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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Großvaters?« Aus der Verwirrung war Enttäuschung und Trauer geworden.
    »Es tut mir leid, Sir«, sagte ich. »Kaine hat das Manuskript
    gestohlen. Er hat Ihre Bibliothek nur zur Tarnung benutzt.«
    »Wenn ich Sie wäre«, sagte Tweed, »würde ich ins Bett gehen
    und so tun, als hätten Sie die ganze Nacht fest geschlafen. Sie
    haben uns nicht gehört und nicht gesehen und wissen nichts
    über das, was hier passiert ist. Das ist für alle das Beste.«
    »Bingo!« schrie Bunny, als Raffles das Rad am Safe drehte,

    26 »Kommt sofort !«
    das tiefgefrorene Schloss im Inneren sprengte und die Tresortür
    sich öffnete. Raffles gab mir das Cardenio-Manuskript, und
    dann verschwanden er und Bunny wieder in ihrem eigenen
    Buch. Mehr als den Dank der Jurisfiktion nahmen sie für ihre
    Mühen und das erhebliche Risiko nicht mit – aber für Männer
    auf der anderen Seite des Gesetzes war das vielleicht eine höchst
    attraktive Belohnung.
    Ich gab den Cardenio an Tweed weiter. Er legte seine Hand
    ehrfürchtig auf das Manuskript und lächelte auf ganz besondere
    Art. »Eine Dialog-Falle! Nicht schlecht, Next. Tolle Idee. Vielleicht machen wir ja doch noch einen echten JurisfiktionAgenten aus Ihnen!«
    »Vielen Dank, Ha-«
    »Kater!« bellte Harris. »Wo bleibt der verdammte BuchHund?« 27
    Ein großer Bluthund erschien aus dem Nichts, sah uns beide
    tieftraurig an, seufzte einen tiefen, hoffnungslosen Hundeseufzer und begann höchst professionell an den auf dem Boden
    verstreuten Büchern zu schnuppern.
    Tweed befestigte eine Leine am Halsband des Hundes.
    »Wenn ich zu den Leuten gehörte, die sich entschuldigen«,
    sagte er, »dann würde ich es jetzt tun.«
    Der Hund hatte inzwischen den Geruch von Kaines Beschimpfungen aufgenommen und wollte sich auf den Weg
    machen. »Wollen Sie mir helfen, Kaine einzufangen?« fragte
    Tweed.
    Es war sehr verlockend, aber ich musste an die Prophezeiungen meines Vaters denken, und Landen durfte ich auch nicht

    27 »Es kann nicht mehr lange dauern, Tweedy, jeden Moment!«
    vergessen.
    »Ich muss morgen die Welt retten«, erklärte ich und war
    selbst überrascht, wie selbstverständlich das klang. Tweed
    dagegen schien nicht im Geringsten beeindruckt.
    »Oh!« sagte er. »Dann eben ein andermal. Auf geht's, Junge,
    such, such!«
    Der BuchHund fing aufgeregt an zu bellen und machte einen
    großen Satz vorwärts. Tweed musste sich an der Leine festhalten, und dann verschwanden sie beide im feinen Nebel und
    dem Geruch von heißem Papier.

    »Ich vermute«, sagte Lord Volescamper in die nachfolgende
    trübe Stille hinein, »das bedeutet, dass ich kein Kabinettsmitglied bei Kaine werde?«
    »Politische Karrieren werden stark überschätzt«, sagte ich.
    »Vielleicht haben Sie Recht«, sagte er und stand auf. »Na,
    dann gute Nacht! Ich habe nichts gehört und gesehen, Miss
    Next. Ist das richtig?«
    »Genau. Nicht das Geringste.«
    Volescamper seufzte, ging zur verbogenen Stahltür der Bibliothek und betrachtete sein verwüstetes Haus. »Ich hatte schon
    immer einen festen Schlaf«, sagte er. »Hören Sie, kommen Sie
    mal zum Cream Tea vorbei?«
    »Danke, Sir. Das mache ich gern. Gute Nacht.«
    Volescamper winkte mir zerstreut zu und verschwand auf
    dem Korridor. Nachträglich beglückwünschte ich mich noch
    einmal dazu, wie ich den fiktionalen Charakter von Kaine
    entlarvt hatte, und fragte mich, ob das nicht ein ziemliches
    Hindernis als Premierminister für ihn gewesen wäre. Anderer-seits fragte ich mich, wie viel Macht er in der Welt der Fiktion
    hatte und ob wir ihn wirklich für immer los waren. Die WhigPartei gab es schließlich weiterhin, auch ohne ihren Anführer.
    Aber Tweed war ein Profi, und ich hatte genügend andere
    Sorgen.

    Ich ging zur Tür und sah den Korridor hinunter. Die ganze
    Vorderseite des Hauses zeigte schwere Zerstörungen. Die Decke
    war eingestürzt und dort, wo die Schlacht zwischen dem Glatisant und SO-14 getobt hatte, lagen Schutt und Trümmer herum. Ich bahnte mir einen Weg durch den dunklen Gang, wo die
    Krallen und die Panzerhaut des Ungeheuers tiefe Narben in den
    Wänden hinterlassen hatten. Die überlebenden SO-14-Agenten
    hatten sich zurückgezogen, um einen Gegenangriff vorzubereiten, und in der allgemeinen Verwirrung konnte ich mich unauffällig entfernen. Neun gute Männer waren dem Biest zum Opfer
    gefallen. Jeder Einzelne sollte später den Goldenen SpecOpsStern für Überragende Tapferkeit im Angesicht des gänzlich
    Anderen erhalten.

    Als

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