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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dieser Sache auf den Grund zu kommen«, sagte sie eindringlich. »Simon, ich bin felsenfest überzeugt, bei den Rintouls liegt irgendwo eine dicke Leiche im Keller, und meiner Meinung nach hat man Inspector Lynley den Spaten in die Hand gedrückt, um sie zu vergraben. Vielleicht war's der Yard. Ich weiß es nicht.«
    St. James zögerte bei dem Gedanken an die Schwierigkeiten, in die er sich selbst bringen würde - auf der Kippe zwischen Lynleys Vertrauen und Barbara Havers' festem Glauben an Stinhursts Schuld -, wenn er einwilligte, ihr zu helfen. »Es wird nicht leicht werden. Wenn Tommy dahinterkommt, daß Sie Ihre eigenen Wege gegangen sind, Barbara, wird der Teufel los sein. Gehorsamsverweigerung nennt man so was.«
    »Dann sind Sie bei der Kripo erledigt«, fügte Helen hinzu, »und landen wieder im Streifenwagen.«
    »Glauben Sie, das weiß ich nicht?« Barbaras Gesicht war blaß, aber entschlossen. »Und wer ist erledigt, wenn hier tatsächlich die große Vertuschung stattfindet? Und wenn das durch irgendeinen Reporter - jemanden wie Jeremy Vinney zu!Beispiel - ans Licht kommt? Wenn ich diejenige bin, die Stinhurst unter die Lupe nimmt, ist der Inspector wenigstens gedeckt. Jeder Außenstehende muß annehmen, er hätte mir den Auftrag gegeben.«
    »Tommy bedeutet Ihnen etwas, nicht wahr?«
    Barbara wandte sich hastig ab bei Helens plötzlicher Frage. »Die meiste Zeit geht mir der gezierte Lackaffe fürchterlich auf die Nerven«, antwortete sie. »Aber wenn er schon fliegen muß, dann bestimmt nicht wegen eines Kerls wie Stinhurst.«
    St. James mußte lächeln über ihren Grimm. »Ich helfe Ihnen«, sagte er. »Ganz gleich, was dabei herauskommt.«

    Obwohl sich auf dem breiten Walnußbuffet die dampfenden Warmhalteschüsseln drängten, aus denen verlockende Frühstücksdüfte aufstiegen, war nur eine Person im Speisezimmer, als Lynley eintrat. Elizabeth Rintoul saß mit dem Rücken zur Tür und drehte sich, anscheinend völlig gleichgültig gegen den Klang seiner Schritte, nicht einmal um, als er hereinkam. Sie saß völlig starr und schob geistesabwesend ein Stück gebratenen Schinken auf ihrem Teller hin und her, grüßte nicht einmal, als Lynley mit einer Tasse Kaffee und einer Scheibe Toast an den Tisch trat.
    Sie war bereits für die Rückreise nach London gekleidet, so unvorteilhaft und nachlässig wie am Abend zuvor. Der schwarze Rock und der graue Pullover waren übergroß, und am Knöchel ihrer schwarzen Strümpfe war der Beginn einer kleinen Laufmasche, die gewiß im Laufe des Tages immer höher klettern würde. Über ihrer Stuhllehne hing ein mitternachtsblaues, bodenlanges Cape, ein altmodisches Kleidungsstück, das sich für dramatische Posen auf der Bühne geeignet hätte. Zu Elizabeth, so wie sie sich bis jetzt dargestellt hatte, paßte es überhaupt nicht.
    Daß sie nicht erpicht war auf Lynley Gesellschaft, zeigte sich augenblicklich, als er sich setzte. Mit steinerner Miene schob sie ihren Stuhl zurück und machte Anstalten aufzustehen.
    »Ich habe gehört, daß Ihr Bruder Alec mit Joy Sinclair verlobt war«, bemerkte Lynley, als hätte er den Aufbruchsversuch nicht wahrgenommen.
    Sie hob den Blick nicht vom Teller. Aber sie setzte sich wieder und schickte sich an, den Schinken in kleine Stücke zu zerschneiden, ohne eines davon zu essen. Ihre Hände waren ungewöhnlich groß, selbst für eine Frau ihrer Statur, die Handgelenke grobknochig, von langen Kratzern durchzogen, die mehrere Tage alt zu sein schienen.
    »Meine Katzen.« Elizabeths Stimme war mürrisch. Lynley gab keine Antwort auf die abwehrende Bemerkung, und sie fügte hinzu: »Sie haben meine Hände gesehen. Die Kratzer stammen von meinen Katzen. Sie mögen es nicht, wenn man sie bei der Paarung stört. Aber ich finde, gewisse Dinge müssen sich nicht gerade auf meinem Bett abspielen.«
    Es war eine doppeldeutige Bemerkung, unbeabsichtigt verräterisch. Lynley hätte interessiert, was ein Analytiker damit angefangen hätte.
    »Hätte es sie gefreut, wenn Joy Ihren Bruder geheiratet hätte?«
    »Das spielt doch wohl jetzt keine Rolle mehr? Alec ist seit langem tot.«
    »Wie hat sie ihn kennengelernt?«
    »Joy und ich waren zusammen im Internat. Sie kam manchmal in den Ferien mit zu uns nach Hause. Und dann war Alec auch da.«
    »Und sie mochten sich?«
    Bei dieser Frage hob Elizabeth den Kopf. Ihr Gesicht war völlig ohne Ausdruck. Es sah aus wie eine ungeschickt gemalte Maske. »Alle Männer mochten Joy, Inspector. Sie war ein

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