02 - Schatten-Götter
Entfernung vor ihr dahinschlenderte.
Geh zu ihr. Ich werde dir erklären, was du zu tun und zu sagen hast.
Suviel Hantika seufzte, und dieses Geräusch war genauso leer wie ihr Gedächtnis. Dann stand sie auf und tat, wozu die Erden-Mutter sie aufgefordert hatte.
17
Ein Wort und ein Zeichen
In der tiefen, einsamen Finsternis,
Wo Knochen und zerbrochene Banner
Die uralten Steine bedecken.
CALABOS, UNTER DEN TÜRMEN, 4. AKT
Es schneite unablässig, doch auch der Schnee konnte den Gestank nach verbrannter Erde und versengtem Fleisch nicht überdecken. Der beißende Geruch drang Nerek erstickend in Hals und Nase, als sie mit Yarrams hundert Rittern aus dem Schildtor hinausritt. Ihr Blick fiel auf die breiten Abschnitte der Mauer rechts und links von dem Tor, deren Steine immer noch qualmten, trotz der zahllosen Fässer mit Wasser, die von den Zinnen hinuntergeschüttet wurden. Nerek hatte in ihrer Kammer im Palast gedöst, als die Angriffe begannen. Nach wenigen Momenten war sie angekleidet, bewaffnet und stürmte aus ihrer Kemenate. Sie hielt nur kurz inne, weil sie sich an Bardows Nachricht erinnerte, in der er sie bei Tagesanbruch dringend in seine Kammer bestellte. Sie ging jedoch davon aus, dass der Angriff schnell vorbei sein würde, und setzte ihren Weg fort. Als sie die Stadtmauer erreichte, loderten die Flammen bis zu den Zinnen hinauf. Die Soldaten auf dem Wall versuchten verbissen, die magischen Feuer zu löschen, obwohl sie zu keiner Zeit eine wirkliche Bedrohung zu sein schienen. Dann tauchten kleine Verbände von Feinden aus der kalten Finsternis auf und weitere Feuer brachen auf Flusskais und im Hafenbezirk aus. Jetzt wurde Nerek die Absicht des Feindes klar. Sie wollten Furcht und Schrecken verbreiten. Auf den Mauern hatte sie aus erster Hand Berichte gehört, wie einzelne Gestalten aufgetaucht waren, in den Lichtkreis der Fackeln stolperten und schreiend zu den Zinnen liefen, wo sie in einer fürchterlichen, flammen den Explosion ihr Ende fanden. Der Gedanke, dass der Feind aus der Stadt selbst kam, verängstigte die Männer und Frauen, welche die Mauern bewachten, sichtlich.
Als sich herumsprach, dass Yarram mit einer Schwadron der Kavallerie den Feind jagen wollte, stieg Nerek hastig von den Bastionen herunter und hastete zur Kaiserlichen Kaserne. Sie war zu einem Ritter des Ordens der Paladine befördert worden, und deshalb ritt sie jetzt auch mit diesen durch die eisige Dunkelheit. Yarram sollte mit seinen Männern die in der Nähe umherstreifenden Banden des Feindes abschrecken. Knapp ein Drittel der Ritter bestand aus leichter Kavallerie mit Lederkollern und Kurzbögen. Fünf von ihnen waren, wie Nerek bemerkte, Frauen. Wir die männlichen Bogenschützen trugen sie ihr Haar kurz unter Lederkappen oder Halbhelmen.
»Habt Ihr sie noch nie gesehen?«
Eine braungekleidete Reiterin näherte sich ihr, eine junge, blonde Frau, die unbewaffnet zu sein schien. Irgendwie kam sie Nerek bekannt vor.
»Nein«, gab Nerek zu und dann erkannte sie die Frau. »Ihr seid doch die Magierin, die mit Mazarets Patrouille geritten ist…«
Die andere nickte. »Terzis von Ornim«, sagte sie.
»Nerek … einfach nur Nerek. Und … wer sind diese Frauen?«
Terzis beugte sich zu ihr und senkte die Stimme.
»Man nennt sie die Töchter des Vater-Baums. Einige von ihnen waren bei den Jäger-Kindern, bis diese sich zerstritten haben, andere haben mit den Talbewohnern des nördlichen Rukang gekämpft…« Nerek wollte sich gerade erkundigen, warum man sie die Töchter des Vater-Baumes nannte, als Yarram seine Kolonne anhielt und aufteilte. Terzis und Nerek wurden getrennt, ebenso die Töchter des Vater-Baumes. Eine Gruppe sollte nach Norden um die Mauer reiten, während Nereks Einheit den südlichen Teil patrouillierte und, falls es keine ernsthaften Zusammenstöße gab, der Getreidestraße nach Süden folgen sollte, in der Hoffnung, die Verstärkung abzufangen, die einen Tag zuvor von Sejeend entsandt worden war.
Während sie weiterritten, sah Nerek, dass die Feuer den größten Teil der westlichen Mauer gezeichnet hatten. Hatte der Feind vielleicht geglaubt, die Tore ausbrennen zu können? Es bereitete ihr Unbehagen, dass von ihren Widersachern nichts zu sehen war. Sie trafen auf deutliche Hufspuren im aufgewühlten Schnee und Schlamm, als wären viele Pferde hier entlang gekommen. Nerek und die anderen Reiter schienen jedoch die einzigen Lebewesen zu sein, die sich hier in dieser finsteren Kälte
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