02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
geworden bist,
willst du deinen Bruder überreden, es dir nachzutun.«
»Dann dürfte es dir
nichts ausmachen, die Wette anzunehmen«, gab Alex zurück.
»Ich werde die
fünfhundert Kronen in deinem Namen für einen wohltätigen Zweck spenden«, sagte
Patrick mit übertrieben freundlicher Stimme. »Denn bei Gott, ich trage eher ein
Nachthemd, als dir auch nur einen Tuppence zu geben.«
Alex konnte kaum
ernst bleiben. »Du vergisst, mein lieber Bruder, dass ich dich in Sophies Nähe
erlebt habe. Du willst sie so sehr, dass du jedes Mal regelrecht zu hecheln
anfängst, wenn sie nur an dir vorbeigeht. Falls, nein, wenn du mir die
fünfhundert Kronen gibst, werde ich dir ein Nachthemd aus feinster Brüsseler
Spitze kaufen.«
Patrick nahm die
Zügel seines niedrigen Phaeton und schwang sich hinein. »Kann ich dich zum
Grosvenor Square mitnehmen?«
»Nein danke. Ich
werde wohl zuerst bei White's vorbeischauen und sehen, wie die Wetten zu
Lady Sophies neuem Verlobten stehen.«
Patrick warf ihm
einen durchdringenden Blick zu. »Kauf aber eines mit Schleifen und Rüschen!«
»Natürlich.« Der
Graf von Sheffield und Downes machte sich auf den Weg und schwang dabei
vergnügt seinen Mahagonistock. Seine Haltung verriet, dass ihn das baldige Ende
des Junggesellendaseins seines Bruders, das nach einer skandalös kurzen
Verlobungszeit in genau sechs Wochen um drei Uhr in der St. George's Chapel
zelebriert würde, ganz und gar nicht gleichgültig ließ.
Kapitel 12
Sechs Wochen später hatte Sophie immer noch
das Gefühl, dass die Vermählung viel zu schnell näher rückte. Sie hatte gerade
zum wiederholten Mal ihr Brautkleid anprobiert. Fünf Näherinnen waren damit in
den oberen Teil des Hauses verschwunden und hatten es davongetragen, als
handele es sich um ein Altargewand, das der Papst höchstpersönlich bestickt
hatte. Sophie seufzte. Wäre das ein gewöhnlicher Nachmittag, würde sie sich
hinsetzen und ein oder zwei Stunden arbeiten. Sie schlenderte zu ihrem
Schreibtisch hinüber und starrte auf die türkische Grammatik, die dort
regelrecht auf sie zu warten schien.
Aber genau in dem
Moment, in dem sie das Buch ergriff, das auf ihrem Schreibtisch den Platz
einnahm, der bei anderen Damen Briefen und Rechnungen vorbehalten war, öffnete
sich die Tür und ihre Mutter betrat das Schlafzimmer.
»Sophie, ich denke -«
Eloise blieb stehen. »Sophie, ist das etwa eines dieser Sprachenbücher?«
Sophie blickte auf
das kleine braune Buch in ihrer Hand hinunter. »Ja, Maman.«
»Wie habe ich nur
eine solch törichte Tochter großziehen können?« Ohne eine Antwort abzuwarten
sprach Eloise weiter. »Verstehst du nicht, dass man kindische Dinge beiseite schieben
muss, wenn man heiratet? Deine Sprachen sind – sind wie das Spielzeug aus
Kindertagen, das man zurücklässt.«
Sophie zögerte.
»Vielleicht würde es Patrick nicht stören, wenn er wüsste, dass ich ein paar
Sprachen beherrsche. Er scheint sehr umgänglich zu sein.«
»Sei nicht albern,
Sophie. Männer haben natürlich etwas gegen Blaustrümpfe, und das mit gutem
Recht. Übertrieben gebildete Frauen sind die langweiligsten Lebewesen auf der
Welt!«
Sophie verbiss sich
ihre auf der Zunge liegende Erwiderung. Eloises Tochter zählte wohl zu den
blaustrümpfigsten Damen ganz Londons, und keiner der Herren hätte sie je
langweilig genannt.
»Gott, ich
wünschte, ich hätte dir nie gestattet, diese alberne Beschäftigung
fortzusetzen«, sagte Eloise gereizt. »Dem Studium der Sprachen haftet etwas
furchtbar Gewöhnliches an.«
Sophie sah Eloise
zu, wie sie ruhelos durch das Schlafzimmer wanderte und kleine Gegenstände
gerade rückte. Ihre Mutter interessierte sich nicht im Mindesten für Sophies
unerwartetes Talent für Sprachen. Mit Ausnahme der Entscheidung, dass Sophie
nicht von einem männlichen Lehrer unterrichtete werden sollte, hatte Eloise
Sophie freie Hand bei Französisch, Italienisch, Walisisch, Gälisch und
schließlich Deutsch und Türkisch gelassen. Letztere Sprache zu lernen war nur
möglich geworden, da Sophie das Glück hatte, von der deutschen Frau, die sie jeden
Tag unterrichtete, von einer türkischen Immigrantin zu erfahren.
»Ich bin keine
Närrin«, sagte ihre Mutter kurz angebunden, während sie Sophies Schrank
öffnete und die Kleider kritisch begutachtete. »Dein Vater versucht, mir etwas
vorzumachen, aber ich habe eine recht gute Vorstellung, warum diese Ehe so
übereilt geschlossen wird. Ich kann mir also die Erklärungen zur
Weitere Kostenlose Bücher