02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
hatte. Aber inzwischen war Sophie tatsächlich
ruiniert und die Augen des Marquis waren eiskalt wie ein nordischer Gletscher.
Als Patrick den
Raum betrat, entließ George Carroll mit einem kurzen Nicken. Keiner von beiden
sprach ein Wort, bis Carroll mit einer Verbeugung die Bibliothek verlassen und
die schweren Eichentüren hinter sich geschlossen hatte.
Patrick hielt dem
wütenden Blick seines zukünftigen Schwiegervaters gelassen stand, während er
auf ihn zuging und sich vor ihn hinstellte. »Ich bin gekommen, um Sie um die
Hand Ihrer Tochter zu bitten«, sagte er sanft.
Statt einer Antwort
hob George die Faust und schlug Patrick mit dem ganzen Zorn einer schlaflosen
Nacht ins Gesicht. Es ertönte ein lautes Klatschen, als seine Hand zuerst
Patricks harten Wangenknochen traf, nach oben abrutschte und ihm noch einmal im
Augenwinkel traf. Patrick taumelte nach hinten und hielt sich an der Kante von
Georges Schreibtisch fest. Dann richtete er sich auf und blickte den Marquis
an.
George keuchte vor
Anstrengung. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mir das gestatten würden«,
sagte er.
»Ich habe es
verdient«, erwiderte Patrick nur.
George kam sich
inzwischen vor wie ein Narr. Er war zu alt für Boxübungen in der
Bibliothek. Er schleppte sich zu der Sitzgruppe vor dem Kamin und ließ sich in
einen Sessel fallen, ohne sich zu vergewissern, ob Patrick ihm folgte. Dieser
gesellte sich zu ihm und nahm ebenfalls Platz.
»Ich bin letzte
Nacht die Leiter zum Fenster Ihrer Tochter hinaufgeklettert, um ihr dabei zu
helfen, mit dem Grafen von Slaslow durchzubrennen«, sagte Patrick ruhig.
Er warf einen Blick
auf das Gesicht des Marquis, das, wenn möglich, noch roter geworden war.
»Wovon zum Teufel
sprechen Sie?«
»Die Entführung«,
fuhr Patrick fort, der sich zurücklehnte und die Augen schloss, »war Lady
Sophies Idee. Slaslow selber war ganz eindeutig gegen den Plan, und als er sich
gestern das Bein brach, überredete er mich, Ihre Tochter zum Haus seiner
Großmutter zu bringen. Er wollte Lady Sophie davon überzeugen, dass es
angesichts seiner Verletzung weder wünschenswert noch möglich sei, mit ihr
durchzubrennen.«
Auf der anderen
Seite des Kamins herrschte absolute Stille.
»Als ich im Zimmer
ihrer Tochter ankam, hatte sie sich bereits entschieden, die Verlobung mit
Slaslow zu lösen.
»Ich nehme an«,
sagte George sarkastisch, »dass sie inzwischen ihre Ansichten über Ihren
Heiratsantrag geändert hat?«
»Ich denke doch.«
»Und was für ein
Skandal das werden wird.« Die Stimme des Marquis klang müde.
»Nicht so groß, wie
der, den es gegeben hätte, wenn Ihre Tochter mit dem Grafen von Slaslow
durchgegangen wäre«, erwiderte Patrick.
George starrte mit
schwerem Herzen in die sterbende Glut des Feuers. Sophie würde nicht nur die
Verlobung mit einem Grafen brechen; wenn er sich nicht täuschte, würde sie auch
gezwungen sein, mit ungebührlicher Hast einen anderen Mann zu heiraten.
»Es wird nur eine
kurzlebige Sensation verursachen«, sagte Patrick ruhig. »Ich werde meine Braut
auf eine ausgedehnte Hochzeitsreise nehmen, und wenn wir wieder zurückkehren,
amüsiert sich die feine Gesellschaft bereits über einen anderen Skandal.«
»Was soll ich
meiner Frau sagen? Sie wird ein kleines bisschen neugierig sein zu erfahren,
warum ihr beiden so schnell heiraten müsst, nachdem gerade erst Sophies
Verlobung mit einem anderen Mann bekannt gegeben wurde.«
»Warum sagen Sie
ihr nicht die Wahrheit?«
»0 Gott, nein.«
George starrte mit gerunzelter Stirn ins Feuer. »Eloise wirkt ziemlich hart,
aber im Grunde ist sie sehr naiv. Es wäre ein schrecklicher Schlag für sie,
herauszufinden, dass unsere Tochter vor der Hochzeit verführt wurde.«
Patrick ergriff ein
schmerzliches Schuldgefühl. Im kalten Morgenlicht war er über sein Verhalten
selber schockiert. Was war nur letzte Nacht in ihn gefahren? Was hatte Sophie
nur an sich, das ihn zu solch einer zügellosen Leidenschaft getrieben hatte? Er
hatte gegenjede einzelne gesellschaftliche Regel verstoßen, die man ihm seit
seiner Kindheit beigebracht hatte.
»Sagen Sie der
Marquise, dass es ein Fall von wahrer Liebe ist.«
»Wahre Liebe!«, spottete George.
»Meine Frau war noch nie für romantische Flausen zu haben.«
»Warum haben Sie
dann verhindert, dass sie mich letzte Nacht in Lady Sophies Bett entdeckte?«
»Das sagte ich doch
bereits. Es wäre ein schwerer Schlag für sie ... Sie würde denken, dass Sophie
ihrem Vater nachschlägt.
Weitere Kostenlose Bücher