02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
hatte, ob es sie wirklich einmal gegeben hatte oder wieder geben würde, lief tatsächlich in Gestalt eines schlanken, atemberaubend schönen jungen Mannes über die Erde.
Ein blutgeborener Prinz und ein gefallener Schöpfer.
Stellte Dante einen neuen Weg dar – einen neuen Weg für Gefallene, Vampire und Sterbliche?
Nachdem Caterina geschlafen hatte, wollte sie zu den Wells zurückkehren. Nachdem Dante in Damascus eingetroffen war, würde sie zu ihm gehen und ihm ihre Glock zu Füßen legen. Sie wollte ihn voll Demut fragen, ob sie ihm als Samurai und Beschützerin dienen dürfe, und sie würde ihn so lange nicht in Ruhe lassen, bis er Ja sagte.
Colleen Shep lenkte den gemieteten Lexus in eine Parklücke vor dem Doubletree und schaltete den Motor aus. Sie lehnte sich auf dem Sitz zurück und ächzte.
»Ich habe es gehört«, sagte Norwich und fuhr sich mit den Fingern durchs zerzauste Haar. »Der Flug war beschissen, die Autovermietung war noch beschissener, und der Verkehr vom Flughafen war nochmal eine weitere Steigerung.«
»Wollen wir wetten, dass sie unsere Reservierung vermasselt haben?«
Norwich lachte. »Gut, wetten wir. Wenn du gewinnst, lade ich dich zu einem Absacker in der Hotelbar ein, und wenn alles glatt läuft, bist du dran.«
»Abgemacht.« Shep fasste unter das Armaturenbrett und zog an dem Hebel, der den Kofferraum öffnete. »Wie sollen wir vorgehen?«
Norwich war gerade dabei, die Tür zu öffnen. Jetzt hielt er inne. »Untertags bei Wallace daheim vorbeischauen, wenn ihre Nachbarn bei der Arbeit sind.« Er rieb sich das Gesicht und überlegte. In der Stille hörte Shep das Kratzen seiner Bartstoppeln auf seinen Handflächen. »Wir sagen ihr, sie sei etwas Geheimem und möglicherweise Tödlichem ausgesetzt gewesen, und wir müssten sie deshalb ins CDC in Atlanta bringen.«
Shep nickte. »Wir könnten sie sogar um eine Liste all derer bitten, mit denen sie in Kontakt gestanden hat, um glaubwürdig zu klingen.«
»Gute Idee, gefällt mir«, antwortete Norwich, stieg aus dem Wagen aus und streckte sich. »Das sollte sie freundlicher stimmen. « Eine Brise, die nach Regen roch, wehte in den Wagen und zerzauste Sheps Haar, ehe Norwich die Tür schloss.
Sie warf einen Blick in den Rückspiegel, fuhr sich durchs superkurze schwarze Haar und versuchte, es wieder in Form zu bringen. Der Lexus schwankte, als Norwich ihre Koffer aus dem Kofferraum wuchtete. Sie hörte zwei gedämpfte Geräusche, nahm ihre Handtasche und stieg ebenfalls aus. Mit einem Druck auf die Fernbedienung an ihrem Schlüsselbund verschloss sie den Wagen.
»Weißt du, wir könnten morgen früh zuerst mal runter ans Wasser«, sagte sie und ging nach hinten zum Kofferraum. »Ich bin noch …« Sie hielt inne und starrte den großen Mann in Jeans und Kapuzenjacke an, der sich gerade über den offenen Kofferraum beugte. Es war nicht Norwich. Ihre Hand schoss zu ihrem Revolver, den sie in der Handtasche hatte.
Nicht-Norwich richtete sich auf und drehte sich um. Seine Kapuze verbarg sein Gesicht. Er zielte mit einer kleinen schwarzen Waffe – eine Betäubungspistole , wie Shep im Bruchteil einer Sekunde klarwurde – auf sie, die er in seiner behandschuhten Hand hielt.
Shep riss den Colt aus der Tasche. Legte den Finger um den Abzug. Doch noch ehe sie dazu kam abzudrücken, fiel etwas
über sie, etwas Geladenes und Prickelndes – wie ein Netz aus gewebtem Strom. Shep versuchte abzudrücken. Aber nichts geschah, als sie den Finger bewegen wollte. Sie war fassungslos.
Mit zusammengebissenen Zähnen zwang sie ihre Muskeln, in Aktion zu treten. Verzweifelt konzentrierte sie sich auf ihren Finger, befahl ihm, sich zu krümmen. Schweiß rann ihr über die Stirn. Nichts. Nicht-Norwich trat zu ihr und nahm ihr die Waffe aus der kurzgeschlossenen Hand.
»Ich bin FBI-Agentin«, brachte Shep mühevoll hervor. Aus der Nähe bemerkte sie blonde Locken unter der Kapuze.
»Ja, ich weiß«, sagte Nicht-Norwich. »Es tut mir wirklich leid. Es war nicht meine Idee.«
Sheps Blick wanderte zum Kofferraum, und ihr Herz begann zu rasen. Da lag Norwich. Man hatte ihn zusammengequetscht, damit er hineinpasste. Seine Augen waren halb geöffnet, sein Mund wirkte schlaff. Ihr wurde übel. »Wer …«
»Danken Sie der Seiltänzerin.«
Etwas stach in Sheps Arm. Sie flog in die Luft, schwebte auf den bereits mit Norwich vollen Kofferraum zu und fiel hinein. Ein seltsam flüssiger Schmerz durchfloss ihre Adern. Sie versuchte zu schreien, aber
Weitere Kostenlose Bücher