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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Sinclair, vermutete er, die Schwester der Toten.
    Doch den Mann, den Lynley suchte, hatte er noch nicht gefunden. Wieder ließ er seinen Blick über die Gruppe schweifen, bis er den Regisseur des Stücks entdeckte. Er erkannte ihn an der olivgetönten Haut, dem schwarzen Haar, den grüblerisch blickenden Augen des Wallisers. Rhys Davies-Jones stand bei dem Sessel, aus dem Helen soeben aufgesprungen war. Er hatte, als sie hochgefahren war, eine Bewegung gemacht, als wollte er sie vor der Konfrontation mit der Polizei zurückhalten. Aber als sich zeigte, daß der Polizeibeamte offensichtlich ein Bekannter von Helen war, hatte er jede Einmischung unterlassen.
    Lynley sah Davies-Jones an und spürte, wie sich eine tiefe Aversion in ihm festsetzte. Helens Liebhaber, dachte er und sagte es sich, wie um sich von der bitteren Unabänderlichkeit der Tatsache zu überzeugen, noch einmal vor: Das ist Helens Liebhaber.
    Dabei war er mindestens zehn Jahre älter als Helen, wahrscheinlich sogar mehr. Das wellige Haar begann an den Schläfen schon grau zu werden, das schmale Gesicht verwittert, aber er wirkte so drahtig und robust, wie seine keltische!Vorfahren dem Ruf nach gewesen waren. Und wie diese war er weder schön noch großgewachsen. Seine Züge waren scharf, wie steinern. Aber Lynley konnte nicht leugnen, daß der Blick des Mannes sowohl Intelligenz als auch innere Kraft verriet, beides Eigenschaften, für die gerade Helen einen Blick hatte und die sie besonders schätzte.
    »Sergeant Havers!« Proteste und Beschimpfungen hörten abrupt auf beim scharfen Klang seiner Stimme. »Begleiten Sie Lady Helen in ihr Zimmer, damit sie sich umziehen kann. Wo sind die Schlüssel?«
    Ein junges Mädchen näherte sich, blaß, mit großen Augen. Mary Agnes Campbell, die die Tote gefunden hatte. Sie trug ein silbernes Tablett mit den Zimmerschlüsseln des Hotels, und ihre Hände zitterten so stark, daß Schlüssel und Tablett in der plötzlichen Stille unangenehm laut klirrten. Lynley warf nur einen kurzen Blick auf das junge Mädchen, dann trat er zu den anderen.
    »Ich habe alle Zimmer abgeschlossen und die Schlüssel eingesammelt, unmittelbar nachdem sie - nachdem Miss Sinclair gefunden worden war.« Lord Stinhurst setzte sich wieder auf das Sofa am Kamin zu einer der beiden älteren Frauen. Sie nahm seine Hand. »Ich weiß nicht, was unter solchen Umständen das Richtige ist«, schloß Stinhurst erklärend, »aber ich hielt es für das Beste.«
    Als Lynley darauf kein Zeichen der Anerkennung zeigte, mischte sich Macaskin ein. »Als wir heute morgen kamen, waren alle schon im Salon. Lord Stinhurst hatte die ganze Gesellschaft dort eingesperrt.«
    »Wie entgegenkommend von Lord Stinhurst«, bemerkte Barbara Havers im Ton vollendeter Höflichkeit, aber mit eiskalter Stimme.
    »Such deinen Schlüssel heraus, Helen«, sagte Lynley. Sie hatte ihn seit seinen ersten Worten nicht aus den Augen gelassen. Auch jetzt spürte er ihren Blick auf sich, warm wie eine Berührung. »Alle anderen werden noch eine Weile hier aushalten müssen.«
    In dem Sturm neuer Proteste wollte Helen ihm etwas antworten, aber Joanna Ellacourt stahl ihr routiniert die Schau. Quer durch den Raum ging sie auf Lynley zu. Die Beleuchtung schmeichelte ihr, und sie bewegte sich wie eine Frau, die den Augenblick zu nutzen verstand. Das lange, lose herabfallende Haar lag wie sonnenglänzende Seide auf ihren Schultern.
    »Inspector«, sagte sie mit einer anmutigen Geste zur Tür, »ich wollte Sie bitten ... wenn es nicht zuviel verlangt ist. Ich wäre Ihnen ungeheuer dankbar, wenn ich nur ein paar Minuten für mich allein sein könnte. Irgendwo. Außerhalb dieses Raums. In meinem Zimmer vielleicht, aber wenn das nicht möglich ist, meinetwegen sonstwo. Ganz gleich. Hauptsache, es ist ein Stuhl da, auf dem ich mich niedersetzen und ein wenig sammeln kann. Nur fünf Minuten. Wenn Sie so lieb wären und mir das ermöglichen würden. Ich wäre Ihnen unendlich dankbar. Nach diesem schlimmen, schlimmen Tag.«
    Es war eine beeindruckende Vorstellung. Blanche Dubois in Schottland. Aber Lynley hatte nicht die Absicht, ihren Verehrer aus Dallas zu spielen.
    »Tut mir leid«, antwortete er. »Sie werden, fürchte ich, bei anderen Verständnis suchen müssen.« Dann wiederholte er: »Such deinen Schlüssel heraus, Helen.«
    Er wandte sich ab. »Ich bin oben im Sinclair-Zimmer«, sagte er zu Havers. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn sie umgezogen ist. Constable Lonan, sorgen Sie dafür,

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