Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
Vom Netzwerk:
unten, streicht Athenas Decke glatt und stellt sicher, dass sie auch ganz zugedeckt ist. Sie wirkt körperlos wie ein Geist, die flackernde Erinnerung an eine Frau. Sie streicht ihr die Haare aus dem Gesicht. Es ist ein hübsches Gesicht, glatt und oval, mit blonden Brauen, einer sanft geschwungenen Nase und vollen Lippen. Ihre Augen scheinen jedoch zu glühen, als ob sie in Mondlicht getaucht sind. Und Dinge sehen, die Caterina niemals sehen wird.

    Athena hebt einen Arm, und Caterina spritzt ihr das Schlafmittel, wie Lyons sie in ihrem Telefonat angewiesen hat. Athenas Lider schließen sich. Die blonden Wimpern flattern noch einen Moment.
    »Fi la nana, e mi bel fiol, fi la nana, e mi bel fiol«, singt Caterina leise. Ihre Stimme klingt heiserer als die ihrer Mutter, nicht so lieblich.
    Athenas Flüstern wird leiser. Endet.
    Caterina beendet ihr Schlaflied und verlässt das Zimmer. Behutsam schließt sie die Tür hinter sich. Sie geht aus dem Haus, ohne Athenas Prophezeiung abschütteln zu können, sie sich wie eine niemals endende Wendeltreppe in ihrem Kopf dreht und ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt – Dante macht uns drei zur Heiligen Dreifaltigkeit.
    Jetzt lehnte sich Caterina auf ihrem Stuhl zurück, nahm die SoBe-Flasche von der Stirn und trank den restlichen Eistee. Sie hatte sich einen Augenblick lang überlegt, ob sie Athena eine tödliche Dosis verabreichen sollte. Doch ihr Ehrgefühl hatte es ihr verboten. Sie vertraute darauf, dass Lyons seinen Teil der Abmachung einhielt; sie musste auch ihren Beitrag leisten.
    Doch sie hatte ihrer Verpflichtung Genüge getan.
    Was auch immer die Zwillinge mit Dante vorgehabt hatten – es würde nie Wirklichkeit werden. Sie würden nicht lange genug leben, um ihm schaden zu können. Dafür würde sie sorgen.
    Irgendwann würde herauskommen, dass Beck tot und Caterina auf der Flucht war. Dann gab es zwei Möglichkeiten: Entweder würde man sie als Verräterin brandmarken, und ihr Leben würde nichts mehr wert sein. Oder die Angst vor Renata Alessa Cortini und den Höllenhunden, die sie auf die Schattenabteilung loslassen könnte, wenn Caterina irgendetwas zustoßen sollte, würde ihre Vorgesetzten davon überzeugen, den Vorfall besser unter den Teppich zu kehren.

    Ganz gleich, wie sich die Dinge entwickeln sollten – Caterina wusste, dass es klug war, von jetzt an und für viele Jahre besonders vorsichtig zu sein. Für viele, viele Jahre. Einige ihrer bald ehemaligen Vorgesetzten hatten ein gutes Gedächtnis, wie sie aus Erfahrung nur allzu genau wusste.
    Sie stellte die leere Flasche auf den Schreibtisch und erhob sich. Im Bad drehte sie die Dusche an und zog sich aus, während sie darauf wartete, dass sich das Wasser aufheizte. Gedankenvoll faltete sie nacheinander akkurat ihre Kleidungsstücke zusammen.
    Sie stieg unter die Dusche. Das heiße Wasser lockerte ihre angespannten Muskeln und minderte die Erschöpfung ihrer Glieder. Dampf stieg auf. Als sie ihren Kopf nach hinten legte und ihre Haare nass werden ließ, kam ihr eine Szene der Sicherheitsaufnahmen in den Sinn.
    Die Energie, die Dante umgibt, dringt in Johannas Körper. Sie explodiert in ihren Augen. Aus ihren Nasenlöchern. Ihrem schreienden Mund. Die Frau löst sich in feucht schimmernde Stränge. Dantes Energie trennt Johanna auf und zerrt jedes einzelne Element ihres Körpers auseinander.
    Liquidiert, demontiert sie.
    Johanna Moore läuft auf dem gefliesten Boden aus. Ihr Schrei endet in einem Gurgeln.
    Aus Dante dringt weiterhin Energie, knallt wie Peitschen durch die Luft und verändert alles, was sie berührt. Die Theke verwandelt sich in eine wogende, knorrige Kletterpflanze voll dicker Dornen. Johannas Waffe schlittert in diese Pflanze und verschwindet darin.
    Dantes schönes Gesicht ist ekstatisch. Er schließt die Augen und erzittert, während die Energie aus seinem Körper schießt und Flammen aus seinen Händen kommen.
    Mit einem letzten Beben verschwindet schließlich die Energie, und das Licht wird schwächer, bis es ganz ausgeht. Dante senkt die Hände und schlägt die Augen auf. Er blickt auf die
feuchten Stränge, die einmal Johanna Moore gewesen sind, schiebt sie mit seinem Stiefel auseinander und geht davon.
    Einen Augenblick lang verdrängte die Aufregung Caterinas Müdigkeit. Es gab so vieles, was sie ihrer Mutter erzählen musste. Die Blutlinie existierte nicht nur, sie hatte sich sogar weiterentwickelt. Jene Legende aus fernen Tagen, von denen man nicht mehr gewusst

Weitere Kostenlose Bücher