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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Sie sich eigentlich«, fragte John Gordon Sinclair, »dass Sie mich bei meinem Vorsprechen gefragt haben, wie alt ich sei?«
    »Ja«, sagte Simon. »Und?«
    »Na ja, ich sagte, ich sei achtundzwanzig, aber tatsächlich bin ich erst fünfundzwanzig.«
    »Was?
Was
? Warum?«
    »Nun, ich wusste, dass Sie Stephen und Rik und Johnnie besetzt hatten. Die waren neunundzwanzig, dreißig und zweiunddreißig, was auch immer, und ich wollte nicht, dass Sie mich für zu jung hielten …«
    »Du hast mich
belogen
?« Simon sah ihn entgeistert an.
    »Ja, aber …« Gordie hatte angenommen, dass Simon belustigt reagieren würde. Es war alles überstanden; er hatte seinen festen Platz in der Besetzung, und wir alle sympathisierten damit, dass er damals in seiner angstvollen Hoffnung, besetzt zu werden, zu der kleinen Notlüge gegriffen hatte, weil er sich dadurch eine bessere Chance versprach. Die Geschichte war letztlich doch ein Kompliment für das Stück, weil sie seinen inständigen Wunsch bezeugte, darin mitzuwirken. Gordies Lächeln verflog, als er merkte, dass Simon ganz und gar nicht amüsiert war.
    »Du hast
gelogen
.« Simon schien in sich zusammenzufallen,wie es charakteristisch für ihn war, und er wand sich in Schmerz und Verzweiflung. »Du hast
gelogen

    Der arme Gordie hatte einen hochroten Kopf bekommen und wäre wohl am liebsten im Erdboden versunken.
    »Ich dachte eben …«
    »Aber zu
lügen
…«
    Sosehr ich Simon mochte, hielt ich diese Reaktion doch für höchst bedenkenswert. Lügen zu missbilligen ist eine Sache, aber an einer so harmlosen Notlüge Anstoß zu nehmen und dann dem Übeltäter so unerbittlich zuzusetzen kam mir tyrannisch vor, selbstgefällig, schäbig und geradezu grotesk übertrieben. Wir versuchten auf unsere Weise, die Situation zu entschärfen, aber Gordie fühlte sich für den Rest der Woche mies und war überzeugt, dass Simon ihn entweder feuern oder zumindest bis in alle Ewigkeit hassen würde. Ich machte mir Gedanken, ob die Ursache dieser Boshaftigkeit der Whisky war oder Leavis.
    Das Stück, das wir auf die Bühne brachten, schilderte das Leben einer Gruppe von Freunden, die als Studenten gemeinsam eine Literaturzeitschrift mit Namen
The Common Pursuit
gründen. Im Laufe der Handlung kratzt das harte Alltagsleben mit Liebesaffären, Untreue, Kompromissen und Vertrauensbrüchen am Lack und Glanz der hehren Ambitionen und den noblen leavisischen Idealen. John Sessions übernahm die Hauptrolle des Stuart, des Herausgebers der Zeitschrift, während Sarah Berger seine Freundin Marigold verkörperte. Paul Mooney war Martin, der beste Freund, der über ausreichend private Finanzmittel verfügte, um die Zeitschrift am Leben zu erhalten, und John Gordon Sinclair spielte Peter, einen sympathischen unverbesserlichen Schürzenjäger,der sich bei dem chaotischen Versuch, seinen Harem von Mätressen unter Kontrolle zu behalten, unentwegt in ein Gewirr von Lügen und Ausflüchten verheddert. Meine Rolle war die eines grüblerisch intelligenten, sexuell verklemmten, bissigen und schwierigen Philosophiedozenten namens Humphrey Taylor, der schließlich von einem gewalttätigen Stricher ermordet wird, ähnlich wie wohl James Pope-Hennessy und (vielleicht) auch Richard Lancelyn Green. Rik übernahm den Part des Nick Finchling, eines brillanten, schludrigen und unterhaltsamen Historikers, der seine akademischen Aussichten gegen eine schnelle Medienkarriere eintauscht. Nick entwickelt als starker Raucher gegen Ende des Stücks ein Lungenemphysem. An einer Stelle mache ich ihm in meiner Rolle als Humphrey Vorwürfe, als ich mit ansehe, wie er sich eine ansteckt und sogleich zum zigsten Mal einen schrecklichen Hustenanfall bekommt.
    »Du solltest aufhören.«
    »Warum?«
    »Erstens einmal würdest du länger leben.«
    »Ach, man lebt nicht länger. Es kommt einem nur so vor.«
    Das war Mr Drinkys Weise, seine Süchte zu sehen, und jetzt wurde es auch die meine. Im vergangenen Jahr hatte ich allen erzählt, ich würde am 24. August, meinem dreißigsten Geburtstag, mit dem Rauchen aufhören. Ich brachte es auf zehn nikotinfreie Tage in meinem Haus in Norfolk, bis eine Gruppe von Freunden, die sämtlich passionierte Raucher waren, zu Besuch kam und eine Weile blieb. Ihre Anwesenheit stellte meinen schwachen Willen auf eine harte Probe, bis er schließlich brach. Fast zwanzig Jahre lang machte ich daraufhin keinen Versuch mehr, das Rauchen aufzugeben. Stattdessenbediente ich mich Simon Grays von

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