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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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SpecOps-Scharfschützen erschossen worden«, sagte ich.
    Er lachte, bis er plötzlich merkte, dass ich es ernst meinte.
    »Du meine Güte!« sagte er. »Du lebst wirklich gefährlich.
    Aber mach dir keine Sorgen. Ehe du nicht gelebt hast, kannst
    du nicht sterben. Was hört man Neues von zu Haus?«
    »Bei meiner Hochzeits-Party war ein Offizier der ChronoGarde, der wissen wollte, wo du dich aufhältst.«
    »Lavoisier?«
    »Ja, kennst du ihn?«
    »Das will ich meinen«, seufzte mein Vater. »Er war schließlich siebenhundert Jahre mein Partner.«
    »Er hat gesagt, du wärst sehr gefährlich.«
    »Nicht gefährlicher als jeder andere, der es wagt, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Wie geht's deiner Mutter?«
    »Gut. Aber du könntest wirklich mal etwas unternehmen,
    um dieses Missverständnis wegen Emma Hamilton aufzuklären.«
    »Ich schwör's dir, es ist nichts dran an der Sache«, sagte er.
    »Emma und ich … also Lady Hamilton und ich sind lediglich
    gute Freunde.«
    »Das kannst du Mutter ja sagen.«
    »Ich versuch es dauernd, aber du weißt ja, was sie für ein
    Temperament hat. Ich brauche nur zu erwähnen, dass ich dem
    Anfang des 19. Jahrhunderts auch nur nahe gekommen bin,
    und schon rastet sie aus.«
    Ich sah mich um. »Wo sind wir eigentlich?«
    »Im Sommer 1972. Bei der Arbeit alles in Ordnung?«
    »Wir haben ein dreiunddreißigstes Stück von Shakespeare
    gefunden.«
    »Dreiunddreißig?« wiederholte mein Vater. »Das ist aber
    merkwürdig. Als ich ihm damals die Gesammelten Werke zum
    Verteilen gebracht habe, waren es achtzehn.«
    »Aber bis gestern waren es immerhin schon zweiunddreißig.«
    »Hmm«, sagte mein Vater mit gerunzelter Stirn. Seine Arbeit
    im Zeitstrom war trickreich und manchmal verstand er sie
    selbst nicht so leicht.
    »Vielleicht hat dieser Schauspieler selbst angefangen, welche
    zu schreiben?« sagte ich.
    »Beim Donner, da könntest du Recht haben! Er sah ganz
    schön helle aus. Sag, wie viele Komödien haben wir jetzt?«
    »Fünfzehn«, erwiderte ich.
    »Aber ich hab ihm doch bloß drei mitgebracht. Die müssen
    so populär gewesen sein, dass er neue verfasst hat!«
    »Das würde erklären, warum die Komödien alle so ziemlich
    auf dasselbe hinauslaufen«, sagte ich. »Verwünschungen,
    Schiffbruch, Zwillinge –«
    »–unrechtmäßige Herzöge, als Männer verkleidete Frauen«,
    ergänzte mein Vater. »Da könntest du Recht haben.«
    »Aber warte mal –« sagte ich.
    Mein Vater, der spürte, dass ich im Begriff war, mich wegen
    scheinbar unauflöslicher chronologischer Widersprüche zu
    beunruhigen, brachte mich mit einer Handbewegung zum
    Schweigen. »Eines Tages wirst du alles verstehen, und es wird
    ganz anders sein, als du es dir jetzt beim besten Willen vorstellen kannst«, sagte er.
    Ich muss ziemlich blöde geschaut haben, denn er fuhr fort:
    »Thursday, du darfst nie vergessen, dass unser Denken, sei es
    nun religiös, philosophisch oder wissenschaftlich, ebensolchen
    Moden unterliegt wie unser Musikgeschmack und unsere
    Kleidung. Es ist wie mit den Rockbands. Die Veränderungen
    dauern nur etwas länger.«
    »Das wissenschaftliche Denken ist eine Rockband? Wie darf
    ich mir denn das vorstellen?«
    »Na ja, alle paar Jahre kommt eine neue Gruppe daher. Wir
    hören sie im Radio, wir mögen sie, kaufen die Schallplatten und
    Poster, lassen sie im Fernsehen auftreten, machen sie zu Idolen,
    bis eines Tages –«
    »–die nächste Gruppe daherkommt?«
    »Genau. Aristoteles war so eine Rockband. Eine sehr gute,
    aber auch schon die sechste oder siebte. Er war die beste Band
    bis zu Isaac Newton, aber auch der wurde inzwischen durch
    einige neuere Boy-Bands ersetzt. Anderer Haarschnitt, andere
    Bewegungen, andere Musik.«
    »Einstein, hab ich Recht?«
    »Genau. Verstehst du, was ich sage?«
    »Ich glaube.«
    »Gut. Dann versuch dir jetzt mal vorzustellen, was vielleicht
    dreißig oder vierzig Rockgruppen nach Einstein gedacht wird.
    Stell dir eine Welt vor, in der Einstein als jemand gilt, der auf
    sieben Alben zum Vergessen immerhin zwei, drei gute Akkorde
    gespielt hat.«
    »Worauf willst du hinaus, Dad?«
    »Sofort. Stell dir eine Gruppe vor, die so gut ist, dass du nie
    wieder eine andere Musik oder sonst irgendwas brauchst.«
    Er ließ das ein bisschen einwirken.
    »Wenn wir diesen Zustand erreicht haben, meine Liebe,
    dann ist alles ganz leicht zu verstehen. Und weißt du, was das
    Beste daran ist? Es ist alles so teuflisch einfach.«
    »Wann wird denn diese Gruppe

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