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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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und griff nach der Karaffe, um den Liebenden Zeit zu geben, sich wieder zu fassen.
    Auch er selbst musste erst seine Gelassenheit wiederfinden. Er zwang sich, die Finger zu lösen, die sich um den Hals der Kristallkaraffe verkrampft hatten. Bei dem Gedanken an Ruth und den Arzt drohte ihn so heftige Eifersucht zu überwältigen, wie er sie nie zuvor empfunden hatte. Diese neuartige Erfahrung gefiel ihm ganz und gar nicht. Trotzdem musste er widerstrebend zugeben, dass Dr. Bryant gut zu Ruth passte.
    Der Arzt schien ungefähr Mitte dreißig zu sein, genau wie er selbst. Der hochgewachsene Mann wirkte geradlinig und selbstbewusst, und Clayton wusste, dass er ein großes, gediegenes Haus besaß, weil er Dr. Bryant selbst dort abgeholt hatte. Nun musste er sich zusammenreißen, damit nicht zu deutlich wurde, dass er den Arzt schleunigst dorthin zurückwünschte.

    Das Cognacglas in der Hand und ein gezwungenes Lächeln auf den Lippen, drehte Clayton sich wieder zu den beiden um. „James schläft friedlich. Sicher geht es ihm morgen schon viel besser.“
    „Oh ... gut“, stieß Ruth hervor. „Sitzt Sarah noch an seinem Bettchen?“ Sie wünschte inständig, die Freundin möge erscheinen, um die Stimmung im Raum aufzulockern.
    Trotz seiner unverfänglichen Worte spürte sie, dass Sir Clayton düstere Gedanken beschäftigten – und sie hatten sicherlich nichts mit der plötzlichen Krankheit seines künftigen Patenkindes zu tun. Sein durchdringender Blick ruhte auf Ian Bryant, und es lag keinerlei Wärme darin.
    Einen Augenblick fühlte Ruth sich ganz schwindlig, als ihr einfiel, Sir Clayton könnte die verächtlichen Bemerkungen mitbekommen haben, die Dr. Bryant über ihn gemacht hatte.
    „Ich glaube, Lady Tremayne wollte nach dem Dinner sehen“, antwortete Clayton und schenkte Ruth ein strahlendes Lächeln, das sie nur noch mehr verunsicherte.
    „Das Gleiche hatte Gavin vor“, erwiderte Ruth und sprach sofort weiter, um nur ja keine Gesprächspause aufkommen zu lassen. „Wie kommt es nur, dass solche Notfälle immer dann eintreten, wenn alle Begleitumstände widrig sind? Es wäre wirklich ein Wunder, wenn so etwas tagsüber und bei schönstem Wetter passieren würde.“
    Stumm flehte sie die beiden Männer an, etwas zu ihrem belanglosen Geplauder beizutragen.
    Langsam wandte Clayton den mitleidlosen Blick von dem Arzt, der bereits angefangen hatte, leicht unruhig zu werden. Stattdessen nahm er Ruths angespannte Miene wahr und spürte Mitgefühl in sich aufsteigen. Ruth Hayden fürchtete offenbar, er könnte etwas tun oder sagen, das ihren Liebhaber verletzen würde. Und so gern er auch genau das getan hätte – ihr zuliebe nahm er sich zusammen. „Ich gehe davon aus, dass Dr. Bryant als Arzt einiges zu den Widrigkeiten des Schicksals zu erzählen hat, Mrs. Hayden.“
    Falls Clayton oder Ruth erwartet hatten, Dr. Bryant würde sich dadurch aufgefordert fühlen, ein paar Anekdoten beizusteuern, so sahen sie sich getäuscht. Er brummte nur etwas Unverständliches in sich hinein und stürzte seinen Cognac hinunter.
    „Noch einen?“ Höflich hob Clayton die Karaffe an. Nur die Ahnung eines Lächelns um seine Mundwinkel deutete an, welch großes Vergnügen es ihm bereitete, den würdigen Arzt von Willowdene wie einen trotzigen Schuljungen vor sich zu sehen.
    Ruth allerdings fing seinen ironischen Blick auf und begriff sofort. Verzweifelt machte sie einen letzten Versuch, ein höfliches Gespräch in Gang zu bringen. „Ich hoffe, dass die Straßen nicht unpassierbar geworden sind.“ Ihre Stimme klang dünn.
    „Oh, dieser Hoffnung kann ich mich nur anschließen“, erwiderte Dr. Bryant trocken.
    „Sonst wäre ich womöglich noch gezwungen, die ganze Nacht hier zu verbringen.“
    „Machen Sie sich keine Sorgen.“ Claytons Stimme klang trügerisch sanft. „Das Wetter kann mich nicht davon abhalten, Sie nach Hause zu bringen, komme, was da wolle.“
    Einen Augenblick lang sahen die beiden Männer sich kampfeslustig an, bevor Dr.

    Bryant den Blick senkte.
    Allmählich verlor Ruth die Geduld. Was fiel dem Arzt ein, seine schlechte Laune dermaßen offen zur Schau zu stellen, statt höflich abzuwarten, bis der Viscount und seine Gattin wiederkamen, damit er sich verabschieden konnte?
    Als hätten sie Ruths Stoßgebet gehört, erschienen in diesem Moment Gavin und Sarah.
    „Das Dinner ist noch essbar“, verkündete der Gastgeber. „Sind Sie sicher, dass Sie nicht mit uns speisen möchten, Dr. Bryant?“
    „Nein,

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