02_In einem anderen Buch
alles Leben, vom unbedeutendsten Pantoffeltierchen bis zur komplexesten Lebensform, die jemals
auftreten würde.
Aus Papieren, die in den Unterlagen der ehemaligen
SpecOps-Agentin Next entdeckt wurden
Am nächsten Morgen machte ich in aller Frühe einen Spaziergang mit Pickwick. Oder vielleicht sollte ich eher sagen: Sie
machte einen Spaziergang mit mir. Sie war diejenige, die sich
auskannte. Sie führte mich die Straße hinunter zum Park und
spielte zimperlich mit ein paar anderen Dodos, während ich auf
einer Bank saß. Eine brummige alte Dame saß neben mir, und
wie sich zeigte, war das Mrs Scroggins, die direkt unter mir
wohnte. Sie erklärte mir, ich sollte künftig nicht mehr so viel
Lärm machen, und gab mir anschließend ein paar höchst nützliche Tipps, wie man Tiere ins Haus schmuggeln könne, ohne
dass man erwischt wurde. Auf dem Heimweg kaufte ich mir die
Owl und wollte gerade die Straße vor dem Haus überqueren, als
ein Streifenwagen neben mir hielt. Am Steuer saß »Spike«
Stoker von SpecOps-17, der Vampir-und Werwolfentsorgung.
Vulgo Sauger & Beißer, wie er immer sagte.
»Hey, Thursday«, rief er. »Ich hab gehört, Sie haben Flanker
die Meinung gesagt?«
»Gute Nachrichten reisen schnell, was? Aber am Ende hat
er's mir heimgezahlt. Ich bin suspendiert.«
Spike stellte den Motor ab und dachte einen Augenblick
nach. »Wenn es ganz schlimm kommt, können Sie immer noch
freiberuflich bei Sauger & Beißer mitmachen. Die Anforderungen lauten jetzt nur noch: jeder, der verrückt genug ist, mit
Spike zu arbeiten, und das Honorar wird in bar ausbezahlt.«
Ich seufzte. »Tut mir leid Spike. Ich kann nicht. Ich habe Eheprobleme.«
»Sie haben geheiratet? Wann?«
»Genau.« Ich zeigte ihm meinen leeren Ringfinger. »Jemand
hat meinen Ehemann eliminiert.«
Spike schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. »Diese
Schweine. Das tut mir sehr leid für Sie, aber hören Sie, das ist
nicht das Ende der Welt. Vor ein paar Jahren wurde mein
Onkel Bart mal genichtet, aber jemand hat einen Fehler gemacht und hinterließ Erinnerungen bei meiner Tante. Sie legte
Berufung ein und ließ ihn ein Jahr später re-aktualisieren. Das
Komische war, dass ich keine Ahnung hatte, dass ich einen
Onkel gehabt hatte, als er weg war – und keine Ahnung, dass er
je weg gewesen war, als er wieder da war. Verstehen Sie, was ich
meine?«
»Vor vierundzwanzig Stunden hätte es noch ziemlich verrückt geklungen, aber jetzt – hör auf damit, Pickwick! – ist es
klar wie Kloßbrühe.«
»Hmm«, sagte Spike. »Sie kriegen ihn wieder zurück, keine
Sorge. Ach, wissen Sie, ich wünschte, die würden diesen ganzen
Vampir-und Werwolfquatsch wegrutschen lassen, damit ich bei
SommeWorld™ einsteigen kann oder so etwas.«
Ich stützte die Ellbogen auf sein Wagendach. Das Gerede über SpecOps war eine willkommene Ablenkung.
»Haben Sie schon einen neuen Partner?« fragte ich.
»Für diesen Mist? Sie machen wohl Witze? Aber etwas Neues
gibt's schon. Schauen Sie mal!«
Er zog ein Foto aus seiner Brusttasche, das ihn mit einem
zierlichen blonden Mädchen zeigte, das ihm knapp bis zum
Ellbogen reichte.
»Ihr Name ist Cindy«, sagte er zärtlich. »Ein ganz heißer Feger – und auch ziemlich schlau.«
»Ich wünsche Ihnen beiden viel Glück«, sagte ich. »Wie
kommt sie denn mit den Vampiren zurecht?«
»Ach, sie hat damit gar kein Problem. Ich hab's ihr nämlich
noch nicht gesagt.« Sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzlichen Grimasse. »Ach, verdammt. Wie soll ich ihr denn beibringen, dass ich Untoten angespitzte Pflöcke ins Herz hämmere
und wie so eine Art Hundefänger Werwölfe jage.« Er unterbrach sich und seufzte. Dann sagte er: »Sie sind doch eine Frau,
nicht wahr?«
»Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, war ich noch eine.«
»Können Sie da nicht – sozusagen – eine Strategie für mich
entwickeln? Ich möchte Cindy nicht auch noch verlieren.«
»Wie lange bleiben sie denn so durchschnittlich bei Ihnen,
wenn sie es erfahren?«
»Ach, sie sind meistens ganz süß«, sagte Spike lachend. »Sie
bleiben immer noch so fünf, sechs –«
»Monate?« fragte ich. »Oder Wochen?«
»Sekunden«, sagte Spike trübsinnig. »Und das sind dann die,
die mich echt mögen.«
Er seufzte tief.
»Ich finde, Sie müssen ihr die Wahrheit sagen. Mädchen mögen es einfach nicht, wenn man sie anlügt – außer es geht um
einen Überraschungsurlaub, Verlobungsringe und so
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