02 - komplett
ihr ganzer Haushalt den Gottesdienst besuchen werde.
„Gibt es noch etwas, wobei ich Ihnen behilflich sein kann, Madam?“
„Nun, das können Sie in der Tat. Aber bitte bleiben Sie nicht hier draußen stehen.
Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten? Vielleicht eine Tasse Tee?“
„Nein, nein, Miss Lattimer, vielen Dank. Heute muss ich Ihr freundliches Angebot ablehnen, da noch ein Krankenbesuch ansteht. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich hegte die Hoffnung, Mrs. Bunting könne mir einige verlässliche Frauen empfehlen, die das Haus für mich reinigen. Und vielleicht auch einen Mann für den Garten und die Anbauten.“
„Aber selbstverständlich. Es gibt viele bedürftige Familien in der Gegend, die sich über die Arbeit freuen würden. Was die Gartenarbeit angeht, wäre keiner geeigneter als Ben Aston. Ich schicke ihn zu Ihnen. Noch einen schönen Tag, meine Damen.“
Und mit einem letzten Lüpfen des Hutes machte er sich mit überraschender Behändigkeit für einen Mann seiner rundlichen Statur auf den Weg.
Am Tor angekommen, hielt er inne und kehrte noch einmal zurück. „Vergeben Sie, wenn ich frage, Miss Lattimer, fühlen Sie sich auch ganz wohl im Moon House? Da Sie nach Dienerschaft suchen, nehme ich an, dass Sie bleiben möchten. Ich frage nur, weil das Haus so lange leer gestanden hat und, nun ...“ Er brach unsicher ab. „Ich hätte nichts sagen dürfen. Es gibt so viel Tratsch im Dorf. Guten Tag, Miss Lattimer.“
„Nun ja“, meinte Susan ohne Umschweife, als er nicht mehr in Hörweite war, „damit hat er jedenfalls nicht erreicht, dass wir uns wohler fühlen.“
„Aber wir bleiben doch, Miss Hester?“, drängte Jethro aufgeregt. „Auch wenn wir uns kein weiteres Personal leisten können?“
„Natürlich.“ Hester ging auf die Hintertür des Hauses zu. „Es ist mir gleichgültig, ob ich mir die Aushilfen leisten kann oder nicht. Seine Lordschaft soll ruhig mit eigenen Augen feststellen, dass ich entschlossen bin zu bleiben.“
4. KAPITEL
„Es geht nicht, Miss Hester. Dieses verflixte Zeug gibt einfach nicht nach. Ich brauche eine längere Leiter und eine starke Schere.“
Jethro sprang von der kurzen Leiter herunter, die etwas schief auf den Steinfliesen vor der Eingangstür stand, und sah finster zu dem wahren Dickicht von Efeu hinauf, das die Hälfte der Hausfassade verdeckte. „Warum warten wir nicht auf den Burschen, von dem der Vikar gesprochen hat? Der hat bestimmt eine eigene Leiter.“
Hester stand, die Hände auf die Hüften gestützt, neben ihm und sah nach oben.
„Ben Aston? Ja, er kann den Rest der vorderen Fassade übernehmen. Ich möchte nur sehen, was sich über der Tür befindet. Irgendetwas ist dort eingemeißelt.“
Heute Morgen war sie mit dem Verlangen aufgewacht, ihr Recht auf das neue Haus für jeden sichtbar zu machen. Maria hatte sich, wenn auch nur zaghaft, mit einer ellenlangen Einkaufsliste ins Dorf gewagt. Susan war eifrig dabei, den Messingtürklopfer und die Klinke zu polieren. Jethros Aufgabe war es, das Laubwerk zusammenzukehren, das den ganzen Weg bis zur Haustür bedeckte. Sobald er das getan hatte, störte sie der wuchernde Efeu über der Tür sogar noch mehr als vorher.
„Soll ich also eine Heckenschere oder so was suchen gehen, Miss Hester?“, fragte Jethro, der immer noch geduldig wartete, obwohl seine Nase in der Kälte ganz rot geworden war.
„Ja, bitte.“
„Es wird eine Weile dauern.“ Jethro ging um das Haus herum, während Hester sich der Tür näherte. Im Mauerwerk war eindeutig etwas eingemeißelt worden.
Ohne zu zögern, raffte sie ihre Röcke und kletterte die ersten beiden Sprossen der Leiter hinauf. Mit ausgestreckten Händen erreichte sie nur einige Efeuranken, und als sie an ihnen zog, rissen sie sofort ab. Verärgert stieg sie auf die nächste Sprosse und streckte wieder die Arme aus. Jetzt konnte sie richtig zupacken. Hester zerrte heftig, und plötzlich löste sich ein großes Stück von der Wand. Die Sprossenleiter geriet auf dem unebenen Boden ins Wanken, und Hester hielt sich erschrocken an einer Ranke fest. Doch sie spürte, wie diese unter ihrem Griff nachzugeben begann.
Was sollte sie tun? Springen? Ihre Balance wiederfinden? Doch der Efeu hielt sie nicht länger, und Hester fiel herunter – direkt in die starken Arme eines Mannes, der sie geschickt auffing und behutsam auf den Boden stellte.
Hester stand mit dem Rücken zu ihrem Retter, dessen Hände noch immer fest und doch sanft auf ihrer
Weitere Kostenlose Bücher