Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
Vom Netzwerk:
alt.
    Sie fasste in den dunklen Samtbeutel, der an ihrem Gürtel hing, und holte den Gegenstand heraus, den sie heimlich aus Luciens Hose genommen hatte, als dieser im Abgrund hing. Blutspritzer zierten das zerknitterte Papier wie ein Siegel. Creawdwr -Magie wisperte an ihren Fingern. Ihre Hände begannen, leicht zu beben.
    Wenn das echt und kein Trick Luciens war, um sie wie eine Närrin aussehen zu lassen, dann würden die Juwelen auf dem Chaosthron zu leuchten anfangen. Nur der Zauber eines Creawdwrs konnte den Thron zum Leben zu erwecken.
    Sie beugte sich vor und berührte mit dem blutigen Papierfetzen den dunklen Marmor.
    Der Chaosthron ging in Flammen auf.
    Lilith stolperte rückwärts und glitt mit ihren Schuhen von der Stufe. Sie stürzte von dem Podest, fing sich aber noch durch ein Flattern ihrer Flügel und landete sanft mit den Füßen auf dem harten Boden.
    Feuer umloderte den schwarzen Marmorthron. Kühle Flammen umgaben ihn wie eine Aura aus Dämmer – ultramarinblau, grünlich und amethystfarben. Die Saphire und Opale glühten in einer nie gesehenen Intensität, und Lilith hob eine Hand, um ihre Augen vor dem kalten Glanz zu schützen.

    Lumineszierende Farben erfüllten den Raum wie das erste Abendrot.
    Liliths Herz schlug ihr bis zum Hals. Noch nie zuvor hatte sie so ein Schauspiel gesehen, nicht einmal, als der Creawdwr auf dem Thron gesessen hatte, und das nur aufgrund weniger Blutstropfen des kindlichen Creawdwrs . Ihr Mund wurde trocken.
    Er heißt Dante und wurde als Vampir geboren. Er ist mein Sohn.
    Fola Fior und Elohim.
    Noch nie zuvor hatte es in der Geschichte der Elohim einen nicht reinrassigen Creawdwr gegeben.
    Tausend Möglichkeiten schossen Lilith durch den Kopf. Ihr Puls raste.
    Sie rannte die Stufen wieder hinauf und schnappte sich das blutige Stück Papier. Das Feuer und die schimmernden Farben verschwanden. Der Raum wurde wieder dunkel, und sie blinzelte, um wieder klar sehen zu können.
    Dann drehte sie sich um, senkte die Flügel und nahm das Seidentuch, um es wieder über den Thron zu werfen. Ungeschützte Gedanken drängten unwissend gegen ihr Bewusstsein, und ihr war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, ehe sie einer der Dienstboten fand.
    Oder noch schlimmer: Gabriel.
    Sie landete auf dem Marmorboden und faltete die Flügel hinter sich, ehe sie aus dem Zimmer eilte. Draußen fasste sie nach ihrem Schleier, doch er war weg. Angst breitete sich wie eine Flut in ihr aus. Sie wirbelte herum und rannte ins Empfangszimmer zurück.
    Ihr Schleier lag auf der untersten Stufe, wie eine Blutschliere auf dem dunklen Stein. Sie hob ihn auf, zog ihn sich über und legte die beiden Enden über ihre Schultern.
    »Was für eine freudige Überraschung, Täubchen«, sagte eine tiefe, honigsüße Stimme.

    Obwohl ihr Herz vor Angst fast aussetzte, gelang es Lilith, nicht zusammenzuzucken. Sie zog erst ihren Schleier zurecht, ehe sie sich umdrehte und Gabriel ansah. »Ich hoffe, ich habe dich nicht gestört«, antwortete sie gelassen. »Ich konnte nicht schlafen.«
    Er lehnte am Türpfosten, trug Rock und Sandalen und hatte sein Haar zu einem dicken Zopf geflochten. Seine Flügel steckten in seinen Rückenfutteralen. Ein geknoteter Reif zierte seinen Hals. Er warf ihr ein anteilnehmendes Lächeln zu. »Ich auch nicht.«
    »Kein Frieden für die Gottlosen«, antwortete Lilith und erwiderte sein Lächeln.
    »Wie wahr. Oh, wie wahr.«
    Sie ging zur Tür und hielt inne, als er keinerlei Anstalten machte, sich zu bewegen.
    Er berührte ihren Schleier mit einem Finger. »Was hat dich auf deiner Suche nach Schlaf gerade in dieses Zimmer geführt? Warum bist du nicht im Garten spazieren gegangen oder hast einen kleinen Nachtflug unternommen?«
    Lilith erwiderte Gabriels Blick. »Meine Unterhaltungen mit Samael habe Erinnerungen in mir geweckt, die ich schon lange tot geglaubt hatte«, sagte sie und gab ihrer Stimme einen Anklang von Kummer, »und … alte Gefühle.«
    Gabriel ließ die Hand sinken. Seine Augen blitzten belustigt. »Unterhaltungen? So nennst du das?« Er lachte. »Er baumelt namenlos im Abgrund, und das allein deinetwegen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er Lust zum Plauschen hat.«
    »Vielleicht macht es mir ja Spaß, ihn leiden zu sehen. Vielleicht macht es mir Spaß zu hören, wie er tobt und flucht.«
    »Das glaube ich sofort«, murmelte Gabriel. »Ich glaube, du kamst in dieses Zimmer, um deine Wut noch mehr anzufachen, um dich daran zu erinnern, was er uns genommen hat,

Weitere Kostenlose Bücher