02 - Schwarze Küsse
Antiquitäten.«
Prue lächelte und schüttelte seine Hand. »Ich arbeite bei Bucklands.«
»Leider verstehe ich nicht sehr viel von Antiquitäten«, gab Roman zu, »aber ich bewundere Frauen, die nicht wie die anderen sind.«
Prue fühlte, wie sich ihr Magen zusammenballte. Ahnte dieser Mann womöglich, dass sie eine Hexe war? Obwohl sie wusste, dass das unmöglich war, hatte sie manchmal das Gefühl, dass man ihr ihre Kräfte an der Nasenspitze ansehen konnte. »Nicht wie die anderen?«, fragte sie.
Roman lächelte. »Vielleicht ist es Ihnen nicht aufgefallen, aber Sie sind die einzige Frau hier, die nicht Schwarz trägt.«
Prue blickte sich rasch um. Die meisten Frauen trugen Seide oder Chiffon, und sie waren alle in Schwarz gekleidet. Die Männer trugen ausschließlich schwarze Fracks. Prue blickte an ihrem roten Seidenkleid herab.
Sie blickte Jason wieder an und lachte beschwingt. »Ich glaube, man könnte sagen, ich bin von Dunkelheit umgeben.«
Er lächelte. »In der Tat. Ich finde, das Rot ist eine willkommene Abwechslung.« Er hob sein Champagnerglas, um ihr zuzuprosten. »Sie stechen damit quasi aus der Menge hervor.«
Prue nickte und hob ebenfalls ihr Glas. »Danke«, sagte sie und hatte das Gefühl, gleich vor Erleichterung zusammenbrechen zu müssen. So viel zu Elena und ihren lächerlichen Vorhersagen.
Sie verabschiedete sich von Jason Roman und schritt die Marmortreppe wieder hinab. Als sie auf halber Höhe ihr leeres Glas einem Kellner gab, entdeckte sie Robert Galliard im Erdgeschoss. Er machte gerade seinen Weg durch die Menge, um Lloyd Claiborne zu begrüßen.
Plötzlich wandte sich sein Blick ihr zu, als hätte er genau gespürt, wo sie in diesem Moment stand. Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen, und er begann die Stufen, die sie trennten, zu erklimmen.
Prue war überrascht, dass sie so erfreut war, ihn zu sehen. Sie hatte auf der Party schon viele Männer getroffen und sich auch mit einigen über die Bedeutung von Claibornes Kollektion unterhalten, aber niemand hatte die Ausgesuchtheit der Stücke bisher richtig zu würdigen gewusst. Sie ahnte, dass Robert dafür genau der Richtige war.
Phoebe hat Recht gehabt, stellte Prue jetzt fest. Ich und Robert, wir haben viel gemeinsam. Leider gab es da immer noch das kleine Problem mit dem Familiengeheimnis der Halliwells. Sie fragte sich, ob ihr Vater gewusst hatte, dass er mit einer Hexe verheiratet war. Schließlich hatte Mutter dieses Geheimnis sogar vor ihren Töchtern verborgen. Wird ein Teil meines Leben auf ewig ein Geheimnis bleiben?, fragte sich Prue.
Leider kam das Buch der Schatten nicht mit einer Bedienungsanleitung, was Hexen-Etikette anging - nur Beschwörungen, Formeln und kurze historische Abrisse, wenn es um Kreaturen ging, die durch die Nacht schlichen.
Robert hatte das Ende der Treppe erreicht und kam auf sie zu. »Hallo«, sagte er in seinem breiten französischen Akzent.
Prue fand die Art, wie er die Worte betonte, sehr charmant. Sie wollte ihn besser kennen lernen, und doch hatte sie Angst davor, wohin das führen konnte. »Sie haben das Feuerwerk verpasst«, antwortete sie und versuchte, ihre Stimme unverkrampft klingen zu lassen.
»Ich bin im Verkehr stecken geblieben. Ich habe auch befürchtet, Sie zu verpassen.« Er sah sie sehr intensiv an; seine blauen Augen schienen geeignet zu sein, in ihnen zu ertrinken.
Als er ihre Hand nahm, fühlte sie einen warmen Schauer ihren Arm herauflaufen. Prue wünschte sich inständig, wieder bereit für eine neue Beziehung zu sein. Aber sie war es nicht, und es war besser, diese Sache gar nicht erst ausarten zu lassen. »Ich war gerade im Begriff, zu gehen«, sagte sie daher.
Roberts Augen weiteten sich ungläubig. »Was für einen Sinn macht es, zu einer Silvester-Party zu kommen, wenn man schon vor Mitternacht wieder verschwindet?«
»Neugier. Seit ich bei Bucklands Auktionen angefangen habe, hat man mir von Claibornes Haus und seiner einzigartigen Sammlung erzählt. Ich konnte eine Einladung, die mir einen Blick darauf erlaubt, einfach nicht ausschlagen. Außerdem«, gestand sie, »hat Claire uns deutlich gemacht, dass es sich für alle Schätzer um einen Pflichttermin handelt.«
»Ja, so ist Claire«, stimmte Robert ihr mit einem Lächeln zu. »Aber Sie haben Recht, was die Sammlung angeht. Es ist eine der besten im ganzen Land. Besonders, da.« er blickte gespielt bescheiden, »... ich ihm einige der Stücke verkauft habe. Und Claire hat Recht. Je besser man
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