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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Reinigungsarbeiten in den kommenden Monaten. Und die Bücherschränke versprachen gleiches Elend. Hunderte von Bänden - vielleicht sogar Tausende - standen da, alle in Leder gebunden und hinter Glas, und von allen strömte der gleiche Geruch nach Staub und Vergessenheit aus. Nichts als Arbeit, Wischen, Trocknen, Ausbessern ... Wo blieb nur Mary Agnes? Er mußte sie finden. Er mußte raus hier.
    In seiner Nähe jammerte eine Frau mit tränenerstickter Stimme. »Mein Gott, bitte! Ich halte das nicht mehr aus.«
    Innerhalb der letzten Wochen hatte Gowan eine milde Abneigung gegen Schauspieler im allgemeinen entwickelt. In den vergangenen neun Stunden jedoch hatte sie sich zu gründlichem Abscheu, insbesondere gegen diese eine Gruppe, gesteigert.
    »David, ich bin am Ende. Kannst du denn gar nichts tun, damit wir endlich hier heraus können?« Joanna Ellacourt lief wie eine Tigerin hin und her und rauchte nervös. Den ganzen Tag, dachte Gowan, paffte sie schon. Die Bibliothek stank fast nur ihretwegen wie ein einziger Aschehaufen. Und es war interessant, daß sie diesen neuen Höhepunkt nervöser Erregung erst erklommen hatte, als Lady Helen Clyde wieder ins Zimmer gekommen war und Gefahr bestand, daß die allgemeine Aufmerksamkeit sich ihr zuwenden und der große Star persönlich ins Hintertreffen geraten würde.
    David Sydehams Blick folgte jeder Bewegung seiner Frau. »Was soll ich denn tun, Jo? Soll ich die Tür einschlagen und dem Constable eins über den Schädel geben? Wir sind ihnen ausgeliefert, ma belle.«
    »Setz dich, Jo. Komm, Darling.« Robert Gabriel, der auf dem Sofa am Kamin saß, bot ihr die Hand und klopfte mit der anderen auf den freien Platz neben sich. Die Kohlen waren zu rotglimmenden Aschehäufchen heruntergebrannt. »Du strapazierst doch nur deine Nerven. Und genau das möchten die Bullen. Das macht ihnen nämlich die Arbeit leichter.«
    »Und Sie sind natürlich eisern entschlossen, nicht in diese Falle zu tappen«, bemerkte Jeremy Vinney mit falscher Freundlichkeit.
    Gabriel drehte sich hitzig nach ihm um. »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    Vinney ignorierte ihn. Er riß ein Streichholz an und hielt die Flamme an seine Pfeife.
    »Ich habe Sie was gefragt.«
    »Und ich habe keine Lust zu antworten.«
    »Jetzt hören Sie mal, Sie elender -«
    »Wir wissen alle, daß Gabriel gestern mit Joy Streit hatte«, bemerkte Rhys Davies-Jones ruhig. Er saß, am weitesten von der Bar entfernt, in einem Sessel beim Fenster. Schwarze Nacht starrte durch das Glas. »Ich denke, keiner von uns braucht versteckte Anspielungen darauf zu machen in der Hoffnung, daß die Polizei darauf anspringen wird.«
    »Darauf anspringen?« Robert Gabriels Stimme war scharf. »Nett, daß Sie mir den Mord in die Schuhe schieben wollen, Rhys, aber leider wird das nicht klappen.«
    »Nein? Hast du ein Alibi?« fragte David Sydeham. »Mir scheint, daß du zu den sehr wenigen Leuten gehörst, für die die Lage recht bedrohlich ist. Es sei denn, du kannst eine Bettgenossin vorweisen, mit der du die Nacht verbracht hast.« Er lächelte sarkastisch. »Wie steht's mit der kleinen Mary Agnes, hm? Vielleicht schwärmt sie ja jetzt gerade den Bullen von deiner phantastischen Technik vor. Ich seh förmlich, wie sie die Ohren spitzen. ›Was man als Frau erlebt, wenn man mit Robert Gabriel schläft.‹ Hübsch. Waren das vielleicht die Enthüllungen, auf die Joy gestern mit ihrem Stück zusteuerte?«
    Gabriel sprang auf, stieß an eine Stehlampe, daß sie ins Schwanken geriet und ihr Lichtschein wie wild durch den Raum geisterte. »Ich sollte dir -«
    »Hört auf!« schrie Joanna Ellacourt und drückte sich die Hände auf die Ohren. »Ich halte das nicht aus. Hört endlich auf!«
    Aber es war zu spät. Die sarkastischen Worte Sydehams hatten Gowan wie Faustschläge getroffen. Mit vier großen Schritten rannte er durch das Zimmer zu Gabriel und packte ihn.
    »Los, sagen Sie's mir!« schrie er. »Haben Sie Mary Agnes angerührt?«
    Aber die Antwort interessierte ihn gar nicht. Beim Anblick von Gabriels Gesicht brauchte er keine Antwort. Der Mann und der Junge waren gleich groß, gleich kräftig, aber der Zorn verlieh dem Jungen zusätzliche Kräfte. Mit einem einzigen Schlag streckte er Gabriel zu Boden und stürzte sich auf ihn, eine Hand am Hals des Mannes, während er ihm mit der anderen immer wieder ins Gesicht schlug.
    »Was haben Sie mit Mary Agnes gemacht?« brüllte Gowan.
    »Lieber Gott!«
    »Haltet ihn doch fest!«
    Die mühsam

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