02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
sie Sophie erzählt hatte, noch nie laut ausgesprochen. Es
war ihr sogar ein wenig peinlich, mit ihrem Mann im gleichen Raum zu sein.
Aber falls George
die leicht angespannte Stimmung im Zimmer spürte, so sagte er nichts. Fröhlich
spazierte er ebenfalls zum Fenster hinüber und stellte sich neben sie.
»Ich denke, sie
geben ein hübsches Paar ab, finden Sie nicht auch, meine Liebe?«
Eloise war
plötzlich ganz atemlos. Seit sie George noch einmal nackt gesehen hatte,
tauchte immer wieder das Bild von seiner Brust und seinen Beinen vor ihrem
geistigen Auge auf. Während er vollständig angezogen neben ihr stand, überlief
ein Schauer ihren Körper, als die Erinnerungen aus den Anfängen ihrer Ehe auf
sie einstürzten.
Plötzlich musste
sie daran denken, wie George immer ihren Nacken geküsst hatte. Eloise wandte
sich zur Seite und blickte zu ihrem Gatten hoch. Er schaute in den Garten
hinaus und hatte offensichtlich gar nicht bemerkt, dass sie seine Frage nicht
beantwortet hatte.
»George«, sagte Eloise.
Sie spürte, wie Sie errötete.
George blickte sie
an und seine grauen Augen wurden ernst. Dann streckte er die Hand aus und legte
seine Finger auf ihren Nacken genau an die Stelle, an die sie eben gedacht
hatte. Er hatte sie seitjahren nicht mehr so intim berührt.
Eloise verharrte
regungslos wie ein erschreckter Hase. Es war der richtige Moment, sich ein Herz
zu fassen. Aber den Mut, Jahre der Entfremdung zu überwinden, bringt man nicht
so schnell auf. Der Atem brannte ihr heiß in der Brust und die Worte blieben
ihr im Hals stecken. Sie senkte den Nacken und fühlte sich hilflos und
beschämt.
Aber George
spreizte die Finger und rieb mit dem Daumen in kreisförmigen Bewegungen über
ihre Haut. Er ließ die Hand erst sinken, als Carroll die Türen zum Salon öffnete
und Sophie in den Raum ließ.
Kapitel 13
Am nächsten Tag erwachte Sophie, bevor es
draußen richtig hell war. Sie kletterte aus dem Bett und betrachtete durch das
Fenster die ersten grauen Lichtstrahlen des Tages. Was macht man am Morgen der
eigenen Hochzeit? Schlafen, würde ihre Mutter sagen. Schlafen, damit man so gut
wie möglich aussieht. Aber Sophie konnte nicht schlafen.
Ihr Herz raste vor
Aufregung. Sie lehnte sich auf das Fensterbrett, über das Patrick ihr Zimmer
betreten hatte, und sagte sich zum tausendsten Male, dass sie das Richtige tat.
Wenn sie genauer hinsah, konnte Sophie die schwachen Kratzspuren sehen, die die
Leiter auf dem Holz hinterlassen hatte.
Zwei Männer
rumpelten in einem großen offenen Wagen vorbei. Die Unratmänner verließen London
mit ihrer Ladung Dünger. Die Stadt erwachte; unten in Covent Garden breiteten
die Obsthändler gerade ihre Waren aus und in Spitalfields eröffneten die
Vogelhändler ihre Stände. Als kleines Mädchen hatte Sophie sich immer gerne die
Gold- und Grünfinken, die Hänflinge und die Heidelerchen angesehen. Heute
schnürte ihr der Gedanke an die kleinen Käfige den Hals zu und trieb ihr die
Tränen in die Augen.
»Sei nicht dumm, du
Närrin!«, flüsterte sie sich selber zornig zu. Manche Ehen gehen gut, manche
nicht. Welches Recht hatte sie, ihre Vermählung zu dramatisieren, als wäre sie
Julia, die gezwungen wurde, Paris zu heiraten?
Sophie schlang die
Arme um ihren Körper und presste sie durch den dünnen Kambrikstoff ihres
Nachtgewandes gegen ihre Brüste. Aber sie wollte ihn. Sie wollte Patrick Foakes
so sehr, wie Julia Romeo gewollt hatte. Wahrscheinlich sogar noch mehr, da sie
noch vor der Vermählung mit Patrick mit ihm eine Nacht voller Sinnesfreuden
erfahren hatte.
Weshalb machte sie
sich eigentlich Sorgen? Sophie beugte sich vor, legte die Stirn gegen das kalte
Glas und beobachtete aufmerksam das Geschehen auf der Straße. Zwei robuste
Lieferwagen bogen um die Ecke und steuerten vorsichtig in die Gasse hinein, die
an Brandenburg House vorbeiführte. Der erste Phaeton des Tages klapperte die
Straße entlang.
Wäre dies ein ganz
normaler Morgen, hätte Sophie nach einer heißen Schokolade geklingelt und zwei
Stunden an ihrem Tisch gearbeitet, bevor sie sich ein Bad zubereiten ließ.
Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, sich an das Studium der
türkischen Verben zu machen, aber dann hörte sie erneut die zornigen Worte
ihrer Mutter. Kindische Beschäftigungen gehören nicht in eine Ehe. Während sie
hinausschaute, stürzte die Haushälterin vor die Tür und prüfte kritisch das
Gemüse des Händlers, der vor dem Haus seinen Karren angehalten hatte.
Mama
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