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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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sah Von an, wobei es in den Tiefen seiner dunklen, ungeschützten Augen golden schimmerte.
    »Es ist mir eine Ehre«, murmelte Von. Er hob die Hand, streichelte Dantes Haare und spielte einen Moment lang mit einer schwarzen seidigen Strähne.
    Dante fasste liebevoll nach Vons Handgelenk und führte es an die Lippen. Er schloss die Augen. Von spürte die Wärme seiner Lippen und dann einen kurzen Stich, als seine Reißzähne
seine Haut durchbohrten. Dann begann Dante in raschen Schlucken zu trinken.
    Von stieß einen Seufzer aus. Seine Finger krallten sich fester in Dantes Haar. Dante erzitterte und stöhnte leise. Lust durchfloss sie wie warmer Honig, pulsierte durch Lippen und Haut, von Bewusstsein zu Bewusstsein. Doch schon wenige Minuten später war es wieder vorbei. Dante hob den Kopf und schob Vons Arm weg. Als er aufstand, ließ Von sein Haar los.
    »Das war nicht genug, kleiner Bruder. Setz dich wieder.«
    Dante beugte sich vor, küsste ihn leidenschaftlich und teilte so einen Augenblick lang den traubensüßen Geschmack des Bluts und seine fiebrige Hitze mit ihm. »Es muss reichen«, wisperte er gegen Vons Lippen. »Ich kann nicht länger bleiben. Etwas … etwas in mir … erwacht.«
    »Dante …«
    Dante löste sich von Vons Händen, richtete sich auf, drehte sich um und ging. Über seine Finger lief knackend Energie. Blaues Feuer umgab seine Hände. Er ballte die Fäuste.
    Ein Schöpfer, und unkontrolliert .
    Auf Vons Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen, doch innerlich war ihm eiskalt. Er musste an die Frage denken, die ihm Dante am Louis Armstrong International gestellt hatte, während sie gemeinsam auf den Flug nach Seattle gewartet hatten: Wenn ich der einzige Schöpfer bin, den es gibt, wie Lucien behauptet, wer kann mir dann beibringen, was ich wissen muss?
    Nur Lucien kannte darauf die Antwort, und Lucien war seit einer Woche abgetaucht, eine Tatsache, die Von beunruhigte. Es war eine Abwesenheit, die ihn dazu brachte, nachts den Himmel zu beobachten und auf das Rauschen von Flügelschlägen zu lauschen.
    Beschütze ihn vor den Gefallenen, Llygad . Sie werden ihn gnadenlos missbrauchen.

    Lucien konnte nicht aus eigenem Antrieb den Kontakt abgebrochen haben. Das konnte nicht sein, vor allem nicht, nachdem er Von beauftragt hatte, ihm über Dantes Befinden immer wieder Mitteilung zu machen.
    Von sah Dante nach, der davonging, während blaue Flämmchen aus seinen noch immer geballten Fäusten züngelten und sein blasses Gesicht verzweifelt wirkte. Dem Nomad wurde klar, dass es nun an ihm war, eine Antwort auf Dantes Frage zu finden.
    Ehe es zu spät war.

17
GEHENNA
    Der Abgrund von Sheol · 22. März
     
    Krallen kratzten über Luciens Oberkörper und rissen sein Fleisch vom Schlüsselbein bis zur Hüfte auf. Schmerz durchdrang sein Bewusstsein wie ein rotglühendes Eisen. Er schwang in der Luft hin und her, wodurch sich die Haken, an denen er hing, noch tiefer in seine Schultern bohrten. Ein schnelles Schlagen vieler Flügelpaare fächelte ihm heiße, nach Schwefel stinkende Luft ins Gesicht, und das Gekreische des namenlosen Chalkydri erfüllte seine Ohren.
    Lucien weigerte sich, die Augen zu öffnen, wie es der Chalkydri verlangte. Er hatte seinen Folterknecht lange genug gesehen. Er wusste, wie er neben ihm in der schwarzen Grube schwebte, von seinen zwölf rasend schnell schlagenden Flügelpaaren in der Luft gehalten, während sich sein langer Schlangenkörper mit den dunklen, schimmernden Schuppen hin und her wand.
    Goldene Flügel, wie der Chalkydri mehrmals betonte, wobei er seinen Echsenkopf stolz hob. Von seinem Kopf standen halbmondförmig Federn ab, und seine Pfoten mit den riesigen Krallen strichen immer wieder über das juwelenbesetzte Fell. Das Gold der Hochgeborenen, betonte er.
    »Jahwe hat es immer wieder bedauert, euch Chalkydris erschaffen zu haben«, schwindelte Lucien mit heiserer Stimme. »Ihr seid der Beweis für seinen Wahnsinn, und …«

    »Mörder!«, zischte der Chalkydri. »Creawdwr -Mörder!«
    Wieder schlug er die scharfen Klauen in Luciens Brust. Ein weiteres Brandmal in seinem Bewusstsein. Jedesmal, wenn seine Wunden gerade geheilt waren, verpasste ihm der Dämon neue. So hatte er es gehalten, seitdem man ihn und Lilith gefangen genommen hatte.
    »Er hatte immer vor, euch wieder auszurotten«, fuhr Lucien durch zusammengebissene Zähne fort.
    Wütendes Kreischen erfüllte erneut die Luft. Das Schlagen der Flügel wurde lauter. Also, dachte er, sind mehr

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