Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Next«,
    sagte er langsam. »So macht man das nicht. Sie würden sich
    vielleicht besser fühlen. Für den Bruchteil einer Sekunde. Aber
    Landen kriegen Sie damit nicht zurück, und Mr Chalk und Mr
    Cheese würden ohnehin dafür sorgen, dass Sie tot sind, ehe Ihr
    Körper auf dem Asphalt aufschlägt.«
    Schitt-Hawse war gut. Er hatte seine Hausaufgaben gemacht
    und unterschätzte mich keineswegs. Ich würde alles tun, um
    Landen wiederzukriegen, und das wusste Schitt-Hawse genau.
    Ich schob die Pistole wieder ins Holster.
    »Hervorragend!« sagte Schitt-Hawse begeistert. »Ich gehe
    davon aus, dass wir schon bald von Ihnen hören, nicht wahr?«

    10.
    Ein Mangel an Unterscheidung
    Seit Veronica Golightlys Verschwinden habe ich keine so
    perfekte Nichtung mehr erlebt wie die von Landen. Sie haben ihn eliminiert und alles andere blieb genau, wie es war.
    Keine stümperhafte Hackerei wie bei Churchill oder bei
    Victor Borge – diese Dinge konnten wir im Lauf der Zeit
    klären. Was ich allerdings nie ganz verstanden habe, ist, wie
    sie es geschafft haben, ihn zu nichten und dabei alle Erinnerungen meiner Tochter an ihn exakt zu bewahren. Zugegeben, es wäre Unsinn gewesen, ihn zu eliminieren, ohne dass
    sie wusste, was ihr jetzt fehlte, aber die Geschichte hat mich
    doch vier Jahrhunderte lang beschäftigt und ich muss heute
    noch daran denken. Exakte Wissenschaften sind Nichtung
    und Dichtung nun einmal nicht.
    COLONEL NEXT, QT CG (nonexist.)
    – Zeitauf, zeitab (unveröffentl. Ms.)

    Während ich dem davonbrausenden Packard nachsah, überlegte ich, was zu tun sei. Einen Weg in Poes ›Raben‹ zu finden,
    hatte jetzt höchste Priorität. Schwer würde es nicht sein, sondern unmöglich. Aber davon durfte ich mich nicht abschrecken
    lassen. Ich hatte schon früher gelegentlich unmögliche Dinge
    getan, und die Aussicht schockierte mich nicht mehr. Ich dachte daran, wie ich Landen zuletzt gesehen hatte, wie er in das
    Café gehinkt war. In zwei Wochen war sein Geburtstag – wir
    hatten geplant, mit dem Luftschiff nach Spanien oder sonst
    irgendwo in die Wärme zu reisen. Wir wussten ja, dass es mit
    dem Urlaub schwieriger sein würde, wenn das Baby erst einmal
    da war –
    Das Baby. Nach alledem, was passiert war, wusste ich gar
    nicht mehr, ob ich noch schwanger war. Ich sprang in den
    Wangen und fuhr mit kreischenden Reifen zurück in die Stadt,
    sehr zum Schrecken einiger Riesen-Alke, die in einer Mülltonne
    herumpickten.
    Ich raste in die Shelley Street, zu meiner Gynäkologin. Praktisch jeder Laden, an dem ich vorbeikam, hatte Spielzeug,
    Kinderwagen oder Babystühlchen im Schaufenster, so schien es,
    und auf den Straßen wimmelte es von Säuglingen, Kleinkindern
    und hochschwangeren Frauen, die mich alle anstarrten. Im
    Halteverbot vor der Praxis kam ich zum Stehen. Eine Politesse
    sah mich und mein Nummernschild gierig an.
    »Vergessen Sie's«, rief ich. »Ein Notfall! Werdende Mutter!«
    Ich stürmte hinein und stieß auch gleich auf die Arzthelferin,
    mit der ich am Tag zuvor zu tun gehabt hatte.
    »Kennen Sie mich?« fragte ich hastig. »Ich war gestern bei
    Ihnen. Sagen Sie, bin ich schwanger gewesen?«
    Ihr Gesicht zeigte keinerlei Überraschung. »Ja, natürlich,
    Miss Next!« erwiderte sie. »Ihr schriftlicher Befund ist schon
    unterwegs.« Wahrscheinlich war sie solche Reaktionen gewöhnt. »Ist alles in Ordnung? Brauchen Sie ein Glas Wasser?«
    Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und brach in Tränen aus.
    Ich war ungeheuer erleichtert. Ich hatte also nicht nur Erinnerungen an Landen, ich trug auch sein Baby in mir. Ich rieb mir
    das Gesicht mit den Händen. Ich hatte im Krieg und als Geset-zeshüterin schon einige lebensgefährliche Situationen hinter
    mich gebracht, aber lieber wäre ich Hades noch einmal begegnet, als diese Aufregung durchzumachen.
    »Nein, nein«, sagte ich glücklich. »Alles in Ordnung.«
    »Sehr gut«, strahlte die Schwester. »Möchten Sie sonst noch
    was wissen?«
    »Ja, vielleicht schon«, sagte ich. »Wo wohne ich eigentlich?«

    Der schäbige Wohnblock am Rand der Innenstadt wirkte nicht
    wie meine bevorzugte Wohngegend, aber wer wusste schon, wie
    mein Leben ohne Landen aussah? Entschlossen betrat ich das
    Haus und stieg ins oberste Stockwerk hinauf. Nummer Sechs.
    Wie gut, dass die Wohnungen nummeriert waren.
    Ich holte tief Luft und schloss die Tür auf. In der Küche entstand heftige Unruhe, und Pickwick kam auf mich zu. Als
    Begrüßungsgeschenk trug sie das

Weitere Kostenlose Bücher