwiderte
Grenable ein wenig unsicher. »Wir tun wirklich unser Bestes.« Bevor er darüber
nachdenken konnte, wie ihm geschah, stand er auch schon vor der Haustür und
machte sich auf den Weg zurück in die Bow Street.
Einer seiner
Grundsätze war, es seinen Männern niemals zu zeigen, wenn er verunsichert war,
und so beschloss Grenable, das merkwürdige Verhalten des Marquis zu vergessen.
Was bedeutet so einem Mann schon eine Perlenkette? Grenable sollte besser
seinem Glücksstern danken, dass dieser Aristokrat keinen Aufstand machen würde,
wenn die verdammte Perlenkette nicht wieder gefunden wurde. Der Gedanke besserte
seine Laune.
Carroll, der Butler
der Familie, war noch besser gelaunt, als er erkannte, dass sein Herr scheinbar
nicht die Absicht hegte, ihn wegen seiner verleumderischen Behauptung, Lady
Sophie sei durchgebrannt, zu entlassen.
»Verschwenden Sie
keinen Gedanken mehr daran, Carroll«, sagte George aufgeräumt. »Das war
wirklich eine ganz nahe liegende Annahme. Ich hatte es ja selber schon
geglaubt. Aber wir haben Ihnen ja gesagt, dass Lady Sophie friedlich in ihrem
Bett lag, nicht wahr? Es ist nur ärgerlich, dass ihre Mutter und ich nichts von
dem Dieb wussten, als wir zu dem Ball aufbrachen. Aber das Wichtigste ist, dass
Lady Sophie unbeschadet in ihrem Bett schlummerte.« »Gute Nacht, Carroll.« Und damit
ging der Marquis davon und rieb sich zufrieden die Hände.
Seltsames Verhalten
für einen Mann, der gerade einen Batzen Geld an einen Dieb verloren hat, dachte
Carroll. Aber was geht es mich an?
Kapitel 10
Als Patrick Foakes am nächsten Morgen die
Stufen von Brandenburg House hinaufstieg, war er ein wenig müde. Schließlich
hatte er fast die ganze Nacht kein Auge zugetan. Braddon hatte die Neuigkeit
von seiner konfiszierten Braut wirklich sehr schlecht aufgenommen. Die Vehemenz
seiner Reaktion überraschte Patrick ehrlich gesagt, vor allem, weil er Braddons
lockere Einstellung gegenüber den meisten Dingen kannte. Er würde niemals den
Moment vergessen, als Braddon sich eine Portflasche packte und anfing, damit
den Gips an seinem Bein zu zertrümmern. Eine Sekunde dachte Patrick, sein
Freund habe durch den Schmerz den Verstand verloren, aber Braddon war einfach
nur stocksauer. Braddon war schon immer sehr nervös, wenn es seine Mutter
betraf, dachte Patrick, während er darauf wartete, den Herrschaften in Brandenburg
House angekündigt zu werden. Und Braddons Heirat ist im Grunde eine
Angelegenheit von Braddons Mutter.
,Der Butler der
Brandenburgs kehrte zurück, verbeugte sich und verkündete erhaben: »Der Marquis
er-wartete Sie in der Bibliothek.«
Seit Patricks letztem
Besuch vor einem Monat hatte sich dort nichts verändert. Abgesehen vielleicht
vom Verhalten des Marquis von Brandenburg. Beim letzten Mal war er ihm
freundlich entgegengekommen und hatte ihn überschwänglich begrüßt. Patrick
erinnerte sich, dass er ein wenig überrascht darüber war, dass der Marquis sich
zu reuen schien, den Mann zu begrüßen, der am Abend zuvor dem Ruf seiner
Tochter immensen Schaden zugefügt
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