Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
Vom Netzwerk:
Gesicht ab. Dann drehte er das Wasser ab.
    In der plötzlichen Stille hörte er ein scharfes Luftholen, das aus dem Wohnzimmer kam. Er eilte aus der Küche und sah, dass Annie vor dem Tisch im Esszimmer stand und auf die Fotos starrte, die dort auf dem dunklen Holz ausgebreitet waren.
    »Ist das meine Mom?«, fragte sie mit einer Stimme, die kaum lauter als ein heiseres Geflüster war.
    »Weiß nicht. Könnte sein.«
    »Sie hat ins Gras gebissen, weil sie eine Säuferin und Hure war«, sagte sie. Ihre Tonfall war teilnahmslos, wenn auch angespannt. Manisch begann sich Energie wie Elektrizität aus einer Steckdose aufzubauen, in der gerade ein Kurzschluss stattfand. » Wenn-sie-nicht-schon-tot-wäre-würde-ich-die-Schlampe-selber-töten-die-Säuferin-ich-hasse-sie-ich-hasse-sie- ich-hasse-alle…«
    Annies Leid und ihr Zorn trommelten wie Kinderfäuste auf Dante ein – schlugen, traten und schrien. Jäh wirbelte sie mit einer Geschwindigkeit, die fast der eines Nachtgeschöpfs gleichkam, herum und rannte durch die Wohnung auf die Brechstange
zu. Sie bückte sich und riss sie hoch. Dann drehte sie sich wieder um.
    Ihre Augen glühten, als hätte sie den Verstand verloren. Ihr herber Geruch erfüllte die Luft. Dante hatte diese Art von Verletzung schon mehrfach gesehen. Er hatte sie selbst empfunden. Er hatte sie in seinen zusammengeballten Fäusten und seinem Herzen getragen und nicht gewusst wohin damit.
    Annie schwang das Brecheisen. Ihre Fingerknöchel waren schneeweiß, so fest hielt sie die Stange. Ein wortloses Heulen drang aus ihrem Mund und fuhr einem Messer gleich Dantes Wirbelsäule entlang. Sie schoss wie eine gezündete Rakete los. Die Brechstange gab ein pfeifendes Geräusch von sich, als sie durch die Luft sauste.

7
KEINE VERBINDUNG
    Seattle, Washington · 22. März
     
    Heather lenkte den Trans Am auf einen Parkplatz, schaltete auf »N« und zog die Handbremse. Der Motor brummte leise und regelmäßig.
    Sie klappte ihr Mobiltelefon auf, holte tief Luft und wählte dann Dantes Festnetznummer. Sie kannte die Nummern seines Zuhauses und des Clubs auswendig und hatte sich mehr als einmal gewünscht, er hätte ein Mobiltelefon bei sich. Da sie Angst hatte, dass jemand ihr Mobiltelefon entwenden und die gespeicherten Informationen an sich bringen könnte – jemand mit Sonnenbrille, Anzug und dem typischen FBI-Haarschnitt –, hatte sie seine Nummern nie eingegeben.
    Das Telefon am anderen Ende der Leitung läutete und läutete. In ihren Ohren hallte das metallische Scheppern von Einkaufswagen wider. Sie war gespannt und nervös, während sie wartete, ob jemand abheben würde. Endlich hörte sie ein Klicken.
    »Oui?« Frauenstimme, Cajun. Simone.
    Heather stellte sich die hübsche, bodenständig wirkende Blondine vor, deren Locken bis zur Taille fielen. Sie sah die geheimnisvollen Augen der Vampirin ebenso vor sich wie deren schnell aufblitzendes Lächeln.
    »Simone, hier Heather«, sagte sie. »Heather Wallace. Ich
muss Dante sprechen. Ich weiß, er ist gerade auf Konzerttour, aber vielleicht hat ja er oder einer seiner Kollegen ein Handy, auf dem ich ihn erreichen kann?«
    »Nein, M’selle Wallace.«
    Nicht mehr Heather , sondern M’selle Wallace , dachte Heather.
    »Nicht einmal für Notfälle?«
    »Er will nicht immer erreichbar sein.«
    »Ich muss mit ihm reden. Es ist wichtig.«
    »Je m’en fichu. Ich kann Ihnen nicht helfen.« Simones Stimme klang ruhig und kalt. Ihre übliche Wärme war verschwunden.
    Heathers Muskeln spannten sich. Sie starrte durch die Windschutzscheibe in die von Laternen erleuchtete Nacht hinaus. »Ist seine Migräne besser geworden? Oder ist sie immer noch so schlimm?«
    »Viel schlimmer, und er lässt Lucien nicht in seine Nähe. Aber Sie interessiert das doch gar nicht.«
    »Natürlich interessiert es mich«, sagte Heather ruhig. »Ich mache mir Sorgen um ihn. Ich hoffe, eine Möglichkeit zu finden, ihm zu helfen.«
    »Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt: Sie können ihm nicht helfen. Das können nur wir.« Simones Stimme war so kalt, dass sie die Fenster hätte vereisen können.
    »Ich mag sterblich sein. Aber ich kann ihm helfen, egal, was Sie glauben.«
    »Wir werden sehen«, sagte die Vampirin und legte auf.
    Heather klappte ihr Mobiltelefon zu und warf es auf den Beifahrersitz. Sie fuhr sich mit den Fingern über die Schläfen. Sie hatte Kopfschmerzen. Sie durfte nicht hoffen, dass Simone die Botschaft weitergeben würde. Also musste sie es direkter versuchen.

Weitere Kostenlose Bücher