02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
und wartete, dass sie ihren Trenchcoat aufknöpfte und auszog. Sie warf ihn ihm zu und marschierte dann zum Dodge Ram, wo sie ihre Hände auf das regennasse Dach platzierte und die Beine spreizte.
»Lassen Sie sich bloß nicht zu irgendwelchen klugen Bemerkungen hinreißen«, sagte Lyons, während er sie abtastete und seine Hände unter ihre Arme, über ihre Brüste und die Seiten wanderten.
Als seine Hände ihre Beine erreichte, spannte sich Heather an. Sie erwartete, dass er die Situation ausnützen würde. Aber sein Abtasten blieb schnell und professionell.
»Umdrehen.«
Heather folgte seiner Anweisung. Lyons hielt die Spritze mit dem Morphium hoch. »Nicht mal eine Überdosis«, kommentierte er. »Nachsichtig, Wallace?«
»Nicht mehr.«
Er gab ihr den Mantel und wartete, während Heather hineinschlüpfte und ihn wieder zuknöpfte. Ihre Tasche behielt er. Dann wies er mit dem Kopf auf den Pick-up, wobei ihm die hellblonden Locken in die Augen fielen. »Einsteigen. «
Nachdem Heather sich angeschnallt hatte, befestigte Lyons Kabelbinder um ihre Handgelenke. »Das ist nicht nötig«, sagte sie mit pochendem Herzen. »Sie haben meine Schwester … «
Er zuckte die Achseln und ließ den Motor an. »Manchmal sind auch Familienbande nicht das, was sie sein sollten.«
Heather musste an ihren Vater denken und stimmte Lyons innerlich zu. Dann richtete sie den Blick auf die Straße jenseits der Windschutzscheibe. Sie stellte sich Dante vor und malte sich eine Verbindungslinie zwischen ihnen aus – eine zeitweise Verknüpfung durch das Blut, das Dante in der Nacht zuvor von ihr getrunken hatte.
Du bist nicht allein, dachte Heather und hoffte inbrünstig, dass Dante in seinem gefangenen Bewusstsein die Worte hören konnte. Komm zu mir zurück.
Alberto Rodriguez schenkte sich eine weitere Tasse Kaffee französischer Röstung ein und goss ein paar Tropfen Sahne dazu. Er nahm einen Schluck und genoss den reichhaltigen Geschmack. Dann trug er die Tasse ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Couchtisch.
Er warf einen Blick auf den Boxkampf zwischen dem Mittelgewicht-Champion Miguel Garcia und dem aufsteigenden Star Mickey Dowd, der gerade auf dem Fernsehbildschirm zu sehen war. Rodriguez war immer für den Außenseiter und hatte sein Geld auf Dowd gesetzt.
Es war Freitagabend, was bedeutete, er hatte das Haus für sich. Sylvia besuchte ihre Familie in Bellevue, und die Mädchen verbrachten die Nacht bei Freundinnen. Am Freitagabend war Daddy immer allein daheim.
Er setzte sich aufs Sofa und nahm den Bericht von Heather Wallaces Arzt in Seattle zur Hand, den er sich ausgedruckt hatte, um ihn mit dem aus dem Krankenhaus in Washington zu vergleichen. Er legte die Füße auf den Couchtisch und begann mit einem gelben Leuchtstift diejenigen Stellen zu markieren, die besonders frappierend waren.
Die Verletzungen hätten tödlich sein müssen. Special Agent Wallace hätte in der Zeit, die zwischen dem Schuss und ihrem Eintreffen im Krankenhaus vergangen ist, eigentlich verbluten müssen.
Während der OP, die erforderlich war, um die Kugel zu entfernen, wurde festgestellt, dass ihre Aorta eindeutig neues Gewebe aufwies …
Das begeisterte Jubeln und Klatschen der Menge und die aufgeregte Stimme des Moderators ließ Rodriguez einen Moment lang von dem Bericht aufblicken. Garcia lag am Boden und kämpfte darum, sich wieder auf Hände und Knie zu erheben, ehe der Ringrichter ihn auszählte. Dowd tänzelte auf den Fußballen in seiner Ecke hin und her, wobei sein jungenhaftes Gesicht von einem glänzenden Schweißfilm überzogen war.
Rodriguez sah zu, wie sich Garcia an den Seilen auf die Füße hochzuziehen versuchte, was ihm nicht gelang. Die Glocke ertönte. Dowd riss die Fäuste in die Luft und warf den Kopf zurück.
Doch neben dem lauten Jubel, dem Schellen der Glocke und den Rufen glaubte Rodriguez noch etwas anderes wahrzunehmen, etwas, was eigentlich nicht da sein sollte – ein Knacken im hinteren Teil des Hauses.
Er setzte sich auf und horchte. Hatte er gerade das Hochschieben eines Fensters gehört?
Rodriguez legte den Bericht weg, erhob sich und ging steifbeinig in sein dunkles Arbeitszimmer. Seine Smith & Wesson M & P 45 befand sich im Waffentresor neben seinem Schreibtisch. Er kniete sich hin und gab den Geheimcode ein, um das Schloss zu öffnen. Dann holte er die Pistole heraus, entsicherte und lud sie. Als Rodriguez wieder aufstand, begann seine Haut zu prickeln. Jemand befand sich direkt hinter
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