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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hatte.
    Das ließ St. James aufhorchen. »Gab es irgendwo im Haus Anzeichen gewaltsamen Eindringens?«
    »Mir ist nichts aufgefallen.«
    »Könnte noch jemand anders einen Schlüssel zum Haus gehabt haben?« fragte Helen und fügte gleich hinzu: »Aber nein, alle die an dem Stück ein Interesse hatten, waren ja auf Westerbrae. Es kann gar keiner von ihnen ... Es sei denn, der Betreffende ist in einem Höllentempo nach London zurückgekehrt und schaffte es, alles aus dem Haus zu holen, ehe Sie dort ankamen. Aber das ist schon ziemlich unwahrscheinlich, nicht wahr? Vermutlich gar nicht möglich. Wer könnte denn im übrigen einen Schlüssel zum Haus haben?«
    »Irene Sinclair, nehme ich an. Robert Gabriel. Vielleicht sogar .« Barbara stockte.
    »Rhys?« fragte Helen.
    Barbara fühlte sich unbehaglich. Die Art, wie Helen den Namen des Mannes sagte, verriet ihr eine Menge. »Möglich. Aus ihrer Telefonrechnung ging hervor, daß sie mehrmals mit ihm telefoniert hat. Und dazwischen hat sie immer wieder in einem Ort namens Porthill Green angerufen.«
    Ihre Loyalität zu Lynley hinderte sie, mehr zu sagen. Sie bewegte sich mit ihren heimlichen Ermittlungen sowieso schon auf sehr dünnem Eis; keinesfalls wollte sie Helen Informationen liefern, die diese dann, sei es unabsichtlich oder nicht, vielleicht weitergeben würde.
    Aber Helen brauchte gar keine weiteren Informationen.
    »Und Tommy glaubt, daß Porthill Green das Motiv ist, das Rhys zum Mord getrieben hat. Natürlich. Er sucht ja ein Motiv. Das hat er mir selbst gesagt.«
    »Aber das alles hilft uns nicht zu einem besseren Verständnis von Joy Sinclairs Stück.« St. James sah Barbara an. »Vasall«, sagte er. »Sagt Ihnen das irgend etwas?«
    Sie runzelte die Stirn. »Da kommen mir nur Gedanken an Feudalherrschaft und Rittertum. Glauben Sie, daß etwas anderes dahintersteckt?«
    »Irgendwie ist dieses eine Wort für die ganze Geschichte von Bedeutung«, antwortete Helen. »Es ist das einzige, was mir von der Lesung im Gedächtnis geblieben ist.«
    »Warum?«
    »Weil nur die Familie Rintoul seine Bedeutung verstand. Das war offensichtlich. Sie reagierten alle, als Joy die Passage vorlas, wo einer der Protagonisten des Stücks sagt, es falle ihm nicht ein, ein zweiter Vasall zu werden. Mir kam es vor wie eine Art Codewort, dessen tieferen Sinn nur die Familie erfaßte.«
    Barbara seufzte. »Und wie soll's jetzt weitergehen?«
    Weder St. James noch Helen konnten ihr darauf Antwort geben. Wieder versanken sie alle drei in nachdenkliches Schweigen, in das nach einigen Minuten verschiedene Geräusche von draußen hereindrangen; zuerst das Klappern der Haustür, die geöffnet und geschlossen wurde, dann die Stimme einer jungen Frau. »Hallo Dad, ich bin wieder da. Total durchgefroren und ausgehungert. Ich würde sogar kalte Spaghetti essen, wenn's sein muß«, rief sie lachend.
    Aus dem oberen Stockwerk kam Cotters strenge Stimme: »Dein Mann hat hier Küche und Keller leer gemacht, Kind. Da siehst du mal, was passiert, wenn du ihn soviel allein läßt, den armen Mann.«
    »Simon ist schon zu Hause?« Eilende Schritte waren aus dem Flur zu hören, dann flog die Tür zum Arbeitszimmer auf, und Deborah St. James rief: »Darling, du hast mir gar nicht -« Sie brach ab, als sie die beiden Frauen sah. Ihr Blick flog zu ihrem Mann, während sie die cremefarbene Wollmütze vom Kopf zog, so daß das kupferrote Haar ihr lose auf die Schultern fiel. »Ich habe bei einer Hochzeit fotografiert«, erklärte sie und stellte den Metallkoffer, der ihre Fotoausrüstung enthielt, neben der Tür ab. »Ich hatte schon Angst, ich würde überhaupt nicht mehr wegkommen. Und ihr seid so bald schon aus Schottland zurück? Wie kommt denn das?«
    St. James streckte ihr lächelnd beide Arme entgegen, und sie ging zu ihm. »Ich weiß genau, warum ich dich geheiratet habe, Deborah«, sagte er lachend und küßte sie. »Weil du so eine großartige Fotografin bist.«
    »Und ich dachte immer, du wärst verrückt auf mein Parfüm«, versetzte sie.
    »Keine Spur.« St. James stand aus seinem Sessel auf und ging zu seinem Schreibtisch. Er kramte einen Moment in einer großen Schublade, nahm ein Telefonbuch heraus und schlug es auf.
    »Was tust du denn da?« fragte Helen.
    »Deborah hat uns soeben die Antwort auf Barbaras Frage gegeben«, antwortete St. James. »Wie soll es jetzt weitergehen? Mit Fotografien.« Er griff zum Telefon. »Und wenn es die gibt, ist Jeremy Vinney der Mann, der sie uns besorgen

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