02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
übereilte Trauung anzustellen.
Sophies Haar ergoss sich wie eine glänzende Flut über ihren Rücken und wurde
nur von cremefarbenen Rosenknopsen verziert, die zwischen die bernsteinfarbenen
Locken gesteckt waren. Sie war die Schneeprinzessin aus einem russischen
Märchen, die unschuldige Fee aus einer irischen Liebesgeschichte.
Ihr Kleid war aus
einem schimmernden, elfenbeinfarbenen Satinstoff geschneidert, der unter dem
Oberteil gerafft und mit einem glänzenden Überkleid bedeckt wurde, das sich auf
dem Rücken zu einer Schleppe auswuchs. Die Ärmel waren kurz, das Oberteil
züchtig, und Sophie trug lange Satinhandschuhe. Als Madame Carême ihr das Kleid
zeigte, hatte Sophie sich beschwert, sie würde wie eine richtige Matrone
aussehen.
Es war wohl
tatsächlich das konservativste Kleid, in dem Eloise Sophie seit deren Debüt
gesehen hatte. Aber die Näherinnen von Madame Carême hatten unermüdlich
gearbeitet, um ihm den entscheidenden Touch zu geben, der das Kleid zu einer
unvergesslichen Kreation machte. Madame hatte goldfarbene Brüsseler Spitze an
das Oberteil, sowie an das Überkleid und an die fließende Schleppe nähen lassen.
Die Spitze liebkoste Sophies zarte, weiße Haut und betonte die Rundungen ihrer
Brüste und die Form ihre langen, schlanken Beine.
Bei Gott, Madame
Carême wusste, wie man eine Frau betörend aussehen ließ. Die goldfarbene Spitze
hob Sophies Haar hervor und verlieh ihr das Aussehen einer bezaubernden, aus
Gold und Elfenbein gefertigten lkone. Natürlich wie eine blasphemische lkone.
Kein Mann in der Kirche betrachtete sie mit Ehrfurcht; das lüsterne Verlangen,
das in ihren Lenden aufstieg, ließ für solch eine züchtige blutleere Reaktion
keinen Platz. Trotz der elfenbeinfarbenen Seide und Sophies cremigweißer Haut
zeugten ihre rosigen Wangen davon, dass ihr das Blut durch die Adern pulsierte
und sie sehr wohl lebendig war. Sie zeugten von heidnischer Lebenslust in
freier Natur, fernab der Kirche, von Sinnesfreuden im Bett, fernab der Gruft.
Patrick stockte der
Atem, als Sophie auf ihn zukam, ohne seinem Blick zu begegnen. Sie hob die
Augen erst, als sie und der Marquis den Altar erreichten.
Dann, für einen kurzen
Augenblick, trafen sich ihre Blicke und sie errötete und schaute auf die Rosen
in ihrer Hand hinunter. Ein Lächeln umspielte Patricks Lippen, aber angesichts
der eindringlichen, sehnsuchtsvollen Hitze, die in seinem Körper aufstieg,
verging ihm das Lachen.
Zumindest wusste er
genau, warum er sich vermählte. Er hatte noch nie zuvor solch ein tiefes
Verlangen verspürt, wie er es unablässig für Sophie York empfand, und das würde
er auch nie wieder. Ohne Aufforderung des Geistlichen nahm er ihre schmale Hand
in seine.
Bischof Foakes warf
seinem Neffen unter buschigen Augenbrauen einen tadelnden Blick zu. Er hatte
aus Respekt vor Patricks totem Vater, seinem Bruder, zugestimmt, die Trauung zu
vollziehen. Die Burschen hatten Sheffie weiß Gott viel Kummer bereitet. Aber
Richard war überzeugt, dass Sheffie glücklich gewesen wäre, an diesem Tag dabei
zu sein. Richard hatte seinem Bruder immer wieder geraten: Verheirate die
beiden und sie werden ruhiger werden. Nicht, dass Sheffie sich daran gehalten
hätte. Nein, er hatte die Zwillinge auf den Kontinent und in den Nahen Osten
verfrachtet, statt sie in solide Eheverträge zu binden. Es war ein ungeheures
Glück, dass die Burschen gesund und munter wieder zurückgekehrt waren. Sein
Bruder hatte sie jedoch vor seinem Tod nicht wieder gesehen, erinnerte sich
Richard in diesem Moment.
Nun, es war Zeit,
mit der Zeremonie zu beginnen. Richard rückte verstohlen seinen Bischofshut
zurecht. Er rutschte häufig nach hinten und sah dann aus wie ein
sturmgepeitschtes Schiff.
»Liebe Gemeinde«,
sagte Richard, »wir sind heute hier vor dem Anblick Gottes versammelt ...«
Sophie begann zu
zittern wie ein Blatt im Wind, als die tiefe Stimme des Bischofs sie aus einem
traumartigen Zustand riss. Ihre Hand steckte in Patricks großer Hand und diese
Berührung löste in Sophie eine Woge des Verlangens nach ihm aus. Vor diesem
Gefühl wäre sie am liebsten aus der Kirche geflohen. Sie sah ein tristes,
freudloses Leben vor sich, das von der Sorge und der Scham gekennzeichnet war,
dass sich ihr Mann mit anderen Frauen vergnügte.
Während Richard die
allgemein bekannten Worte des Ehegelöbnisses verlas, bemerkte er, dass der
Bräutigam immer noch die Hand der Braut hielt. Nun ja, die Gäste würden es
wahrscheinlich als
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