02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
Sie das nicht tun? Sie sind uns vom Vespers hierhergefolgt«, stellte sie fest. »Das stimmt doch?«
»Ja«, räumte Alex ein. Rechts von ihm trat Jack einen Schritt näher. Alex hob die Hand, um ihn zu beruhigen. »Ich habe die Wahrheit gesagt. Man will Sie dingfest machen.«
»Wann genau hatten Sie vor, mich zu warnen?«, fragte Heather. »Bevor oder nachdem man mich abgeholt hat?«
»Wer holt wen ab?«
Alex warf einen Blick nach rechts. Heathers Schwester stand unter der Tür in den Gang, das blau-violett-schwarze Haar zerzaust und nur mit einem lila Tanktop und einem schwarzen Minislip bekleidet. Neugierig musterte sie ihn mit ihren himmelblauen Augen von Kopf bis Fuß.
»Morgen, Annie«, sagte Heather. »Zieh dir einen Bademantel über.«
»Ich habe keinen.«
»Nimm meinen.«
»Gut.«
Aber sie machte keine Anstalten, den Bademantel zu holen. Stattdessen lehnte sie sich an die Wand, die Hände hinter dem Rücken, die Hüften vorgeschoben, und betrachtete Alex erneut.
»Augen zu mir, Lyons.«
Alex sah Heather an. Noch immer loderte Feuer in ihren Augen. Sie warf ihm seine Kapuzenjacke wieder zu. »Raus damit. Sagen Sie die Wahrheit. Was ist hier los?«
Er zog die Kapuzenjacke wieder an und fuhr sich dann mit einer Hand durch die Locken. Er spürte, wie sich Jack neben ihm bewegte. »Die haben erfahren, dass Dante Prejean …«
»Baptiste«, brummte Heather. »Er heißt Baptiste – und wer sind ›die‹?«
»Die Schattenabteilung.«
Heather zog eine Braue hoch und verschränkte die Arme über ihrer Brust. Alex konnte sich genau vorstellen, was sie dachte: So etwas gibt es nicht. Oder: Dieser Kerl redet Müll.
»Die Schattenabteilung existiert, und einige ihrer Projekte überschneiden sich mit denen des FBI.«
»Zum Beispiel Bad Seed«, meinte Heather, deren Miene auf einmal nicht mehr so skeptisch wirkte.
Alex nickte. »Exakt. Ihr Dad hat ein Mitglied der Schattenabteilung kontaktiert und dieser Person mitgeteilt, dass Dante Ihnen das Leben gerettet hatte, ohne sein Blut zu benutzen. Deshalb hat die Schattenabteilung beschlossen, Sie für Tests abzuholen, um herauszufinden, was er mit Ihnen gemacht hat und wie.«
Heather warf einen Blick in Richtung Gang. »Annie«, sagte sie leise. »Hol den Bademantel und zieh ihn über.«
Mit wütender Miene tat Heathers Schwester endlich das, was man ihr befohlen hatte. Sie verschwand im Flur. Als Alex seine Aufmerksamkeit wieder auf Heather richtete, massierte sie sich die Nasenwurzel.
»Was hat man mit Dante vor?«, fragte sie und ließ die Hand sinken. »Will man ihn auch dingfest machen?«
»Ich muss mit Dante persönlich reden«, erklärte Alex. »Was ich ihm zu sagen habe, ist nur für seine Ohren bestimmt.«
Das düstere Lächeln kehrte auf Heathers Lippen zurück. »Warum überrascht mich das nicht?«
»Ich bin auf Ihrer Seite, Heather. Auf Ihrer und Dantes.«
»Irgendwie bezweifle ich das, und Sie täuschen sich gewaltig, wenn Sie glauben, dass wir Sie mit Dante allein sprechen lassen.«
Wir? Alex’ Blick wanderte durch das Zimmer, von Gesicht zu Gesicht – weiß, kaffeebraun, schwarz. Alle sahen ihn argwöhnisch, unfreundlich und hart an. Auch in Alex begann sich Zweifel zu regen. Hatte er einen Fehler begangen, indem er Heather erlaubte, ihn zu finden?
»Setzen Sie sich aufs Sofa«, befahl Heather und trat zur Seite. »Machen Sie es sich bequem. Sie werden lange warten müssen.« Dann warf sie Jack einen Blick zu. »Behalte ihn im Auge.«
»Kannst Gift drauf nehmen«, sagte der Drummer.
Heather verließ das Zimmer und ging in die Küche. Alex hörte, wie sie in Schubfächern herumwühlte. Jack zeigte währenddessen mit seiner Waffe aufs Sofa. »Hinsetzen.«
Alex ließ sich an dem Ende nieder, das noch frei war, und machte es sich so bequem wie möglich. Wenige Augenblicke später kehrte Heather mit Panzerklebeband zurück, kniete sich vor ihn hin und band sorgfältig seine Handgelenke aneinander.
Ehe sie sich wieder erhob, betrachtete sie ihn einen Augenblick lang. »Wissen Sie, wie lange wir Zeit haben?«, fragte sie schließlich.
Alex sah sie an. Er wusste, dass sie ihm nicht mehr glauben würde, wenn er ihr nicht irgendetwas in die Hand gab. »Ich habe das Team getötet, das Sie holen sollte«, gestand er leise. »Dadurch haben Sie Zeit gewonnen. Aber ich weiß nicht, wie lange. Vielleicht ein bis zwei Tage.«
Heather holte hörbar Luft. »Warum?«
»Ich mag Sie, und der Gedanke, was Ihnen zustoßen könnte, wenn man Sie
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