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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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schon so lange
    her.«
    »Sie müssen jetzt wirklich gehen«, sagte Houson energisch.
    Ich seufzte und bedankte mich, während sie mit hängenden
    Schultern ins Haus trotteten.

    Ich verließ den Garten und setzte mich in den Wagen, um
    meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Aber meine Hände
    umklammerten das Lenkrad so gewaltsam, dass das Weiße an
    den Fingerknöcheln hervortrat. Wie konnte SpecOps mir so
    etwas antun? Wollte Flanker damit erreichen, dass ich ihm alles
    über meinen Vater erzählte? Ich schüttelte den Kopf. Mit dem
    Zeitstrom herumzuspielen, war ein schweres Verbrechen, das
    mit nahezu unvorstellbarer Härte bestraft wurde. Ich konnte
    mir nicht vorstellen, dass Flanker seine Karriere und womöglich
    sein Leben für solche gewagten Experimente riskierte.
    Ich holte tief Luft und ließ den Motor an. Als ich in den
    Rückspiegel sah, entdeckte ich einen Packard, der auf der
    anderen Seite der Straße geparkt war. Ein gut gekleideter Mann
    lehnte lässig an der großen Limousine, rauchte eine Zigarette
    und betrachtete mich. Es war Schitt-Hawse. Er schien zu lä-cheln.
    Mit einem Schlag war mir alles klar. Natürlich! Es ging um
    Jack Schitt! Womit hatte Schitt-Hawse mir gedroht? Corporate
    Impatience. Meine Wut kehrte mit voller Stärke zurück. Ich
    sprang aus dem Auto, ignorierte einen Radfahrer, der scharf
    bremsen musste, überquerte die Straße, packte Schitt-Hawse am
    Kragen und stieß ihn mit aller Kraft gegen den Wagen. Er
    stolperte und fiel auf den Boden. Ich stürzte mich auf ihn und
    hob die Fäuste. Aber der Schlag kam bedauerlicherweise nie an.
    In meiner blinden Wut hatte ich übersehen, dass seine Mitarbeiter Chalk und Cheese bei ihm waren. Die beiden Leibwächter kamen ihren Pflichten sehr routiniert nach, und das erwies
    sich als äußerst schmerzhaft für mich. Sie zogen mich auf die
    Füße und Schitt-Hawse stand auf. Ich brachte wahrscheinlich
    nur ein Zehntel ihres gemeinsamen Kampfgewichts auf die
    Waage. Trotzdem kämpfte ich wie eine Wilde, und es gelang
    mir, Schitt-Hawse noch einen Tritt ans Knie zu verpassen, aber
    dann hatten sie mich fest im Griff. Schitt-Hawse näherte sich
    mit einem süßlichen Lächeln in seinem verkniffenen Gesicht.
    Ich machte das Erstbeste, was mir in den Sinn kam, und
    spuckte. Ich hatte es noch nie versucht, aber es funktionierte
    erstklassig. Ich traf ihn direkt ins Auge.
    Er hob die Hand, um mich zu schlagen, aber ich zuckte nicht
    einmal mit der Wimper. Ich starrte ihn bloß an, und die Wut
    brannte in meinen Augen wie Feuer. Er blieb stehen, senkte die
    Hand und wischte sich mit einem blütenweißen Taschentuch
    das Gesicht ab.
    »Sie müssen Ihr Temperament zügeln, Next.«
    »Für Sie immer noch Mrs Parke-Laine.«
    »Nein, eigentlich nicht mehr.« Er steckte sein Taschentuch
    ein. »Wenn Sie aufhören würden zu zappeln, könnten wir
    vielleicht vernünftig reden, wie erwachsene Leute. Wir müssen
    uns arrangieren. Lassen Sie uns eine Vereinbarung treffen.«
    Ich hörte auf, mich zu wehren, und die beiden Männer lockerten ihren Griff. Ich strich meine Kleider glatt und sah
    Schitt-Hawse wütend an, der unauffällig sein Knie zu massieren
    versuchte.
    »Was meinen Sie für eine Vereinbarung?« wollte ich wissen.
    »Ein Austausch«, sagte er. »Jack Schitt gegen Landen.«
    »Ach, ja? Und woher weiß ich, dass ich Ihnen trauen kann?«
    »Das brauchen Sie gar nicht«, sagte Schitt-Hawse gelassen.
    »Denn das ist das beste Angebot, das Sie kriegen. Ein anderes
    wird es nicht geben.«
    »Mein Vater wird mir schon helfen.«
    Schitt-Hawse lachte. »Ihr Vater ist ein müder Uhren-Jockey.
    Ich glaube, Sie überschätzen seine Möglichkeiten und seine
    Talente bei weitem. Außerdem haben wir den Sommer 1947 so
    fest im Griff, dass nicht einmal eine transtemporale Mücke dort
    reinkäme, ohne dass wir es sofort erfahren. Holen Sie Jack aus
    dem ›Raben‹ zurück, dann kriegen Sie auch Ihren Schatz wieder.«
    »Und wie soll ich das Ihrer Ansicht nach machen?«
    »Sie sind doch eine begabte Frau – ich bin sicher, es wird Ihnen schon etwas einfallen. Sind wir im Geschäft?«
    Ich zitterte vor Wut. Ohne nachzudenken riss ich meine Automatik heraus und presste sie Schitt-Hawse an die Stirn. Im
    gleichen Augenblick hörte ich zwei Sicherungshebel an meinem
    Hinterkopf klicken. Chalk und Cheese waren auch ganz schön
    schnell.
    Schitt-Hawse blieb ungerührt. Er lächelte mich herablassend
    an und ignorierte die Waffe. »Sie werden nicht schießen,

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