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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Altersstufen, machte unsere kleine Privatschule im Gemeinschaftshaus durchaus Sinn. Wir wurden alle gemeinsam unterrichtet.
    Mama Nita war ausgebildetete Lehrerin und sehr streng mit uns, sonst hätten wohl alle durcheinander geplappert. Die älteren Schwestern halfen uns jüngeren und gelegentlich übernahm eine der anderen Mamas Teile des Unterrichts, wozu wir dann in kleine Gruppen aufgeteilt wurden. Mama Bisi brachte den Älteren gelegentlich Biologie bei. Meine eigene Mutter fand nur selten Zeit zum Unterrichten. Dann widmete sie sich den Größten, meistens nur vier oder fünf Mädchen, denen sie komplizierte Mathematik beibrachte.
    Mama Patty, die eine sehr schöne Singstimme hat, unterrichtete Musik und lehrte uns Kirchenlieder, die wir als Chor am Sonntag vortrugen. Da ich recht musikalisch bin, durfte ich hin und wieder einen Solopart übernehmen. Ich genoss es sehr, Vaters Augen leuchten zu sehen, wenn ich sang.
    Ich ging schon deshalb gern zur Schule, weil mir das Lernen leicht fiel. Meine vier Jahre ältere Freundin Jem, die ich wie alle Mädchen mit sister ansprach, drückte sich wann immer sie konnte vor dem Schulunterricht. Am liebsten versteckte sie sich schon gleich morgens.
    „Sister Jem! Wo bist du? Geh lernen!“, rief ich durch den ganzen Compound.
    Das brachte mir den Spitznamen „Geh-ler-nen“ ein und da ich später immer am fleißigsten war, stand ich im Ruf, eine Streberin zu sein. In Wirklichkeit litt ich unter meiner Körperfülle und meiner Humpelei, die ich durch meinen Lerneifer ausgleichen wollte. Jem, die es irgendwann Leid war, von mir in ihren Verstecken aufgestöbert zu werden, fand einen Weg, um mich für immer davon abzubringen: Sie hänselte mich wegen meines Beins und machte dadurch ihre gleichaltrigen Freundinnen erst darauf aufmerksam.
    Älter als zwölf war keines der Mädchen, das die Schule besuchte. Sobald die erste Regel einsetzte, mussten sie die gemeinsame Unterkunft aller Schulkinder, das Kinderhaus, verlassen. Sie wurden dann im so genannten „Hühnerhaus“ auf ihre Rolle als künftige Ehefrau und Mutter vorbereitet, um spätestens zwei bis drei Jahre später verheiratet zu werden.
    Bis zum Alter von sechs Jahren durften alle Kinder bei ihren leiblichen Müttern leben. Vorausgesetzt, die queen bekam nicht ein neues Baby. Dann übernahm eine andere Mama die Mutterrolle, damit sich die junge Mutter um ihr neues Kind kümmern konnte. So entlasteten sich die Frauen gegenseitig. Meine Mutter bekam kein weiteres Kind mehr und so teilte mein Vater ihr wichtige Aufgaben außerhalb des Harems zu, über die ich später berichten werde. Bisi und Ada wurden meine Lieblingsmamas, bei denen ich mich so geborgen fühlte, dass ich Mutter nicht wirklich vermisste.
    Hohe Mauern
    Die Anlage des Harems brachte es mit sich, dass stets jene Gruppen von Halbschwestern zusammen spielten, die sich den Hof zwischen ihren Gebäuden teilten. Trotzdem kannte ich so ziemlich jede im Harem mit Namen. Und natürlich kannten alle mich. Eines der Wohnhäuser lag etwas abseits, sein Hof grenzte an die Außenmauer. Daraus ergab sich, dass die Bewohnerinnen dieses Hauses dazu neigten, für sich zu bleiben. Meine Mutter, Mama Ada und Mama Bisi sahen es nicht gern, wenn ich mit Jem und Efe dorthin zum Spielen ging.
    Sie wollten unnötigen Streit vermeiden, denn in diesem Haus lebte Mama Idu, jene Frau, die Vater kurz vor meiner Mutter geheiratet hatte.
    Irgendwann, ich muss etwa fünf gewesen sein, machte das Gerücht die Runde, Mama Idu habe einen Zauberkasten, der bewegte Bilder hervorbringe. Niemand von uns hatte zuvor von der Existenz von Fernsehgeräten gehört, wir hatten ja nicht mal Radios. Aber Mama Idu hatte solch ein Ding und sämtliche Frauen und alle Kinder ihres Hauses saßen davor. Wir waren alle fasziniert von dem Gerät, aus dem fremde Frauen und Männer zu uns sprachen. Am Anfang jedenfalls. Mich langweilten schon bald die großen Köpfe auf dem Bildschirm, die immer so ernst dreinblickten. Denn meistens liefen irgendwelche Schulprogramme, mit denen man Rechnen und Schreiben lernen konnte.
    Also verstand ich nicht, dass die queens sich so sehr darüber aufregten, dass nur Idu einen Fernseher besaß. Bis Vater eines Nachmittags plötzlich in dem besagten Hof auftauchte, in dem
    sich alle um den kleinen Apparat versammelt hatten. Es kam nie vor, dass er sich in den Frauenhöfen blicken ließ! Wollte er mit einer seiner queens Kontakt aufnehmen, so schickte er ihr eines der immer

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