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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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hinaufzuschauen. Die Stille, die folgte, entsetzte ihn fast ebenso wie der Schrei. Guy stürmte ins Haus und eilte hastig die Stufen hinauf und in den Raum, aus dem der Schrei gekommen war.
    Zu seiner unendlichen Erleichterung fand er Hester unversehrt darin wieder. Sie stand wie erstarrt, den Blick auf eine offene Tür geheftet, die Hände auf den Mund gepresst, als hatte sie jeden weiteren Laut ersticken wollen.
    Im Nu war Guy an ihrer Seite und folgte ihrem Blick in einen, wie es schien, völlig gewöhnlichen Ankleideraum. „Miss Lattimer? Hester, was ist geschehen? Was hat Sie erschreckt?“
    Sie löste die Hände von ihrem Mund. „Die Perlen“, sagte sie mühsam und wies auf den Boden, der mit kleinen weißen Perlen übersät war.
    „Ihre Halskette ist gerissen. Machen Sie sich keine Sorgen. Die Perlen lassen sich leicht wieder aufreihen. Ich rufe Ihr Hausmädchen. Das kann sie aufsammeln.“
    „Sie ist zur nächsten Farm gegangen, um Eier zu besorgen“, erwiderte Hester ungeduldig. „Es ist nicht meine Halskette. Ich fand die Perlen an unserem ersten Abend hier auf dem Boden zerstreut. Wir sammelten sie auf und legten sie in jene Schale dort.“ Sie wies auf eine zierliche Porzellanschale auf der Frisierkommode.
    „Die Schale befindet sich immer noch an ihrem Platz. Wie kommen die Perlen also wieder auf den Boden?“
    „Vielleicht verstreute Ihr Hausmädchen sie heute Morgen und hat es versäumt, sie wieder aufzuheben.“ Guy sah, dass Hester zitterte, und berührte voller Besorgnis ihre Schulter.
    „Nein, sie kam gemeinsam mit mir herunter und ist seitdem nicht wieder im Haus gewesen.“
    „Und wie ist es mit dem jungen Ackland? Oder Ihrer Gesellschafterin?“
    „Jethro würde mein Schlafgemach nicht betreten, ohne mich vorher um Erlaubnis zu bitten, und ich weiß, dass Miss Prudhome seit dem Frühstück nicht oben war.“
    Guy blickte zum Fenster hinüber. Es war fast ganz geschlossen. Kein Lufthauch bewegte die schweren Vorhänge. Und welcher Windstoß hätte die Perlen auf den Boden wehen und gleichzeitig die Schale unversehrt lassen können?
    „Haben Sie eine Katze?“
    „Nein.“ Er spürte, wie sie die Schulter unter seiner Hand anspannte, als wolle sie sich für etwas wappnen. „Ich muss sie aufheben.“ Sie machte einen Schritt, blieb dann aber regungslos auf der Schwelle stehen.
    Guy kümmerte sich nicht darum, ob es sich schickte oder nicht. Er hob Hester kurzerhand hoch, schlug die Tür zum Ankleidezimmer mit dem Absatz zu und setzte sich mit Hester auf dem Schoß in einen Sessel. Streng verlangte er zu wissen: „Was hat das alles zu bedeuten?“
    Die einzige Antwort, die er bekam, war ein erstickter Laut. „Ich weine nicht. Ich bin einfach nur wütend auf mich, dass ich so ein Dummkopf sein kann.“
    „Nein, natürlich weinen Sie nicht.“ Guy zeigte die Geistesgegenwart, ihr nicht zu widersprechen.
    „Ich bin so ein Feigling“, fuhr Hester etwas deutlicher fort. „Ich war entschlossen, mir davon nicht die Ruhe nehmen zu lassen, und beim ersten kleinen Zwischenfall verliere ich die Fassung.“
    Was sollte er darauf erwidern? Wenn er die Sache mit den Perlen herunterspielte, war es, als stimme er ihrer vernichtenden Selbsteinschätzung zu. Räumte er hingegen ein, dass hier etwas nicht stimmte, würde er ihr Angst machen. Zwar käme es ihm sehr entgegen, sollte sie eine Abneigung gegen das Haus fassen, aber er wollte es keinesfalls auf diese Weise erreichen. Guy begnügte sich damit, ihr sanft die Schulter zu tätscheln.
    Es war seltsam angenehm, das zu tun. Hester Lattimer schmiegte sich vorzüglich an ihn, als sei sie dafür geschaffen. Sie war nicht schwer, aber auch nicht zerbrechlich.
    Ihr schlanker, doch fester Körper ließ darauf schließen, dass sie entweder oft ausritt oder viel spazieren ging. An den harten Muskeln seiner Schenkel und Brust fühlte sie sich entzückend weich an, und ihr Haar, das seine Nase kitzelte, duftete nach Rosmarin.
    Mit einem plötzlichen Ruck setzte sie sich auf und sah ihm in die Augen. „Verzeihen Sie, Mylord, Sie müssen mich in der Tat für sehr erbärmlich halten und dumm noch dazu, dass ich vor jedem Schatten zurückschrecke.“
    „Wissen Sie, Hester, wenn Sie einmal dazu übergegangen sind, sich auf die Knie eines Gentleman zu setzen, scheint es mir unangebracht, noch auf Formalitäten zu bestehen. Wollen Sie mich nicht Guy nennen?“
    Sie sah ihn befremdet an, und der Goldton ihrer faszinierenden Augen wurde etwas dunkler. „Das

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